DEATHCODE SOCIETY - Eschatonizer

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VÖ: 25.09.2015
Bandinfo: DEATHCODE SOCIETY
Genre: Symphonic Black Metal
Label: Osmose Productions
Lineup  |  Trackliste

Wenn man das Schlagwort "Symphonic Black Metal" in den Mund nimmt, denkt der Großteil vermutlich sofort an DIMMU BORGIR und vermutet einen weiteren Klon selbiger prägender Truppe, der mit schwachbrüstigen Gitarren und 08/15-Orchester aus der Konserve die Gehörgänge penetriert. Auch DEATHCODE SOCIETY aus Frankreich (mit österreichischer Beteiligung, wie man hört) könnte man bei oberflächlicher Betrachtung in diese Ecke einordnen, denn die Band bietet schwarzen Schwermetall mit klassischem Einschlag - wobei sich letzterer nicht so sehr, wie man das aus dem Metal-Sektor eher gewohnt ist, in breit aufgestellten und hochpräsenten symphonischen Passagen manifestiert (welche allerdings durchaus vorhanden sind, sich aber mehr im Hintergrund bleibend in das metallische Grundgerüst integrieren), sondern vielmehr in strukturellen Feinheiten, die fast ein wenig opernhaft wirken und auf Komponisten der romantischen Epoche schließen lassen. Das gekonnte Spiel mit harmonischen Elementen aus der Klassik und der dem Black Metal entlehnten Disharmonie funktioniert entgegen der ersten Befürchtungen bei DEATHCODE SOCIETY wirklich gut.

Strukturell ist man wie erwähnt stark im Bereich klassischer Musik vor allem des 19. Jahrhunderts verortet, aber der Fokus liegt dennoch klar erkennbar auf den gitarrenlastigen Klängen. Dass die Franzosen den weniger kommerziellen, sondern vielmehr den künstlerischen Weg beschreiten zeigt sich auch schon in der schieren Länge ihrer Songs - zwischen sechs und zehn Minuten wird den Stücken zur Entfaltung gegeben und auf Soli wird fast gänzlich verzichtet. Zu beeindrucken wissen vor allem die vielschichtigen, düsteren Arrangements, in Kombination mit dem durchgehend hohen, fast rasendem Tempo, das "Eschatonizer" einen eindringlichen, apokalyptisch anmutenden Anstrich gibt.

DEATHCODE SOCIETY liefern Songs, denen man die Zeit anmerkt, in denen an ihnen gefeilt wurde - nach ihrem ersten Demo 2009 hat man sich immerhin sechs Jahre Zeit gelassen bis das Debüt das Licht der Welt erblickte. Schwer beeindruckend kommt beispielsweise "NooS" einher, das vor allem durch seine vielschichtigen Gesangsstrukturen zwischen bösartigstem Geschrei und opernhaftem, mehrstimmigem Chorarrangement aufhorchen lässt. "The Mark Of Caïn" wiederum lässt entgegen aller strukturellen Konventionen und dem ansonsten kernigen Tempo mit einem Akustikpart aufhorchen und wartet überdies mit einem interessanten und unaufdringlich eingebauten elektrolastigen Teil auf. Hochinteressant auch die Auswahl der beiden Coverversionen, die das Album abschließen, die da zum einen EMPERORs "With Strenght I Burn" wäre, das sich in der Interpretation der Franzosen sogar besser anhört als das Original, sowie der JUDAS PRIEST-Klassiker "Metal Meltdown" vom "Painkiller"-Album, der für den klaren Heavy-Metal-Bezug sorgt.

Irgendwie fällt "Eschatonizer" wieder in diesen Bereich, den ich gerne "Musik für Musiker" nenne - bei oberflächlicher Betrachtung etwas wirr und schwer fassbar, aber nach einiger Zeit des Einhörens durchaus durchdacht, mit großer Liebe zum Detail ausgearbeitet und mit musikalischem Können umgesetzt. Neben dem zweifellos hohen künstlerischen Anspruch, präsentieren sich DEATHCODE SOCIETY andererseits auch für den normalen Hörer etwas schwer fassbar, bisweilen durchaus überfordernd. Als Rezensent ist man somit zerrissen zwischen großer Begeisterung für das opulente musikalische Spektakel und der Befürchtung, dass die klanglichen Sphären, in die da vorgestoßen wird, den Hörer schlichtweg zu Boden schlagen. Puh.



Bewertung: 3.5 / 5.0
Autor: Anthalerero (30.01.2016)

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