Annisokay - Enigmatic Smile

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VÖ: 20.03.2015
Bandinfo: ANNISOKAY
Genre: Post Hardcore
Label: SPV / Long Branch Records
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Lineup  |  Trackliste

Vor fast einem Jahr erschien das Debüt der Jungs von ANNISOKAY über ihr neu gewonnenes Label SPV/ Long Branch Records und konnte eine unfassbar hohe Fanbase um sich herum aufbauen. "The Lucid Dream[er]" wurde zwar schon im Jahre 2013 in Eigenregie veröffentlicht, doch konnte man anno 2014 diesen netten Deal eintüten, um dieses Werk erneut zu releasen. Seinerzeit hatte ich verhältnismäßig deutliche Worte für das Debüt der Jungs aus Halle übrig, ließ es mir dennoch nicht nehmen, ANNISOKAY und ihrem Nachfolgewerk "Enigmatic Smile" eine zweite und verdiente Chance einzuräumen. Interessant dabei fand ich bereits das Konzept, das Artwork und Albumtitel dabei umschreibt. Hierbei haben sich ANNISOKAY am Song "Smooth Criminal" von keinem geringeren als MICHAEL JACKSON orientiert, der in jenem Song damals ein Thema verarbeitet hat, mit welchem sicherlich fast jeder von uns bereits konfrontiert wurde, der CPR-Puppe Annie. Jene Puppe dient zum Erste-Hilfe-Kurs und soll den Teilnehmern lebensrettende Maßnahmen näher bringen. Um das Thema zu einem Ende zu führen, müsste ich noch extrem weit ausholen und das würde zu weit führen. Google verschafft sicherlich Abhilfe. Fasziniert hat es mich allemal.

Musikalisch haben sich ANNISOKAY in Relation zum Debüt definitiv weiterentwickelt, was der Opener "Carry Me Away" eindrucksvoll zu belegen weiß. Keine elektronischen Spielereihen, keine großartig verzerrten Vocals, sondern eine Nummer, die mit minimalistischen Mitteln extrem viel Atmosphäre zu erzeugen weiß. Die Produktion ist wie schon auf dem Debüt wieder sehr beachtlich und wuchtet mit Gewalt aus den Boxen. Perfekt klappt auch erneut das Zusammenspiel zwischen Shouter Dave und Clean Vocalist Christoph, die sich auf jeder Ebene ergänzen. Wo das Debüt mich kaum bis gar nicht erreichen konnte, weil es wie eine x-beliebige Kopie einer x-beliebigen Post-Hardcore-Band wirkte, bleiben ANNISOKAY mit "Enigmatic Smile" bodenständig und konzentrieren sich aufs Wesentliche. Starke Melodien gepaart mit aussagekräftigen Lyrics und einer toll inszenierten Instrumentierung heben das neue Werk mit Leichtigkeit vom Debüt ab. Tiefgestimmte Gitarren, die fast schon ins Djent-artige abdriften erwarten uns beim geradezu vor Atmosphäre strotzenden "Naked City", das in den Strophen mit ruhigem Gesang punktet und in einen tollen Doppelchorus mündet, der einerseits brutal und andererseits sehr melodisch daher kommt. Hier sitzen die Melodien schlichtweg, hauen auf den Punkt genau das raus, was ich mir von einer Band wie ANNISOKAY gewünscht habe. Auch die Tatsache, dass die Truppe auf einen meiner Kritikpunkte quasi eingegangen ist, erfüllt mich mit Freude. So habe ich mir für das zweite Werk erhofft, dass man den Songs eine gewisse positive Energie aufdrückt und nebst dem "Smile" schafft das unter anderem der grandiose Rausschmeißer "What Is Left", der in den Strophen zwar bitterböse wirken mag, im Chorus aber wiederum ungemein viel positive Vibes zu versprühen weiß. Auch Feinheiten wie dieser leicht asiatische Touch bei "Wolves In The Walls" versetzt mich in einen geradezu euphorischen Zustand und lässt mich vergessen, was mir am Debüt der fünf Jungs nicht zu gefallen wusste. Hier erreichen ANNISOKAY definitiv ein neues Level und verleihen sich selbst viel mehr Charakter als des "The Lucid Dream[er]" vermochte.

Über die vergangenen zwei Jahre wurde auch sehr deutlich, wie ausgelutscht und halbtod das Post-Hardcore-Genre ist, was dazu geführt hat, dass meine Wenigkeit nur noch selten auf echte Diamanten in diesem Genre gestoßen ist. ANNISOKAY haben es mit "Enigmatic Smile" vollbracht, auch mir ein Lächeln ins Gesicht zu zaubern und die Schwächen vom Debüt gänzlich aus meinem Kopf verschwinden zu lassen. Wer Bock auf bodenständigen Post Hardcore hat, der einerseits brutal und düster, andererseits aber doch wieder sehr energisch und fast schon positiv wirkt, der kommt um diese Scheibe nicht herum. Grandioses Teil!



Bewertung: 4.0 / 5.0
Autor: Sonata (16.03.2015)

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