ABATTOIR - Vicious Attack (ReRelease)

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VÖ: 22.06.2015
Bandinfo: ABATTOIR
Genre: Power Metal
Label: Marquee Records
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Lineup  |  Trackliste  |  Credits  |  Trivia

ABATTOIR sind eine jener legendären Bands, die gemeinsam mit Combos wie HALLOWS EVE, SAVAGE GRACE oder RAZOR den Underground der Mittachtziger gehörig aufgemischt bzw. mitgeprägt haben. Witzigerweise erschienen einige wichtige Veröffentlichungen der "Bruderbands" wie das hier besprochene 1985 ("Tales Of Terror", "Master Of Disguise", "Executioner´s Song", EXCITER marschierten schon vorher, AGENT STEEL finden weiter unten Erwähnung). Mit ihrem Stammsitz inmitten des damals unumstrittenen Musik-Mekkas Los Angeles stürmten die jungen Wilden 1982 los, die Metalwelt mit ihren Power/Speed-Metal-Granaten zu bombardieren. Für Kenner klingende Namen wie John Cyriis (später Frontsirene bei den großen AGENT STEEL, welche 1985 ihre Perle „Skeptics Apocalypse" veröffentlichten) und Juan Garcia (der noch später mit EVILDEAD zwei lässige Longplayer veröffentlichte bzw. ebenfalls AGENT STEEL mitbegründete) mischten im Schlachthaus mit, sodass die Band auch als Spielwiese für spätere Metal-Glanztaten fungieren sollte. Alien-Visionär Cyriis war jedoch schon nicht mehr an Bord, als 1985 „Vicious Attack“ (mit Steve Gaines am Mikro) über das renommierte US-Label Combat erschien. Fix ist, dass neben Gaines noch Mark „The Shark” Caro an der Gitarre und Basser Mel Sanchez auf dem Debut spielten. Namentlich auf dem Backcover erwähnt werden die beiden Danny´s (Amaya/Drums und Oliverio/Gitarre), obwohl anscheinend die bereits nicht mehr bandzugehörigen Juan Garica und Robert Wayne die Sechssaitige bzw. das Schlagzeug eingespielt hatten.

Marquee Records legen das ABATTOIR-Debut nun zum 30jährigen Veröffentlichungsjubiläum neu auf. Und ein Wiederhören mit diesem Kleinod US-amerikanischer Metal-Kunst ist eine echte Freude. Tracks wie der Opener "Screams From The Grave" sind wahre Speed-Granaten, voller Dynamik und Energie und den melodiösen wie aggressiven Vocals von Steve Gaines. Die Titel sprühen nur so vor Authentizität, die jugendlich-ungestüme Frische der Beteiligten trieft aus jeder Note und der organische, leicht übersteuert klingende Sound verzückt ohnehin jeden Liebhaber des Genres, auch wenn der Gesamtsound des Albums inhomogen wirkt (Vor allem die letzten drei Songs klingen deutlich heller und mit mehr Hall ausgestattet). Der Titeltrack "Vicious Attack" rückt inmitten der flinken Riffattacken die melodischen Fähigkeiten der Kalifornier in den Vordergrund, während sich "The Living And The Dead" getragener präsentiert. "Stronger Than Evil" schneidet alsdann wieder rasiermesserscharf und mit einigem Hall rein, bevor der Fronter bei "Don´t Walk Alone" geile Screams ausstoßen und sich die Sechssaiterfraktion solomäßig austoben darf. "Game Of Death" ist wieder mit diesem geilen, krachig-crunchigen Gitarrensound versehen und powerthrasht das Album als letzte und gleichsam längste Nummer ins Langzeitgedächtnis der Speed Maniacs.

Ein heutiges No-Go war damals auch noch erlaubt, immerhin unterzog das Quintett das damals noch frischere MOTÖRHEAD-Cover „Ace Of Spades“ einer Eigeninterpretation. Kein Wunder, dass das englische Trio gecovert wurde, man höre nur den teils gut dröhnenden Bass (etwa auf den ersten beiden Stücken). Der Rest ist Metal-Historie, die drei Dekaden zurückreicht, jedoch mehr denn je von der nachrückenden Metal-Garde für sich entdeckt und fanatisch zelebriert wird. Auf dem lässigen Nachfolger „The Only Safe Place” (1986) spielten nur mehr 2/5 der Debut-Besetzung. Nur mehr Gitarrist Mark Caro und Basser Mel Sanchez hatten den Erstling überlebt, die Stimme steuerte Mike Towers bei. Kurze Zeit später löste sich die Band ohnehin auf, um Jahre später wieder unter dem Banner ABATTOIR aufzutauchen und zuletzt u.a. auch auf dem KIT 2009 aufzutreten, der aktuelle Status der Band ist unklar. Zurück bleibt ein Speed/Power Metal-Diamant, der jeden auf eine Zeitreise in jene heißen Tage des Juli 1985 im brodelnden Rocknabel LA einlädt, als Metal und Rock noch richtig kochten! Da spielt es auch keine Rolle, dass keine Bonustracks (trotz kurzer Spielzeit von 27 Minuten) draufgepackt wurden oder dem Ganzen auch kein neues optisches Gewand etc. gegönnt wurde.



Ohne Bewertung
Autor: Thomas Patsch (17.06.2015)

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