Skogen - Vittra (ReRelease 2015)

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VÖ: 23.02.2015
Bandinfo: SKOGEN
Genre: Black Metal
Label: Nordvis Produktion
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Lineup  |  Trackliste

Es gibt sicher Dutzende, wenn nicht Hunderte von Black-Metal-Kapellen, die das Wörtchen "Wald" in ihrem Namen tragen - egal ob aus atmosphärischem Einfallsreichtum (irgendwann in den frühen 90ern), Klischeedenke (irgendwann in den späten 90ern) oder Kreativlosigkeit (zu jeder anderen Zeit). Nur die wenigsten tun das zurecht, weil sie wirklich etwas damit verbinden und auch klingen, wie ein Wald sich eben anfühlt: Weit, einsam, wandelbar, beschützend, bedrohlich, verwirrend, mystisch. Gäbe es eine offizielle Black-Metal-Bandnamen-Vergabestelle, würde ich SKOGEN ihren Namen mit größter Freude zusprechen.

Das schwedische Trio hat nämlich noch im Jahr seiner Gründung und ohne vorhergehendes Demo Ende 2009 ein überaus gelungenes Erstwerk aufgenommen, das zwar bisweilen noch etwas inhomogen und nicht immer zwingend durchs Gehölz schrammelt, aber dafür das typische düstere Flair eines Black-Metal-Debüts atmet. Ein ReRelease ist also selbst fünf Jahre später angemessen, zudem mit einem überarbeiteten Artwork, das der fast verträumten Waldmystik-Musik gerechter wird als das Original.

"Vittra" verzichtet nämlich auf jegliche Form von Blast-Beats und erinnert in Tempo und Charakter eher an einen gemächlich dahinstapfenden Troll mit Garten- und Landschaftsbauausbildung und melancholischem Gemüt. SKOGEN sind Meister darin, schlichte, aber effektive, berührende Melodien in ihren Songs in Szene zu setzen, ein Keyboard-Highlight hier, eine ganz tolle Cleangesangspassage ("Ur Mörkret Hun Kommer") da und immer wieder brillante Akustikgitarren-Interludien im "Kveldssanger"-Stil ("Eld") angemessen zu präsentieren. Dabei halten sie geschickt die Balance zwischen drohender Monotonie und Detailüberfrachtung. Beides passiert zu keiner Zeit, was eine Kunst ist: Songs von nicht unter sechs und gerne auch mal zehn Minuten Länge spannend zu halten, ist keine Selbstverständlichkeit. Und das auch noch mit Gitarrenlinien und Bassläufen, die zwar wohlig bekannt, aber niemals ausgelutscht wirken und die latent hinterhältige Stimmung des Albums nie absacken lassen. Da stört noch nicht mal der unauffällig und sehr humanoid programmierte Drumcomputer oder die Tatsache, dass die Scheibe gegen Ende ein wenig redundant und langatmig wirkt.

"Vittra" zeigt also, dass SKOGEN 2009 bereits ein hübsches kleines Wäldchen waren, das in den folgenden Jahren schnell gewachsen und prächtig gediehen ist. Das Album ist sicher würdig, bei einem geschmackssicheren Label wie Nordvis wiederveröffentlicht zu werden, denn es ist der Setzling, der letztes Jahr zu dem wirklich mächtigen "I Döden" herangewachsen ist.



Bewertung: 3.5 / 5.0
Autor: Florian Dammasch (04.03.2015)

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