Entrails - Obliteration

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VÖ: 15.05.2015
Bandinfo: ENTRAILS
Genre: Death Metal
Label: Metal Blade Records
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Lineup  |  Trackliste

Dem geneigten Schwedentod-Liebhaber müssen ENTRAILS wohl kaum vorgestellt werden. Dass die Band jedoch bereits seit Anfang der 90er-Jahre in der (tiefen) Underground-Szene mitmischt, wird hingegen eher nicht jedem bekannt sein. Dass ENTRAILS dabei nie wirklich ein Bein auf den Boden bekommen haben und nicht mal ein Demo an den Start gebracht haben, dürfte wohl ein Mitgrund für diesen Umstand sein. Tatsache ist jedenfalls, dass die Schweden zumindest seit dem 2011er "The Tomb Awaits"-Longplayer in berufenem Death-Metal-Munde ist bzw. sein sollte. Wer hat´s erfunden... eh klar, nicht die Schweizer, sondern die Spezialisten von F.D.A. Rekotz, welche die Band ab bzw. mit dem 2010er Albumdebüt in eine etwas breitere Öffentlichkeit hievten. Die Schweden beschwören mit den Eitervocals von Joakim Svensson, der morbiden Grundatmosphäre, dem tiefergelegten, gleichsam melodischen Gitarrensound und den liebgewonnenen Songstrukturen den für immer fesselnden Geist der End-80er/Anfang-90er herauf, als Schweden-Death das nächste große Ding war, Sunlight Studios, Dan Seagrave, Tomas Skogsberg & Co. in aller Munde waren und Legionen von Bands und Fans in ihrem Soundverständnis von den skandinavischen Protagonisten geprägt waren, welche ein echtes (und auch das einzige wirklich ernstzunehmende) Gegengewicht zum erfolgreichen und durchschlagskräftigen Florida-/US-Death-Metal darstellten.

Wie schon die Vorgänger enthält auch Album Nr. vier einen bunten Strauß an Genre-Krachern, die für Bewegung in den Stretch-Jeans der ewiggestrigen, aber stilsicheren Death-Metal-Ghouls, IKEA-style, sorgen. Düstere Glocken im Opener "No Cross Left Unturned" läuten ein amtliches akustisches Massaker ein, das gleich im zweiten Track "Epitome Of Death" mit seinem "Marche Funebre"-Ende für Begeisterung sorgt. Und munter setzt sich der Abschädel- und Schlachtplatten-Blues mit "Beyond The Flesh" fort, der mit "Skulls", "Midnight Coffin" oder "Bonestorm" zum Mitgrölen einlädt, während sich der markante Titelsong behäbig und dank melodischer Gitarrenarbeit in die Hirnrinde fräst. Eigentlich ist damit zum Thema ENTRAILS alles gesagt ... wer auf die Aushängeschilder des Elchtod-Sounds (DISMEMBER, ENTOMBED, GRAVE oder in zeitgemäßer Version DEMONICAL oder BLOODBATH) steht, kommt nicht an ENTRAILS vorbei. Das Innovationspotential der Band bewegt sich angesichts der bereits Anfang der 90er gezeigten Klasse zwar Richtung Null, aber die von ENTRAILS an den Tag gelegte Elchtod-Zelebration in hoher Vollendung ergibt in Summe vier Punkte. Genreklassiker und Trademark-Songs haben andere erschaffen, daran besteht kein Zweifel, allerdings verstehen sich die vier Schweden allzu gut auf ihr Handwerk, was "Obliteration" zu einer starken Langrille macht. Ironischerweise kommt die stärkste Konkurrenz für die Schweden mit REVEL IN FLESH oder LIFELESS gleichsam aus dem ehemals gleichen Stall, wohingegen der Status der Deutschen FLESHCRAWL wohl weiter ungeklärt bleibt.



Bewertung: 4.0 / 5.0
Autor: Thomas Patsch (08.05.2015)

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