LACHRYMOSE - Carpe Noctum

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VÖ: 28.08.2015
Bandinfo: LACHRYMOSE
Genre: Dark Metal
Label: Pure Steel Records
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Lineup  |  Trackliste

Blackmass und Mancer von ROTTING FLESH spielen in einer Doom-Band, das muss man sich doch fast reinziehen. Okay, meine von Faulheit am späten Abend geprägte Person hätte eventuell doch zuerst den Promotext lesen sollen, bevor ich mich bereit erklärte „Carpe Noctum“ zu rezensieren. “Mit diesem Debüt kommen alle Freunde handgemachter Düstermusik auf ihre Kosten, vom CANDLEMASS-Maniac bis hin zum NIGHTWISH-Liebhaber“, schon hier hätten die Alarmglocken lauter Schrillen müssen als die Trompeten von Jericho – so viel sinneserweiternde Substanzen kann man sich gar nicht reinballern, damit sich das irgendwie ausgeht. Eigene Genrebezeichnung „Dark-Melodic-Doom-Metal“ (Kollege Wiederwald wird sich als Spezialist für Genrebezeichnungen bestimmt freuen wie ein kleines Kind zu Weihnachten), die Griechen haben sich wohl zu viel Ouzo in die Batterie geschossen und wahrlich Schockstarre trifft einen beim Anspielen des Longplayers, hätte man sich doch nie erwartet, dass Musiker, die Nummern wie „Rot With Us“ geschaffen haben, im Inneren solch verweichlichte Softies sein können und sich wirklich einer Dark-Goth-Irgendwas-Sache hingeben. Vor dem geistigen Auge sieht man schon die in billigen Corsagen gekleideten WGT-Tussis rumtanzen – wo ist nur der Typ mit dem funktionstüchtigen Panzerkampfwagen VI im Keller, wenn man ihn dringend brauchen würde?

Okay, ich hab mich reingeritten, also muss ich auch durch, aber irgendwie wird die Sache nicht besser. Die angeblich so talentierte Sängerin Hel penetriert mit ihrer krächzenden Stimme das Gehör. Operettenhaft soll das angeblich sein, doch klingt der Gesang eher wie wenn ein Welpe mit Reisnägeln gefüttert und anschließend mit dem Stiefel getreten wird. Johann Strauss rotiert gerade im Grab und wo der CANDLEMASS-Einfluss ist, hat man bis dato auch noch nicht entdeckt, dafür bildet man sich ein, das Ganze schon mal bei schwächeren MOONSPELL-Alben gehört zu haben und über den angepriesenen NIGHTWISH-Flair schweigen wir uns aus. Nur so viel, hätte man Emppu Vuorinen ein Loch ins Hirn gebohrt und dort herumgestochert, dann würden NIGHTWISH vielleicht Ähnlichkeiten mit LACHRYMOSE haben. Was sich wohl Produzent Chris Fielding gedacht haben muss, der drehte doch die Regler bereits für PRIMORDIAL und müsste wissen, wie man der Dunkelheit Ausdruck verleiht?! Oder hat man hier einfach nur an allen Ecken und Enden gespart? Die Griechen sollen es ja momentan nötig haben jede Drachme… ähm sorry, jeden Euro zweimal umzudrehen.

In der Wertung gibt’s es einen Punkt für die Gitarrenarbeit bei „Face Of Horror“ und einen zweiten aus Solidarität zum griechischen Volk – nicht das mein Konterfei demnächst neben Angie auf Demonstrationsplakaten am Syntagma-Platz zu sehen ist. Das hin und wieder aufkommende Röcheln in den Back-Vocals ist zu schwach für einen eventuellen halben Zusatzpunkt, erinnert einen aber dann doch wieder schmerzhaft daran, dass es solche Wohltaten wie gepflegtes Todesblei auch noch gibt und als man sich zur Desinfektion nach dem dritten Durchlauf von „Carpe Noctum“ (nicht das einer behauptet, ich hätte dem Teil keine Chance gelassen sich zu entfalten oder ähnliches) der Krawallkombo der Bandleader zuwendet, schwebt doch ein etwas bitterer Nachgeschmack mit. Kann ich je wieder ruhigen Gewissens ROTTING FLESH hören, nachdem ich weiß was Blackmass und Mancer hier verbrochen haben?



Bewertung: 2.0 / 5.0
Autor: Laichster (21.08.2015)

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