Hegemon - The Hierarch

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VÖ: 13.11.2015
Bandinfo: Hegemon
Genre: Black Metal
Label: Season of Mist
Lineup  |  Trackliste

Nach allem, was ich über HEGEMON bzw. ihr viertes Album in knapp 20 Jahren Bandexistenz weiß, müsste ich die Band eigentlich vergöttern. Wer EMPEROR und DIMMU BORGIR als Referenz nennt und sein Handwerk versteht, kann in meinem Kosmos wenig verkehrt machen. Der Albumauftakt "Hatred From The Core - Tempus Incognito" ist zunächst absolut vielversprechend, mit seinem steilen Blastauftakt, den genauso klassischen wie vielfältigen Melodic-Black-Metal-Riffs und einem Finale mit triumphalen Hörnern und Chören in Latein. Das wirkt immer, und wer das gehört hat, der hört auch weiter.

Und wer weiterhört, erlebt "The Hierarch" als gelungenes, vielfältiges Werk eines entweder aussterbenden oder sich in kitschiger Lachhaftigkeit verlierenden Genres. Die Franzosen geben ihr ihr absolut Bestes, um gegen die übermächtigen Skandinavier anzustinken und schaffen das auch, weil sie nicht dreist nordische Stilmittel klauen, sondern eine eher staatenlose Spielart etablieren. Langweilig wird's auch nicht, denn HEGEMON reizen das gesamte Spektrum des Werkzeugkastens des anspruchsvollen Black Metal aus: dynamisch, vielfältig, abwechslungsreich, stimmlich variabel (wobei mir alles mit hohem Stimmanteil sehr gut gefällt, wogegen ich die klassische Kreischstimme von Nicolas Blachier eher flach finde). Mit dickem Akustikgitarreneinsatz, dabei nicht zugekleistert mit dicken Synthesizern und unnötigem Bombast, sondern mit Fingerspitzengefühl dosiert, ist "The Hierarch" eine durchaus hörenswerte Platte.

Was sie allerdings nicht kann, ist begeistern. Gelegentlich gelingt dem Quartett ein sensationeller Part mit wunderschönen, erhabenen Riffs, berührenden Melodien und einem Gefühl, dass hier alles zu etwas Großem zusammenkommt. Zwei dieser Momente sind die Schlussminute von "Elysian Expectations, Earthly Deceptions" oder der Mittelteil von "Renovatio Imperii", die als Musterbeispiel für einen großartigen Spannungsbogen gelten können. Das aber gelingt den Franzosen auf eine Dreiviertelstunde verteilt viel zu selten - die restliche gute halbe Stunde ist leider nicht wirklich fesselnd und kann weder mit den großen Genrevorreitern, noch mit Geheimtipps wie SATURNIAN mithalten. Leider doch ein Album aus einem anderen Kosmos.



Bewertung: 3.0 / 5.0
Autor: Florian Dammasch (30.11.2015)

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