Der Blutharsch and the infinite church of the leading hand - Joyride

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VÖ: 00.08.2015
Bandinfo: DER BLUTHARSCH AND THE INFINITE CHURCH OF THE LEADING HAND
Genre: Psychedelic Rock
Label: WKN Records
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Lineup  |  Trackliste

Alle Jahre wieder kommt nicht nur der Weihnachtsmann, sondern auch Albin Julius mit seinem Pilzkommando. Pünktlich wie die Maurer legt er im Jahrestakt Alben vor, die sich mal mehr, mal weniger unterscheiden.

Die Alben "The Story Of The Digging Of The Hole....", "The End Of The Beginning" und "The Cosmic Trigger" zum Beispiel bildeten klanglich einer Art Trilogie. Ob das so beabsichtigt war oder nicht sei mal dahin gestellt.

Mit dem nun vorliegenden "Joyride" wird wieder eine neue Richtung eingeschlagen, was sich auch im Line-Up der Band bemerkbar macht. Musiker, die auf den letzten Alben noch als Mitglieder auftauchten, sind nun mehr als Gäste vermerkt, das Stamm-Line-Up für diese Platte besteht aus Albin Julius, Jörg B. und Marthynna, die auch, ebenfalls eine Neuerung, den kompletten Gesang übernimmt, was dem Album eine gewisse Homogenität im positiven Sinne verleiht.

Daneben gibt es aber auch altbekannte Gäste wie zum Beispiel den "Teufelsgeiger" Matt Howden von SIEBEN und Nicholas Tesluk von CHANGES.

Das Klangbild von "Joyride" hat sich wieder etwas mehr in Richtung Elektronik / Synthies und Rhythmus Maschinen verschoben. Die Gitarren spielen keine all zu tragende Rolle mehr sondern setzen da, wo es wichtig ist, Akzente. Dazu kommt, dass die Stimmung eher depressiv ist mit aggressiven Untertönen. "Falling Out Of Time" zum Beispiel ist ein überaus fetter Elektro-Rock Kracher geworden, der durch seine geschickten Drums und die fies blubbernden und brummenden Synths in Verbindung mit der monoton schiebenden Gitarre einer bedrohlich aufbäumenden Welle gleicht.

Das Album selbst ist im Vergleich zu den direkten Vorgängern eher minimalistisch gehalten. So gibt es im Eröffnungstrack "Drive Me Far" kein Schlagzeug sondern nur verhaltene Percussion zu einer durchgehenden Basslinie, zu beschwörendem Gesang. "Sea Of Love" lässt neben einer coolen Basslinie auch die Gitarren wieder braten und wartet zudem mit einer echt gelungenen Gesangsmelodie auf.

Nach dem bereits erwähnten "Falling Out Of Time" bringt "Cold Freedom" Matt Howden ins Spiel, welcher mit seinem Geigenspiel die düstere Stimmung des Tracks perfekt untermalt. "Mighty Might" ist ein flotter Groover, ebenfalls unterstützt von Matt Howden. Richtig atmosphärisch kommt das instrumentale Ambient Stück "Resume!" daher, welches so auch auf ganz alten Blutharsch Veröffentlichungen eine Bereicherung dargestellt hätte. Sehr gelungen!

"Innocent" wird wieder etwas aggressiver, die Gitarren wirken hier wie Texturen, brummen und dröhnen unter der Oberfläche, während Marthynna eindringlich singt. Leicht windschief, aber das machte schon immer den Reiz aus und passt bei der generell eher kauzigen Musik wie die Faust aufs Auge. "Reach The Stars" ist eine Zusammenarbeit mit Niko und Nikola von SEVEN THAT SPELLS, was sich sofort am progressiven Schlagzeugspiel und den Gitarren niederschlägt. "Not Quite Evil" ist eines der Stücke, in denen die Gitarre noch ordentlich braten und außerdem ausgiebig Solieren darf. Das abschließende "Immolate My Dreams" ist für mich das beste Stück des Albums. Langsam, dröhnend mit genialen Melodie Linien und ordentlich Druck.

"Joyride" ist für mich eines der besten Alben die Albin Julius je abgeliefert hat. Der Einsatz von diversen Rhythmus Maschinen wurde perfektioniert, das Geflirre und Gezirpe der Synthies ebenfalls und die Arrangements sind um einiges ausgefeilter. Dass hier mit Marthynna eine Hauptstimme das Album trägt rundet die Angelegenheit ab und trägt deutlich zum positiven Gesamteindruck bei.
Selbst der Sound ist nicht mehr ganz so dumpf wie auf den Vorgängern.

Tolle Leistung, super Platte, mit außergewöhnlichem Cover vom Irrwisch.



Bewertung: 4.5 / 5.0
Autor: Alex M. (27.07.2015)

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