Nocturnus - The Science Of Horror

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VÖ: 23.03.2015
Bandinfo: Nocturnus
Genre: Death Metal
Label: Nuclear War Now!
Lineup  |  Trackliste

NOCTURNUS waren in vielerlei Hinsicht eine besondere Band und ein echtes kultiges Denkmal des Death Metal. Mit dem Debüt 1990 mitten ins grassierende Death-Metal-Fieber hineinkrachend, war die Band bald in vieler Munde. Berufene Death-Metal-Enthusiasten bzw. Tapetrader kannten die Band bereits aus dem Demostadium in den Endachtzigern. Einen Gutteil zu den Vorschusslorbeeren trug Drummer Mike Browning bei, der ehemals bei den mächtigen MORBID ANGEL engagiert war, sich aber mit seiner eigenen Band verselbständigte. Dazu kam, dass der Gute nicht nur die Drums bearbeitete, sondern (in bester TRIUMPH-, GENESIS- oder ABSU-Manier) auch noch für die Vocals verantwortlich zeichnete. Weiters herausstechend das in die Band integrierte Keyboard (bedient vom kultig benamsten "Louis Panzer"), was für damalige Verhältnisse bei weitem keine Selbstverständlichkeit, sondern vielmehr ein Novum dartellte. Nicht umsonst gilt das 1990 auf Earache Rec. erschienene Debüt „The Key“ als Klassiker des Death Metal.

Nuclear War Now! legt nun die beiden Demos der Florida-Deather neu auf. Zum einen das selbstbetitelte von 1987, zum anderen das titelgebende, zweite von 1988. Auf vorliegender Compilation geht's jedoch chronologisch umgekehrt zur Sache, zuerst kommt das Zweite zu Gehör, das mit dem herausstechenden „Before Christ After Death“ beginnt. Vom lässigen „Standing In Blood“ gefolgt, lassen vor allem die Chöre bei „Neolithic“ aufhören. Wenn man das folgende „Undead Journey“ mitrechnet, dann sind alle Songs auch auf dem Debüt-Longplayer zu hören, wenngleich „Undead Journey“ zurecht auch nur als CD-Bonus erschien.

Hier wurden die Grundsteine für ein tolles Album gelegt, das zwar Kult ist, allerdings trotz seiner Qualität aufgrund der anderen hochklassigen Veröffentlichungen jener Zeiten etwas untergegangen ist. Als Draufgabe gönnte uns die Band seinerzeit - neben anderen - noch „Lake Of Fire“, zu dem auch ein Video produziert wurde. Wo Demo II vom Soundbild recht gut war und selbst das Keyboard zu identifizieren war, kracht einem vor allem beim Debüt-Demo der rohe und ungeschliffene Sound entgegen (den Informationen zufolge stammen alle Aufnahmen für diese Veröffentlichung von den Originalaufnahmen jener Tage). Perfekt vergleichbar sind die Soundunterschiede bei der rumpeligen Urversion des damals noch „B.C.-A.D.“ benamsten Bandklassikers, die recht dumpf und undifferenziert, wenngleich authentisch und mit viel Charme daherkommt. Urwüchsig, vergleichsweise primitiv klingt dabei die gleichnamige "Bandhymne“, vor allem aus dem schnellen „Unholy Fury“ hätte man irgendwie mehr herausholen müssen.

Diese Demo-Compilation ist ein kultiges Dokument aus einer Zeit als Death Metal noch nicht im digitalen Zeitalter stattfand und vergilbte „Analog“fotos an jene Urzeiten erinnern, als oft mehrfach kopierte Tapes unter den Fans kursierten und Informationen lediglich aus Magazinen/Fanzines zu erhalten waren. Mit dem Zweitling „Thresholds“ von 1992 ging es leider qualitätsmäßig bergab, das Technical Death Metal/Science Fiction-Konzept hatte recht bald ausgedient gehabt (man legte einen ähnlichen Bauchfleck hin wie kurze Zeit später die Holländer PESTILENCE mit "Spheres"), mit dem Rauswurf von Mike Browning aus seiner eigenen Band war die Auflösung der Band quasi mitbesiegelt, erst einige Jahre später tauchte der Bandname wieder auf, aktuell ist Mastermind Browning als „NOCTURNUS AD“ (als "reformierte" Band, nicht unter dem Banner einer "Reunion") unterwegs.

Die Veröffentlichungspolitik von NWN! Rec. sei hiermit aber auch thematisiert. Eine auf 100 Stück limitierte Picture Disc-Auflage der Demos wurde anläßlich des Auftritts der Band auf dem vierten NWN! Fest 2014 in Berlin aufgelegt. Zum kommenden Gig von NOCTURNUS in San Francisco im März 2015 sollen wiederum 250 Stück in rotem Vinyl erscheinen (limitiert, mit dem Demo-Artwork), die Regulärversion soll dann im Laufe des Jahres zwar unlimitiert, aber mit anderem Artwork - siehe die Abbildung oben - erscheinen. Eine dicke Geldtasche wäre somit nicht fehl am Platze.



Ohne Bewertung
Autor: Thomas Patsch (16.03.2015)

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