Ereb Altor - Nattramn

Artikel-Bild
VÖ: 24.04.2015
Bandinfo: EREB ALTOR
Genre: Viking Metal
Label: Cyclone Empire
Hören & Kaufen: Amazon | Ebay
Lineup  |  Trackliste

Wenn EREB ALTOR ihren Veröffentlichungszyklus in den nächsten Jahren weiterhin so hoch halten, sehe ich meinen Garn für Rezensionen der Schweden bald aufgebraucht. Vor drei Jahren kam "Gastrike" und damit einige Neuerungen im Sound, nur ein Jahr später das famose "Fire Meets Ice" und Ende April stehen Mats und Ragnar mitsamt ihren mittlerweile zwei Mitstreitern und "Nattramn" im Gepäck schon wieder auf dem Kalender. Wenn ich es nicht besser wüsste, würde ich glatt behaupten, die beiden ISOLE-Masterminds haben sich einer Missionierung verschrieben.

Wahrscheinlich tut man der aus Gävle in Schweden stammenden Formation damit aber gar nicht mal so Unrecht, denn ihre Liebe und Verehrung BATHORY gegenüber und das Antreten dessen Erbe ist spätestens seit dem Debüt "By Honour" kein Geheimnis mehr. Was EREB ALTOR dabei seit jeher auszeichnet, ist, dass sie keine 1-zu-1-Kopie des Quorthon'schen Schaffens darstellen, sondern bei allen Parellelen ein eigenständiges Gewand angelegt haben, dem man seit "Gastrike" auch verstärkt Black-Metal-Einflüsse untermischt.

Mit "Fire Meets Ice" jedenfalls scheint man zuletzt die perfekte Mischung aus Melancholie und kantiger Härte gefunden zu haben, weswegen sich mir im Vorfeld zu "Nattramn" trotz der Hochklassigkeit des bisherigen Schaffens die Frage stellte, was EREB ALTOR dieses Jahr noch im Köcher haben. Besitzt man überhaupt noch Inspiration? Schmeißt man einige Dinge wieder über den Haufen, oder geht man kein Wagnis ein? Nach dem beschwörend-düsteren Intro "The Son Of Vindsvalr" haben die Schweden auf alles eine Antwort. Sie bedienen einfach ihr komplettes Repertoire. Während "Midsommarblot" als Opener noch auf epische Chöre, getragene Atmosphäre und energischen Klargesang setzt, wirft der Titeltrack die Stimmung mit angeschwärztem Thrashriffing, schneidendem Knurren und fantastischem Solo gen Düsternis um. Lassen sich beide Stücke auf jeweils einen Gesangsstil festmachen, baut das stark vom Keyboard untermalte "The Dance Of The Elves", wie von den Vorgängeralben bekannt, auf beide, wodurch die weitscheifigen Strophen plus Refrain regelmäßig erschüttert werden, ohne dass dabei das verwunschene Flair zerstört wird.

Durch den Abwechslungsreichtum, den EREB ALTOR auf diese Weise in ihre Kunst haben einziehen lassen, haben sie es geschafft, in einem Genre, dass häufig auch durch zu hohe Konventionalität gezeichnet ist, über viele andere Bands hinauszuwachsen und spannend zu bleiben. So stiess "Gastrike" beispielsweise vielen vor den Kopf, war nach dem ersten Durchgang zu wenig BATHORY und zu viel Black Metal, gehörte aber nur kurze später schon zum Besten, was man in diesem Sektor bekommen konnte. Im Wissen darüber ist das schroffe "Dark Waters" nicht mehr verwunderlich, veranschaulicht zusammen mit dem melodischen "Across The Giant's Blood" sowie dem abschließenden "The Nemesis Of Frei" aber die Selbstverständlichkeit, mit der bei EREB ALTOR ein Rädchen in's nächste greift. Vor allem letzteres profitiert nochmals von einem wunderbar platzierten Break zwischen der finster-hymnischen Einleitung und der rasenden Schwarzmetallattacke, die darauf folgt.

Was "Nattramn" aber wie schon seine Vorboten ausmacht, ist die Ausstrahlung bzw. die Atmosphäre, die es eigens erbaut. Und der Nachdruck, mit dem es sich in die Köpfe vieler Fans hochwertigen Viking Metals fräsen wird. "Nattramn" ist wie aus einem Guss, fehlerlos, es lotet die bisher geschaffenen Kontraste noch konsequenter aus, ist in der Grundstimmung etwas trüber, setzt die Qualitätstradition des schwedischen Quartetts aber kompromisslos fort. Wenn EREB ALTOR erklingen, entstehen Bilder, kommt Gänsehaut auf, wird es mitreißend. Während sich Quorthon bei vielen Genrevertretern im Grabe rumdrehen würde, müsste er sich hier die Freudentränen wegwischen. Ich bleibe dabei: Sein Erbe liegt hier in den richtigen Händen. Ein früher Anwärter auf das Album des Jahres.



Bewertung: 5.0 / 5.0
Autor: Pascal Staub (13.04.2015)

WERBUNG: Innfield Festival
ANZEIGE
ANZEIGE