Periphery - Juggernaut: Alpha / Juggernaut: Omega

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VÖ: 23.01.2015
Bandinfo: PERIPHERY
Genre: Progressive Metal
Label: Century Media Records
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Lineup  |  Trackliste

"Ach herrje", dachte ich, als PERIPHERY ihre "Juggernaut"-Dilogie angekündigt haben. "Die hatten doch schon auf 'PII: This Time It's Personal' den ein oder anderen Langweiler im Schlepptau", sponnen sich die Gedankenspiele schnell fort und die ein oder andere Meinung im Netz stimmte diesem Punkt nickend zu. Davon hat sich das amerikanische Prog-Sextett logischerweise nicht beeinflussen lassen, denn mit Kritik mussten sie sich seit jeher rumschlagen und so gab's Ende Jänner mit "Alpha" und "Omega" reichlich neues Futter, welches nun auch noch ambitioniert gegen den Fluch, den ein Doppelalbum auch mit sich tragen kann, ankämpfen muss. Mit Erfolg?

Mit 81 Minuten haben sich PERIPHERY jedenfalls ordentlich was vorgenommen, was in der Gegenüberstellung zum Vorgänger und seinen Schwachstellen eine Flucht nach vorne darstellt. Allerdings haben die Jungs schon zu Beginn das Momentum auf ihrer Seite, gelingt ihnen der Einstieg mit dem balladesk-emotionalen und mit verträumten Melodiespiel verzierten "A Black Minute" doch hervorragend. Wie daran und im folgenden schnell klar wird, haben PERIPHERY deutlich scheuklappenfreier komponiert, implementieren locker-jazzige Ruhepausen ("MK Ultra"), machen spärlichen, aber klug in Szene gesetzten Gebrauch von Dubstep ("The Scourge") und schrecken auch nicht vor erfrischenden Nintendo-Synthspielereien ("Alpha") zurück. Dabei kriegt man natürlich auch erneut die typischen Tiefton-Riffs des Genres vorgelegt, die glasklaren Groove-Nummern wie "Rainbow Gravity" eine gehörige Portion Härte verleihen, aber in diesem Teil auch häufig mit Ambient-Parts und weitläufigen Lead-Melodien ("Psychosphere") sowie technisch-verspieltem Stakkato ("22 Faces") zu einem stimmungsvollen Klangbild getunt werden. Die beiden Interludes "The Event" und "Four Lights" agieren auf diese Weise durchaus dem Hörfluss dienend und verhelfen "Juggernaut: Alpha" zu einem runden Gesamtbild.

Der Abwechslungsreichtum, den PERIPHERY schon immer innehatten, ist hier allerdings kein Fluch mehr, denn während so mancher Song der Vergangenheit ab einem gewissen Punkt gerne auch mal im Sand verlaufen ist, schafft es das Bandgefüge hier trotz deutlich erhöhtem Prog- und Tech-Metal-Anteil, nachvollziehbar zu bleiben und durchgängig Atmosphäre zu erzeugen. Stark verbessert präsentiert sich in diesem Zusammenhang auch der Kritiker liebstes Opfer Spencer Sotelo, der vor allem im harschen Bereich seines Stimmvolumens deutlich an Variabilität zugelegt hat, die klaren Passagen noch impulsiver und eingängiger vorträgt und letztlich den perfekten Gegenspieler zur instrumentalen Komplexität mimt.

In "Juggernaut: Omega" findet dann anschließend auch "Juggernaut: Alpha" sein Pendant. Kurz lässt man dem ersten Teil noch in "Reprise" Revue passieren, da nimmt "Juggernaut: Omega" auch schon kompromisslosere Züge (z.B. "The Bad Thing" und "Graveless") an, die den zweiten Teil insgesamt eine Tendenz düsterer, kerniger wie auch grooviger machen und dem entspannten, teils poppigen Ansatz von "Priestess" und einigen Refrains von "Juggernaut: Alpha" ansonsten kaum Entfaltung anbieten. Hinzu kommt, dass PERIPHERY hier auch ihre minimalistische Seite offenlegen, für die wohl "Hell Below" am besten Modell steht. Was man bei modernen Deathcore-Kapellen wohl auf Albumlänge ungefähr zwölf Mal zu Hören kriegt, fügt sich hier als einzelnes Stück wunderbar in den Kosmos des Doppelalbums und ist bei all der Progressivität auch ein gutklassiger Absacker. Den braucht man vor dem schwerer verdaulichen Titeltrack zu "Omega" und dem Abschluss "Stranger Things" auch, wobei sich der Hörer auch hier nach einer gewissen Zeit heimisch fühlt.

Die Unterschiede zwischen "Juggernaut: Alpha" und "Juggernaut: Omega" sind also klar abgesteckt: Während ersteres zuweilen etwas leichter und positiver ist, skizziert zweiteres ein eher kantigeres, zeitweise garstiges Gesamtbild, ohne jedoch die Charakteristiken von "Juggernaut: Alpha" gänzlich abzulegen.

Um zur Eingangs-Frage zurückzukehren: Es ist PERIPHERY gelungen, alle denkbaren Widrigkeiten auszuschalten. Die doppelte Packung "Juggernaut" wird kohärent vorgetragen, ist progressiver, technischer, facettenreicher und dadurch auch anspruchsvoller als alles, was diese hochveranlagte Truppe je auf die Beine gestellt hat und birgt dadurch ununterbrochen Atmosphäre, deutlich mehr Substanz sowie einen drastisch größeren Entdeckungsorbit, der die Geduld und Aufmerksamkeit des Hörers nach und nach mit grandiosem, modernem Prog Metal belohnt, einen fesselt und das Doppelalbum zu einem frühzeitigen Jahreshighlight ernennt.



Bewertung: 4.5 / 5.0
Autor: Pascal Staub (20.02.2015)

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