Hornwood Fell - Yheri

Artikel-Bild
VÖ: 25.10.2015
Bandinfo: HORNWOOD FELL
Genre: Black Metal
Label: Avantgarde Music
Lineup  |  Trackliste

Gefühlt bin ich noch gar nicht lange bei Stormbringer. Wenn ich allerdings schon die zweite Platte einer Band hier bespreche, muss ich das nochmal durchrechnen. Oder: Die Band ist ungewöhnlich kreativ und will nichts anbrennen lassen. Die italienischen Norweger-im-Geiste HORNWOOD FELL sind so eine Band. Eineinhalb Jahre haben sie sich nach ihrem ULVERs "Nattens Madrigal"-Soundalike-Debüt Zeit gelassen, um nachzulegen.

War das eine kluge Entscheidung? Hier wird sich immerhin entscheiden, wie HORNWOOD FELL zukünftig wahrgenommen werden könnten und ob ihnen eine etwas größere Bekanntheit beschieden sein mag als bisher. "Yheri" hat zunächst mal nicht nur einen seltsamen Titel, sondern zudem auch ein ziemlich hässliches Cover, das nicht gerade zum Zugreifen animiert. Umso mehr müssen die Basili-Brüder mit ihrer Mucke überzeugen. "Walking In The Woods" gibt sich als Opener redlich Mühe, dem gerecht zu werden und ballert mit schlichten skandinavischen Black-Metal-Blaupausen munter drauflos, um sich dann auf der Hälfte mit schrägem Klargesang, dissonanten Cleangitarren mit Postrock-Sound und perkussiven Drums in der VED BUENS ENDE-Avantgarde zu verlieren, ohne diesem Anspruch wirklich gerecht werden zu können. Mutiger Opener. Nicht minder verwundernd laviert sich die Platte voran. "The Encounter" etwa und auch "At His Awakening" agieren beide nach demselben Muster und wirken dabei stilistisch unentschlossen - auch wenn die Klargesänge hier besser sitzen und einen nachvollziehbaren Zweck in der Atmosphäre erfüllen, fehlt allen drei Tracks das Zwingende.

Einen Bruch im verdächtig nach Reißbrett klingenden Songwritingschema bietet erst "The Snowstorm", das aus nur drei Parts zusammengebastelt ist und offensichtlich die italienische Vorstellung eines zünftigen Blizzards verkörpert - und da liegen die Brüder gar nicht verkehrt. Der Track bebt förmlich vor Kälte und Unnachgiebigkeit, das Riffing ist schlicht, kühl, aber effektiv, das Drumming - wie im Grunde auf der ganzen Platte - furchtbar direkt, holzig, filigran, aber gleichzeitig brachial und der Gesang böse verzweifelt. Das ist ein Höhepunkt auf "Yheri", wie er in der zweiten Albumhälfte so nicht mehr vorkommt. Gelegentlich verleiten einzelne Parts, vor allem die eher straighten oder die rein akustischen ("These Trees Are Watching"), zum Aufhorchen, aber im Großen und Ganzen fehlt es "Yheri" einfach an einer konsistenten Atmosphäre und gleichzeitig an Abwechslung. Für ein avantgardistisches Black-Metal-Album im Stil von "Written In Waters" oder "Kronet til konge", das es wohl gerne wäre, fehlt ihm die Bösartigkeit, das ernsthaft Verwirrte, der Wille. Für ein Irgendwas-mit-Post-Album ist es zu sperrig und nicht kitschig genug. Auch in der eigentlich echt gelungenen Produktion steht die Platte zwischen den Stühlen. Ich würde empfehlen: Doch lieber etwas Zeit nehmen, eine Sache richtig machen und die anderen bleiben lassen.



Bewertung: 2.5 / 5.0
Autor: Florian Dammasch (08.11.2015)

ANZEIGE
ANZEIGE