Rotzpipn - Das dümmste Gericht

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VÖ: 30.05.2015
Bandinfo: ROTZPIPN
Genre: Punk
Label: Eigenproduktion
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Lineup  |  Trackliste

'Die Lieder von Rotzpipn handeln von Sünde und Exzess, von Liebe und Leiden und natürlich von Völlerei und Wahnsinn. Stilistisch servieren sie einen Grenadiermarsch aus verkochtem Wienerlied, flambiertem Metal, gehacktem Punkrock und volksdümmlichem Schlager garniert mit den Resten ihrer eigenen Selbstachtung.' Na Bumm. So liest sich der Pressetext von ROTZPIPN, deren angeblich schon drittes Album "Das dümmste Gericht" gerade angekettet im Dungeon of Promos zur Sektion am lebenden Objekt freigegeben wurde. Das Niveau des witzig-spritzig formulierten Promotextes kann das Album selbst dann aber zu keiner Sekunde halten.

Mit altbackenen Strukturen, in denen einfach im Baukastensystem simple, tausendfach von Garagenbands kopierte Riffs und Schemata zusammengemixt wurden, ist "Das dümmste Gericht" schon einmal nicht gerade eine Ausburt an musikalischer Kunst. Zwar gut produziert und ordentlich gespielt, bleiben ROTZPIPN über weite Strecken hinweg musikalisch anspruchslos. Da wird mit "Hausmasta" im besten ALKBOTTLE-Stil (ROTZPIPN durften das Publikum selbiger auch schon einmal als Vorband beschallen) der kleinen, traurigen Hausmeisterin nachgeeifert, und bei Titeln wie "Bummzua" muss man vermutlich auch selbst in der gleichen Verfassung sein um den Song lustig zu finden.

Reggae-Einschlag gibts beim "Rauschtourettesyndrom", und billige Ziehharmonika auf Provinzzeltfestniveau ist bei "Blaue Augen" zu hören. Im Protestsongcontest-Beitrag "In Oasch Geh" setzen die Simmeringer auf altbewährte Punkrock-Tradition mit exzessivem textlichem Mittelfingereinsatz. "Schlagzeilen" beinhaltet ausnahmsweise ein bißchen Wahrheit, wenn auch äußerst ungelenk in die Welt geplärrt, dafür wurde "Errr" vermutlich aus der untersten Schublade der Songideen gezerrt, inklusive Rülpsgeräuschen. Der niveautechnische Tiefflug setzt sich bei "I steh auf Viecher" fort, das zwar ein wenig Biss hat, aber als Ode an die Fleischfresser selbst bei überzeugten Karnivoren mehr Kopfschütteln als Schmunzeln hervorruft. Gut, zumindest der Seitenhieb aufs Schweinderl aus der BILLA-Werbung lässt die Mundwinkel einen Millimeter zucken.

Und dann ist da noch ein Song mit dem unschuldigen Titel "Chuck" und Countryeinschlag. Hier werden schlichtweg alle Chuck-Norris-Witze die nicht bei drei auf dem Baum waren verwurstet, und in einen höhepunktslos dahinleiernden Track verpackt. 'Wenn der Herrgott net hilft, frag Chuck Norris'. Vielleicht erbarmt er sich ja, und verpasst ROTZPIPN einen Roundhouse-Kick?

Bei "Das dümmste Gericht" ist der Titel wirklich Programm, denn dem Hörer wird ein Niveaulimbo sondergleichen geboten. Untermalt von simplem, altbacken wirkendem Punkrock mit äußerst fragwürdigen genretechnischen Ausflügen, mögen die hochlyrischen Ergüsse vielleicht im Simmeringer Beisl oder bei einer Eitrigen und ein paar Blech gut ankommen. Aber westlich der Hauptstadt wird man dem eher fragwürdigen Humor von ROTZPIPN wenig abgewinnen können. Überdies haben ALKBOTTLE das alles schon mit deutlich mehr Biss und ausgefeilteren Lyrics vorgemacht. Wer mit den Kult-Proletenrockern bereits nichts anfangen kann, sollte daher einen großen Bogen um "Das dümmste Gericht" machen.



Bewertung: 1.5 / 5.0
Autor: Anthalerero (28.05.2015)

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