Controlled Bleeding + Sparkle In Grey - Perversions of the Aging Savant

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VÖ: 01.06.2015
Bandinfo: Controlled Bleeding
Genre: Industrial
Label: OFF
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Lineup  |  Trackliste

Split Alben haben seit jeher einen eher schlechten Ruf. Zu oft wird die Resterampe der beteiligten Bands geplündert und ein eher halbherziges Produkt auf den Markt geworfen, was kein Mensch benötigt. Von einer echten Zusammenarbeit der beteiligten Bands ganz zu schweigen. Umso spannender war die Ankündigung, dass die US-amerikanischen Noise-Pioniere CONTROLLED BLEEDING mit den italienischen Post-Rock Größen SPARKLE IN GREY eine gemeinsame Veröffentlichung planen. Stilistisch könnten beide Bands auf den ersten Blick kaum weiter voneinander entfernt sein.

CONTROLLED BLEEDING haben sich in ihrer Vergangenheit einmal quer durch den Noise-Underground gearbeitet. Von dröhnenden Ambient Landschaften über totale Noise Massaker wie "Plegm Bag Spattered" bis hin zu Industrial-Rock/-Metal nahen Veröffentlichungen war alles dabei, zuletzt waren die Arbeiten sehr Freestyle-Jazz geprägt. Letzteres macht sich auch auf vorliegendem Split-Album bemerkbar.

Auf der anderen Seite haben wir da die noch relativ junge italienische Band SPARKLE IN GREY, die regelrecht zart, progressiv und mit ausladender Instrumentierung hantiert und dabei Soundteppiche erschafft, die stellenweise an GODSPEEDYOU!BLACKEMPEROR erinnert.

Zunächst eröffnen CONTROLLED BLEEDING mit einem von einer prägnanten Gitarre, Drums und diversen Samples durchsetzten intro bevor "Garage Dub" den eigentlichen Rundumschlag einleitet. Eine groovende Basslinie, verspielte Drums und jazzige Gitarrenimprovisationen durchziehen das Stück. Durch die immer treibenderen Drums und die heftig verzerrten Gitarren könnte man fast die Bezeichnung Jazz-Metal verwenden. Auffällig ist der sehr organisch-natürliche Sound. "Springtime in Brooklyn" klingt so wie es heißt. zarte Glockenspiele, Piano Fetzen entfalten eine angenehm unaufgeregte Grundstimmung, natürlich garniert mit unfassbar frickeligen aber unaufdringlichen Sologitarren.

Was danach kommt ist eher das, wofür man CONTROLLED BLEEDING kennt und liebt. "Perks Pt. 1" ist ein totales Noise-Massaker. Hier treffen elektronisch erzeugte Geräuschwände auf stampfenden Rhythmen, atonales Klangchaos auf schreddernde Gitarren. Danach folgt wieder ein totaler Bruch mit "Birdcanned Pt. 1", welches sehr ruhige Improvisationen bietet und vor allem mit den progressiven Gitarren und Drum Spielereien glänzt und schon fast an moderne, klassische Künstler erinnert.

"Birdcanned Pt. 2" ist dann ca. 1:20 Minuten atonaler Unsinn, bevor es mit SPARKLE IN GREY und "Idiot Savant Pt. 1" los geht.
Zarte Pianoklänge, die eröffnenden Töne erinnern an das Hauptthema von "Die Moldau". Die Streicher ünterstreichen die zutiefst melancholische Grundstimmung. Im zweiten Teil gesellen sich noch Gitarren, Bassgitarre und diverse Samples hinzu. Eine leicht mittelalterliche Atmosphäre durchzieht das Stück. Im dritten Teil werden die Streicher und die harmonischen Elemente abgelöst von Noisigen Loops und Geräuschen und schlagen so die Brücke zu CONTROLLED BLEEDING. Der vierte Teil greift auf elektronische Drums und Elemente zurück, viele verschiedene überlappende Streicher Spuren bilden eine Art sanften Drone. "Mevlano Pt. 1" erinnert durchaus an eine ruhigere Variante der letzten SWANS Alben. Schicht um Schicht wird der Sound hier abgetragen, bis zum Ende.

Die aus dem Jahr 2012 stammende Live Aufnahme von CONTROLLED BLEEDING greift die Stimmung auf und beendet eine großartige Split CD von zwei Ausnahme Bands / Künstlern.

Trotz der teilweise krassen Gegensätze hat das Album einen gewissen Fluss. Jedes Stück und jede Stimmung ergibt sich aus dem vorhergehenden Lied. Eine wunderbare Platte, in die man sich aber am besten mit Kopfhörern hineinfallen lassen muss, um sie zu geniesen.



Bewertung: 4.5 / 5.0
Autor: Alex M. (06.07.2015)

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