Murg - Varg & Björn

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VÖ: 30.03.2015
Bandinfo: MURG
Genre: Black Metal
Label: Nordvis Produktion
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Lineup  |  Trackliste

"Varg & Björn", das ist nicht etwa die romantische Liebesgeschichte einer Deutschrock-Pagan-Band und ihres größten Fans. Vielmehr handelt es sich um einen kometengleichen und völlig unerwarteten Einschlag aus Schweden, den wir zwei scheinbar völlig unbeleckten Musikern zu verdanken haben, die sich unter dem Banner MURG formiert haben. Der Bandname mag wie die hilflosen Äußerungen eines magendarmgrippalinfizierten Grottenolms klingen, aber die Platte... meine Fresse. MEIIIINE FRESSE. Und sowas aus dem Nichts.

Nun werden MURG den Black Metal nicht mehr revolutionieren. Gottseidank nicht. Im Gegenteil geben sie ihm aber so viel Magie zurück, dass jeder, der 1994 noch die kryptischen Interviewaussagen von gerüchteumwehten Black-Metal-Göttern in alten Ablaze-Heften gelesen, die handkopierten Democassettencover in der Hand gehabt und die Schminkbilder mit Fackeln im verschneiten Wald mit einem leichten Gänsehautschauer im Nacken genossen hat, vor Freude in Weinkrämpfe verfallen wird. MURG brauchen acht Tracks und keine vierzig Minuten, um alles zurückzuholen, was vor zwanzig Jahren den Reiz am Black Metal ausgemacht hat. Die schneidenden, sägenden Riffs, die zum Niederknien elegischen Dreitonmelodien ("Grännen Är Din Fiende"!!!), das donnernde Drumkit, der Kathedralenhall. Songs aus zwei oder drei Parts, jeder davon bestechend und in einer geradezu überheblichen Treffsicherheit aneinanderarrangiert, dass die ganze Platte vor Erdung und Kraft förmlich sprüht. Dazu: Totaler Verzicht auf alles, was mit technischen Meisterleistungen oder zu verkopften Arrangements zu tun hat. Hübsche Keyboards? Kinderkram. Minutenlange Intros? Überbewertet. MURG dampfen alles, was schwedischen (oder überhaupt skandinavischen) Black Metal vor der Orthodoxiewelle ausgemacht hat, auf seine Essenz ein und schnüren es mit Talent und Gefühl zu einem packenden Paket - die ganze Dunkelheit, die Kälte, die Schönheit, die Überlegenheit, die Größe, das Mystische, das Unbekannte.

Das schaffen sie zum einen roh, aber nicht unbedingt ungeschliffen im Geist der alten GORGOROTH ("Nejderna Brinner" oder "Varg & Björn"), dann wieder fast folkig, aber unendlich traurig ("Massvandring & Blodbad"), ein anderes Mal mit stolz geschwellter Brust, ("Den Starkes Rätt"), manchmal aber auch atmosphärisch und undurchschaubar, wie das ENSLAVED mit 14 zelebriert haben ("Farsoternas Afton"). Lediglich im ausleitenden "Ett Slut, Ingen Början" fehlt es ein bisschen an Stringenz, gerade im Direktvergleich zu allen vorigen Tracks, die jeder für sich einen eigenen Charkater tragen.

Man merkt schon - trotz seiner Kompaktheit ist MURGs Debüt beileibe kein repetitives Retrofest. Im Gegenteil schafft es das Duo, sowohl mit einem unkitschigen naturnahen Konzept (Wolf und Bär stehen hier vermutlich sinnbildlich für verschiedene Bezüge zur Natur) als auch einer angenehm modern-zeitlosen Produktion einen alten Geist in eine neue Zeit zu transportieren. DARKTHRONE kopieren kann jeder, aber mit so einem Album aus dem Nichts um die Ecke zu schieben, das ist nicht nur großartig, das hat auch einfach Stil. Daran fehlt's leider zu oft.



Bewertung: 4.5 / 5.0
Autor: Florian Dammasch (01.04.2015)

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