Honeymoon Disease - The Transcendence

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VÖ: 20.11.2015
Bandinfo: HONEYMOON DISEASE
Genre: Rock
Label: Napalm Records
Lineup  |  Trackliste

„Stargazer“ kommt ausnahmsweise nicht intoniert von RAINBOW und Metal-Gott Ronnie James aus den Boxen – nein, wir bewegen uns wieder ganz tief im Schlaghosensumpf und obwohl HONEYMOON DISEASE aus Schweden stammen, reden wir von rockig-coolen Röhrenjeans und nicht von ABBA-Gehörgangkrebs. Obwohl, „Mamma Mia“ schreit man dann doch kurzweilig, wenn man sich die Flitterwochen-Protagonisten einmal näher betrachtet. Pornoschnauzer, Hippie-Outfit und die zwei Mädels sehen nicht gerade aus wie die Traumschwiegertöchter jeder Vorstadtmama – ist halt Rock ´n´ Roll und nichts für zuckersüße Helene-Traumwelten. Hipster-Alarm also vorprogrammiert, denn die Vintage-Schiene zieht in der Szene der ewigen Soziolologie-Studenten. Es liegt wieder ein Hauch von 68er-Revolution in der Luft und so muss alles, was ohne Retro-Hornbrille nicht die alternativ eingerichtete Wohnung, sponsored by „mein Daddy ist Manager bei Apple“, verlässt, zu den Auftritten der Schweden- und Innen (yeah, Gendern ihr Sexisten!) pilgern. Dann kann sich der Moloch mit dem penibel gezupften Bartansatz (alles unter 10 cm Länge ist kein Bart!) wieder im Diskurs über die Grenzgenialität dieser Musik verirren, um nicht zu erkennen, dass das doch alles schon längst einmal da war – aber damals waren eben Mommy und Daddy stoned und heute erzählen sie es euch nicht mehr, sonst würde Daddy ja bei Apple rausfliegen und du könntest dir die neue WANDA-LP nicht mehr leisten… sorry „You Are Too Late“.

Meine Wenigkeit hält zwar relativ wenig von Hipstertum und von WANDA noch weniger, heiraten ist wahrscheinlich auch nicht so schnell drinnen – ey klar, find mal eine, die den geistig pervertierten Wahnsinn auf Dauer aushält – aber Flitterwochen in Schweden haben es mir trotzdem auf den ersten Blick angetan. Nicht nur wegen der Landschaft, die von den Blondinen mit den schlagenden Argumenten geschmückt wird. Nein, vielmehr aufgrund des coolen Grooves den der Sound versprüht. Ja,  es heißt ja auch „Bellevue Groove“ – die Mischung aus Rock ´n´ Roll und einem Ansatz härteren Heavy-Rocks, „Rock N Roll Shock“ nennt man das. Der Drahtseilakt aus Woodstock-Kiffer-Feeling und prähistorischen Riffs aus jener Zeit, als kurze Röcke noch ein Skandal waren. Aber all das täuscht am Ende nicht darüber hinweg, dass die Originale unerreicht bleiben, auch wenn sich die Hipster-Fraktion beim Konsum von HONEYMOON DISEASE vermeintlich intellektuell überlegen fühlen wird… Bussi und Kopfschuss Baby! 

„Transcendence“ ist kurzweilige Unterhaltung für Liebhaber der rockigen Klänge, unterhaltend und doch zu voraussehbar. Ein netter Mix aus Groove und 70er Gitarren – ambitioniert und doch noch an Eigenständigkeit ausbaubar. Bis HONEYMOON DISEASE diesen eigenen, unverkennbaren Stil finden geh ich ins Ikea ABBA-Girls anbraten und vielleicht wird es doch noch was mit der Schweden-Reise. 

 



Bewertung: 3.5 / 5.0
Autor: Laichster (14.11.2015)

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