Månegarm - Månegarm

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VÖ: 20.11.2015
Bandinfo: MÅNEGARM
Genre: Viking Metal
Label: Napalm Records
Lineup  |  Trackliste  |  Credits

Eigentlich hatte ich für das neue, selbstbetitelte MÅNEGARM-Album den Plan vorgesehen, mich in der Einleitung erstmal öffentlich über die schäbigen Anbiederungsversuche mit "Legions Of The North" lustig zu machen, aber die Schweden wurden in diesem Sachverhalt vermutlich schon ausreichend gerügt. Und wie mir nach einem ersten Blick auf die Trackliste der Norrtäljer scheint (nur zwei englische Stücke?), wissen sie das selbst wohl nur allzu gut. Wobei das bei anhaltendem musikalischen Stillstand auch nur reine Makulatur bliebe. Wie das aber mit dem Konjunktiv so üblich ist, ist das nur eine Alternative.

Die andere ist ganz simpel und - stand heute - tatsächlich zutreffender: MÅNEGARM sind wieder sie selbst und ver- bzw. entstellen sich nicht mehr bis zur Unkenntlichkeit. Dabei scheinen die Skandinavier vor allem den nach der Band selbst benannten Albumtitel so zu nehmen, wie man ihn auch als Hörer interpretieren könnte, decken ihr über die Jahre angesammeltes, komplettes Arsenal auf und durchwandern damit ihre eigene Historie. Und das zeugt in vielerlei Hinsicht von Mut.

Das fängt beim ungewöhnlich langen Opener "Blodörn", der von der Geige eine melancholische Grundstimmung zugespielt bekommt, an und hört erst nach der eigensinnigen, trotz dessen aber durchweg gelungenen BATHORY-Hommage "Mother Earth Father Thunder" auf. Was aber nicht heißen soll, dass MÅNEGARM sich heuer besonders experimentierfreudig präsentieren. Im Gegenteil. Sie zelebrieren das, was sie vor "Legions Of The North" stets ausgezeichnet hat: Hymnische Folk-Metal-Stücke à la "Tagen av daga" und "Call Of The Runes" mit jeweils prägnantem Violinenspiel und den typischen Chören - also randvoll mit den eigens erdachten Trademarks. Besonders überrascht und beeindruckt zugleich haben mich im Verlauf aber vor allem die ungewohnt häufig eingestreuten, wehmütigen Akustik-Stücke namens "Blot", "Vigverk - Del II", "Bärsärkarna från Svitjod" und das abschließende "Allfader", die an die "Urminnes hävd"-EP erinnern und veranschaulichen, wie vielseitig sich MÅNEGARM darstellen können, ohne dabei dem Hörfluss zu schaden. Dass das etwas kitschig-beliebige "Odin Owns Ye All" (ich hatte vergeblich gehofft, dass es ein EINHERJER-Cover sei) dazwischen etwas abfällt, ist in Anbetracht dessen, dass man mit "Kraft" und "Nattramn" noch zwei ruppigere und vollends überzeugende Songs zum Abschluss parat hat, geschenkt.

In der Summe ist "Månegarm" also eine erfreuliche Rückkehr der Schweden. Das ist sicherlich immer etwas gewagt zu behaupten (und heutzutage irgendwie auch in Mode), weil viele Hörer logischerweise auch andere, positivere Eindrücke gesammelt haben und es natürlich nicht DIE eine Wahrheit gibt. Das möchte ich mir an dieser Stelle auch gar nicht rausnehmen, wobei sicherlich streitbarere Fälle als der von MÅNEGARM und "Legions Of The North" existieren. Was man aber definitiv sagen kann, ist, dass das Quartett auf "Månegarm" abgesehen von einem kleineren Ausrtuscher musikalisch zu 100% nach dem klingt, was sowohl die Frühwerke als auch die neueren Outputs bis hin zu "Nattväsen" ausgemacht hat. Und das heißt wiederum, dass all jene, die zuletzt eher enttäuscht waren, schleunigst zugreifen sollten, weil sie hier eine der bisher besten Veröffentlichungen von MÅNEGARM vorfinden werden. Ein spätes, aber durchaus prächtiges Jahreshighlight.

Falls übrigens Zweifel ob der Digipack-Anschaffung herrschen: Die lohnt sich schon alleine wegen dem großartigen "Mother Earth Father Thunder"-Cover mit allerlei Gastauftritten, die ihr bequem oben in den Credits nachlesen könnt.



Bewertung: 4.5 / 5.0
Autor: Pascal Staub (25.11.2015)

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