Graveyard - Innocence & Decadence

Artikel-Bild
VÖ: 25.09.2015
Bandinfo: GRAVEYARD
Genre: Rock
Label: Nuclear Blast GmbH
Hören & Kaufen: Amazon
Lineup  |  Trackliste  |  Credits

Sie gelten gemeinhin als Everybody's Darlings, als Re-Inventors Of The Whole Classic Rock-Genre, die schwedischen GRAVEYARD haben in ihrer kurzen Karriere schon viel, sehr viel erreicht, dennoch sind sie erst mit „Innocence & Decadence“ bereit auch den Mainstreammarkt langfristig zu knacken. Dabei ist die Herangehensweise der um Gründungsmitglied Truls Mörck (der von Rikard Edlund die Bassarbeit übernahm) erneuerten Truppe völlig konträr jeglichen Kommerzdenkens. Zusammen mit Janne Hansson und Johan Lindström nahm man das neue Album in den ehrwürdigen Stockholmer Atlantis Studios komplett live auf und überraschte zudem, dass neben Joakim Nilsson auch Gitarrist Jonatan LaRocca-Ramm (dürfte geheiratet haben der Kerl!) und Neuzugang Truls Mörck Lead-Vocals übernahmen.

Und in all diesen Classic Rock-Wahnsinn, den die Schweden da vom Stapel lassen, haben sich auch ein paar wohltuende Farbtupfer eingeschlichen: „Can’t Walk Out“ zeigt die wohl beste Sangesleistung von Joakim Nilsson ever, trumpft zudem mit einem saucoolen Vibe irgendwo in der Mitte aus IGGY POP und BILLY IDOL auf und wenn Axel Sjöberg in „From A Hole In The Wall“ gar einen wild-monströsen Blast-Beat (!!!) vom Stapel lässt, bleibt selbst dem Rezensenzen der Mund vor lauter Schreck offen stehen. Darüber hinaus sind es auch die Sangesbeiträge von Ramm und Mörck die „Innocence & Decadence“ wohltuend auflockern.

Mörck gefällt im besagten „From A Hole In The Wall“ mit einer im Vergleich zu Nilsson völlig konträren, leicht nasalen Stimme und die Leistung von Jonatan LaRocca-Ramm in der bittersüßen Ballade „Far Too Close“ kann man gar nicht genug loben. Vom nötigen Volumen über den Tiefgang bis hin zur Emotion stimmt da so ziemlich alles. Zusätzlich sorgen in „Too Much Is Not Enough“ gospel-ähnliche, mit dem Soul kokettierende Frauen-Chöre für einen reflexartigen Anfall von erhöhter Gänsehaut.

Es sind gerade die Gegensätze, welche das vierte offizielle Full-Length der Truppe erneut außergewöhnlich wie absolut hörenswert machen. Meist folgt auf einen schnelleren, oft straighten Rocker (lediglich beim Opening Doppel wurde diese stringente Herangehensweise außen vor gelassen) eine zu höchst emotionale, gerne auch balladesk gehaltene Gefühlsoffenbarung. Noch dazu  ist es dabei scheißegal ob GRAVEYARD jetzt nahe an THIN LIZZY operieren („The Apple And The Tree“) oder einfach furztrocken in den Blues-Anfängen der 20er Jahre (mit einer Eins Neun vorne liebe Leute!) herumwildern wie sie dies geradezu kongenial in „Exit 97“ tun.

Ich habe es bei „Lights Out“ (zum Review) schon erwähnt und muss meine Meinung auch nach „Innocence & Decadence“ nicht revidieren: Schön langsam gehen mir bei dieser Band die Superlative aus. Von der live en bloc aufgenommenen Produktion über die Rückkehr von Grafikwunder Ulf Lunden (hatte schon das fantastische Artwork zu „Hisingen Blues“ – zum Review – beigesteuert) bis hin zur geradezu magischen musikalischen Darbietung, hier stimmt nahezu alles.

Music That Deeply Touches

Im Zuge der Veröffentlichung von „Innocence & Decadence“ stand uns GRAVEYARD-Drummer Axel Sjöberg für ein Telefoninterview zur Verfügung. Was der schnauzbärtige Schlagzeuger, der auch für die meisten Lyrics bei GRAVEYARD verantwortlich zeichnet, zu sagen hatte, könnt ihr hier nachlesen.



Bewertung: 4.5 / 5.0
Autor: Reini (18.09.2015)

WERBUNG: Hard
ANZEIGE
ANZEIGE