Krisiun - Forged In Fury

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VÖ: 07.08.2015
Bandinfo: KRISIUN
Genre: Death Metal
Label: Century Media Records
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Lineup  |  Trackliste  |  Credits

In Zeiten von inflationären Deathcore-Eruptionen, einfallslosen Slam-Death-Stakkati und sich ständig wiederholenden Brutal-Death-Metal-Bands liegt es heute tatsächlich meist an den alten Hasen, die Werteordnung im Todmetall-Sektor in gesundem Ausmaß aufrecht zu erhalten. Ganz vorne dabei sind immer noch die Brasilianer KRISIUN, die sich zu ihrem 25. Geburtstag selbst mit dem zehnten Studioalbum belohnen und dabei eine selbst für die nicht gerade rasant arbeitenden Südamerikaner als biblisch zu bezeichnende Wartezeit von vier Jahren mit zehn neuen Songs beenden. 52 Minuten ist der neue Output wieder lang geworden und bereits hier zeigt sich das erste kleine Problem – die üppige Spielzeit vermögen die Kolesne-Brüder anno 2015 leider nicht mit durchgehend hoher Qualität zu füllen.

Die ambitionierten und seit mehr als 20 Jahren unveränderten Südländer sind bekannt für großartige Alben („The Great Execution“!, „AssassiNation“!!, „Apocalyptic Revelation“!!!), aber bei „Forged In Fury“ hängt doch irgendwo der Wurm drin. Nicht falsch verstehen – die knüppelharte Produktion von Genre-Insider Erik Rutan ist genauso außer Zweifel zu stellen wie das Songwriting und die motivierende Begeisterung, die die Kolesnes noch immer verströmen können, doch es fehlt der neuen Platte eindeutig an den Brechern, an die man sich auch in drei Jahren noch mit aufsteigender Gänsehaut zurückerinnert. Dabei beginnt alles so gut – der Opener „Scars Of The Hatred“ rüpelt sich unheilvoll atmosphärisch aus den Boxen, verwandelt sich zu einem Mid-Tempo-artigen Tech-Death-Gebräu mit Thrash-Zitaten und lässt die Bassdrum im weiteren Verlauf des Songs fröhliche Urständ feiern. Noch besser wird es auf dem soundmäßig fast nahtlos anschließenden „Ways Of Barbarism“ bei dem sich Gitarrensoli, Prügel-Exzesse und Alex Camargos gewohnt an VADER gemahnende Vocals die Klinke in die Hand geben.

Doch komischerweise reißt der Faden überraschend schnell und „Forged In Fury“ verliert eindeutig an Pace. „Dogma Of Submission“ klingt wie ein misslungenes NILE-Gemetzel ohne ägyptische Geschmacksverstärkung, „Strength Forged In Fury“ verliert sich förmlich in seiner kompositorisch-bemühten Vielschichtigkeit und „Burning Of The Heretic“ scheint aufgrund grassierender Ideenlosigkeit dermaßen viehisch aufs Gaspedal zu drücken – die wenigen, ausruhenden Bang-Passagen machen das Kraut dabei auch nicht mehr fett. Gerade im Direktvergleich mit der Mörderscheibe „AssassiNation“ wird beim Hören von „Forged In Fury“ traurig klar, dass sich KRISIUN heutzutage einfach zu stark im selbst gespinnten Netz der Übertreibung verlieren. Warum man etwa gefühlte drei Songideen in „The Isolated Truth“ packt oder „Timeless Starvation“ im Irrgarten der Dissonanz versinken muss, erschließt sich nicht völlig. Das Feuer will und darf man KRISIUN keinesfalls absprechen, aber an die Glanztaten vergangener Alben kommen sie mit dem neuen Werk leider nicht heran. Fans werden mit „Fored In Fury“ sicher glücklich, aber Gelegenheitshörer greifen beim Plattenkauf in der Diskografie bitte doch etwas weiter nach hinten.



Bewertung: 3.0 / 5.0
Autor: Robert Fröwein (30.07.2015)

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