WALTER TROUT - Battle Scars

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VÖ: 23.10.2015
Bandinfo: WALTER TROUT
Genre: Blues Rock
Label: Mascot Label Group - Provogue Records
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Lineup  |  Trackliste

Als ich im Sommer 2014 das Review zu WALTER TROUT´s Album „The Blues Came Callin‘“ schrieb, lautete der begleitende Promotion-Text ungefähr folgendermaßen: Für den schwer erkrankten WALTER TROUT wurde das Einspielen des Albums zur Therapie und hielt ihn während seines Leidens und der zahlreichen Spitals-Aufenthalte am Leben. Die Themen des Albums sind daher gefärbt von seiner Konfrontation mit der Sterblichkeit, kombiniert mit dem tiefen Wunsch, diese schwierige Phase durchzustehen.

Nun, mehr als ein Jahr später, gibt es ein neues WALTER TROUT Album. Titel: „Battle Scars“.
Das sagt eigentlich alles…
Walter hat die schwere Erkrankung überlebt, Dank einer gelungenen Lebertransplantation. Diese wäre jedoch ohne die Hilfe seiner zahlreichen Fans nicht möglich gewesen. Sie haben mitgeholfen und mit ihren Spenden die langen Aufenthalte in Spitälern, die Operation und Therapien finanziert.

Anstatt sich nun mit 64 Jahren und nach überstandener Krankheit zur Ruhe zu setzen, münzte Trout seinen Kampf gegen den Krebs, sein Leiden, seine Hoffnungen und seine Ängste, sowie das Wunder, überlebt zu haben, um. Er verarbeitete alles in tiefemotionalen Songs, deren Lyrics bisweilen richtig Gänsehaut erzeugen, und Melodien, die so voller Emotionen sind, dass man förmlich mit ihm mitleidet, hofft, vielleicht sogar weint, aber auf jeden Fall nachdenkt.

Aktuell ist er wieder mal auf Tour. Warum? Weil es sein ganz persönliches Dankeschön an all die Unterstützer ist. Dazu Trout: „Das Fundraising für meine medizinische Behandlung brachte mehr als 240.000 Dollar ein. Meine Ehefrau Marie vergleicht diese Summe mit Aktien, die meine Fans in mich und meine Leber investiert haben. Daher trage ich nun eine große Verantwortung, denn das Mindeste, was ich den Menschen zurückgeben kann, ist mein Bestes“.

Mit „mein Bestes“ ist nicht nur die Tour gemeint, sondern auch das Album. „Battle Scars“ ist Blues in Reinkultur, gemischt mit rockigen Stücken und total traurigen, leidenden Songs. Als er anfing, seine Krankheit in Songs zu verarbeiten, sprudelten die Ideen nur so aus ihm heraus. Zu jedem Song gibt es eine Geschichte. Ein paar davon möchte ich aufzählen und zitiere dazu aus dem Promo-Text:

Der erste Song, den Trout schrieb, war „Omaha“. Darin erzählt er die Geschichte eines Mannes, der vom Tod verfolgt wird. „Ich verbrachte einen Monat in der UCLA-Klinik und weitere fünf im Nebraska Medical Center. Während ich auf eine Spenderleber wartete, starben Menschen auf der Station. Ich hörte ihre Familien weinen und Ärzte, die versuchten, sie zu trösten. Mir wurde bewusst, dass ich jederzeit der Nächste sein könnte. Auf „Omaha“ zeige ich, wie sich das anfühlte“.

Der Opener „Almost Gone“ ist ähnlich wirkungsstark. Während des fingergepickten Intros gibt sich Trout ganz seinem Fatalismus hin: "Now I Get The Feeling / Something´s Going Wrong / Can´t Help But Feelin´ / I Won´t Last Too Long". Die brüllende Mundharmonika und die sengenden Gitarren, die wie ein musikalischer Tsunami wirken, repräsentieren dagegen die Stärke seiner Frau, die ihm stets zur Seite stand und ihn trotz seiner Schmerzen immer wieder zum Kämpfen drängte. „Ich sah in ihre Augen und sie gab mir die Kraft, weiterzumachen“.

Ein weiterer Schlüsseltrack ist „Gonna Live Again“, der von Trouts Akustikgitarre und seiner emotionalen, zittrigen Stimme geprägt ist. „Ich frage Gott: „Warum ich?“. So viele Leute sind in dieser Zeit gestorben, warum durfte ich überleben? Warum wurde ausgerechnet mir eine zweite Chance gegeben, ein besserer Ehemann, Vater und Mensch zu werden?“.

Hiermit ist schon eine Menge über das Album gesagt. Noch mehr sprechen die Titel und Texte selbst. Ich möchte daher nicht jeden einzelnen Song dieses starken, 18. Solo-Albums von WALTER TROUT beschreiben. Aber auf ein paar Lieblingsstücke möchte ich hinweisen. Das wäre gleich mal der Opener „Almost Gone“, die fetzige Blues-Rock-Power von „Playin‘ Hideaway“ oder der unter die Haut fahrende Rumba-Rhythmus beim emotionalen „Please Take Me Home“. Nicht schlecht auch… ach was sag ich… es hat einfach jede Nummer was ganz Besonderes.

Wer Blues mag und nicht von teilweise sehr traurigen, tiefemotionalen Songs abgeschreckt wird, für den ist „Battle Scars“ ein absolutes Muss. Das Wiederaufleben eines solch begabten Musikers nach schwerer Krankheit ist sicher ein Highlight am Blues-Himmel des heurigen Jahres.



Bewertung: 4.0 / 5.0
Autor: Lady Cat (14.10.2015)

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