Rusty Pacemaker - Ruins

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VÖ: 22.05.2015
Bandinfo: Rusty Pacemaker
Genre: Dark Rock
Label: SOLANUM RECORDS
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Lineup  |  Trackliste

Wenn es noch Bands gibt die den Stempel alternative, nicht-kommerzielle Musik verdienen, dann sollte man das Ein-Mann-Projekt RUSTY PACEMAKER des gleichnamigen österreichischen Multiinstrumentalisten dazuzählen. Selbst bei der Genre-Einordnung tut man sich schwer - Alternative? Gothic? Doom? oder gar Psychedelic? Man kann es nicht genau sagen, vielmehr ist das vorliegende Album "Ruins" - bereits der zweite Silberling von RUSTY PACEMAKER - ein Konglomerat aus den angeführten Stilen, und klingt in dieser Form höchst eigenständig.

Und genau diese Eigenständigkeit ist es, die das Album auch zu einem sehr schweren Brocken macht zu dem man erst einmal Zugang finden muss. Es dauert bis man sich die Klangwelten von RUSTY PACEMAKER erschlossen hat, und so manchem wird "Ruins" deshalb vermutlich ein Buch mit sieben Siegeln bleiben. Vor allem da man von dem Album nicht erwarten darf dass es mit übermäßiger Härte auftrumpft - die Stärken von "Ruins" liegen vielmehr in den ruhigen, sorgfältig auskomponierten Passagen, und im Zusammenspiel minimalistischer aber dennoch wirkungsvoller Instrumentierung in der auch die Akustikgitarre mitunter eine tragende Rolle übernimmt.

Faszinierende Klangwelten bieten sich dem Hörer vor allem im Opener und gleichzeitigem Titeltrack "Ruins", sowie in der kompositorischen Weite die im vielfältigen "Candlemass" erschlossen wird. Flottere, geradlinige Songs wie "Made Of Lies" reißen den Hörer mit, während schleppende Titel wie "Night Angel" das Tempo herausnehmen und zum Träumen einladen. Aber auch auf minimalistischer Ebene weiß RUSTY PACEMAKER was er tut, wovon man sich bei "Forever" überzeugen kann.

Mit vielen Feinheiten verbrämt, kann man sich mit "Ruins" lange beschäftigen, und wird noch immer etwas Neues entdecken, oder einen neuen Zugang finden. Vorausgesetzt natürlich man findet ebenjenen Zugang zu den oftmals progressiven und von Genregrenzen losgelösten Klangwelten, was einem von RUSTY PACEMAKER in der Tat nicht so einfach gemacht wird. Aber ist man erst einmal hineingefallen in die Welt von "Ruins", dann ist es schwierig wieder herauszufinden. Die einzige Möglichkeit stellt hierbei höchstens noch der Gesang von Rusty dar, dessen unvermittelnd einsetzende Dissonanz immer wieder an unerwarteten Stellen aus dem Fluss des Albums reißt. Durch das vergleichsweise häufige Vorkommen solcher Passagen, darf man sich fragen ob es sich hierbei nicht um ein bewusst eingesetztes Stilmittel handelt, zumal die Gesangslinien abgesehen von angesprochenen Passagen immer punktgenau sitzen, und auch die Gastsängerin (zB bei "Ocean Of Lies" und "Night Angel") sich wunderbar einfügt.

Alles in allem ist es schwierig "Ruins" von RUSTY PACEMAKER zu bewerten, ja überhaupt zufriedenstellend zu beschreiben. Mit exzellenter Produktion gesegnet ist das Konglomerat zu bunt und gleichzeitig zu schwermütig, um es so wirklich einordnen zu können. Aber was man einordnen kann, das ist das musikalische und songwriterische Talent von RUSTY PACEMAKER, der mit "Ruins" nicht nur ein zwar schwieriges aber faszinierendes Album kreiert hat, sondern selbiges auch noch fast im Alleingang eingespielt hat. Zwar ist das Endergebnis das was man als "Nischenprodukt" bezeichnen könnte, aber wie immer gibt es für jeden Topf den passenden Deckel. So wird auch "Ruins" für den einen oder anderen der abseits ausgetretener musikalischer Pfade wandelt ein fast perfektes Album sein.



Bewertung: 3.5 / 5.0
Autor: Anthalerero (24.08.2015)

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