SUBSIGNAL - The Beacons Of Somewhere Sometime

Artikel-Bild
VÖ: 30.10.2015
Bandinfo: SUBSIGNAL
Genre: Progressive Metal
Label: Golden Core / Zyx
Hören & Kaufen: Amazon | Webshop
Lineup  |  Trackliste

Und da waren's wieder zwei. Nämlich Arno Menses und Markus Steffen. Das ist das, was vom Quintett SUBSIGNAL übrig blieb. Und das ist auch das, was SUBSIGNAL im Kern eigentlich von Beginn an waren. Aber natürlich verstärken sich die beiden mit kompetenten Musikern: Basser Ralf Schwager ist immer noch mit an Bord, die Keyboards übernahm diesmal Luca Di Gennaro von der italienischen Band SOUL SECRET und an den Drums sitzt mit Dirk Brand auch kein Niemand nicht, hat er doch unter anderem schon für AXXIS oder GEOFF DOWNES und JOHN WETTON die Felle verdroschen. Die abermalige Gesundschrumpfung soll aber vor allem eines ausdrücken: Weniger ist mehr, und wir sind bei etwaigen Rein-Raus-Spielchen in Zukunft weitaus flexibler.

Es braucht ein wenig, um sich im Gehör vollends zu manifestieren, dieses vierte Album des bayrisch-holländischen  Prog-Konglomerats. Und das, obwohl eigentlich alles da ist, was SUBSIGNAL so ausmacht: Die großartigen (und großen) Melodien, die wunderschönen mehrstimmigen Gesänge, überhaupt Arno's unvergleichliches Organ, der Prog, der sich aber jedem leicht erschließt. Und doch hat "The Beacons Of Somewhere Sometime" etwas Schwermütiges, zutiefst Melancholisches. Was wahrscheinlich auch daran liegt, dass sich das Konzeptwerk, das keines sein möchte, um Trennung und Verlust dreht, um "den Eintritt von unerwarteten und nicht steuerbaren Ereignissen" - also, ungefähr solche Sachen wie ich, wenn ich morgens aufstehe, Kollege Fröwein, wenn er von Fenriz tagträumt, oder Baumgartner, wenn man ihm beim Möblieren des neuen Redaktionslofts im ersten Bezirk freie Hand lässt. 

Umso erstaunlicher die Tatsache, dass sich gerade dieses Album laut Herrn Menses quasi von selbst geschrieben hat. Zum Vorgänger fällt das Material zwar nicht unbedingt ab, kann aber das Level auch nicht unbedingt in die Höhe schrauben. Ist aber nicht weiter tragisch, hier gibt's statt Fillers ausschließlich Killers und tatsächlich schimmert auch der Geist von SIEGES EVEN zu "Paramount"-Zeiten ab und an ein wenig durch. Die Über-Hymne "Everything Is Lost" mit dem markanten Akustik-Riff im Hintergrund ist nur ein Beispiel dafür, wie raffiniert das Songwriting-Duo mittlerweile ans Werk schreitet. Der knackige Opener "The Tempest", der Up-Tempo-Brilliant "Ashes Of Summer" und das überaus retro-proggige Gefühlskino "A Time Out Of Joint" (mit  Refrain für die Ewigkeit) sind weitere Zeugnisse der Überirdigkeit, die dieser Band innewohnt.

Das zentrale Gestirn, um das sich die restlichen Songs - in denen manche Themen übrigens immer mal wiederkehren - zu drehen scheinen, ist aber der vierteilige Titelsong, der sich in seiner Summe zu einem 23-minütigen Monolithen auftürmt, in dem eigentlich alles gesagt wird, was man über SUBSIGNAL wissen muss: Die unübersichtlich vielen Facetten dieses Werks wird man sich wohl erst mit der Zeit erschließen und erhören können. Arno Menses bringt hier seine wahrscheinlich beste Gesangsleistung ever und wer beim finalen "A Canopy Of Stars" noch nicht auf wunden Knien vor der wohnzimmerlichen Stereoanlage (oder wahlweise auch am Raufaser-Teppich vor dem PC) hin- und herrutscht, dem ist wahrlich nicht mehr zu helfen. Die Höchstnote wird's diesmal nicht ganz, obwohl sie gerechtfertigt wäre, denn wir wollen es den Jungs ja nicht unnötig schwer machen, dieses Traum-Album in zwei Jahren eventuell nochmals zu toppen...



Bewertung: 4.5 / 5.0
Autor: Mike Seidinger (28.01.2016)

ANZEIGE
ANZEIGE