THROES - Koro

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VÖ: 04.12.2015
Bandinfo: THROES
Genre: Sludge Metal
Label: Eigenproduktion
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Lineup  |  Trackliste

"I kann ned jeden Tag an Welthit schreiben - I muss auch zwischendurch was essen!" sinnierte einst der steirische Brachial-Komiker Alf Poier, und mit Welthits hat es auch der Wiener Slow-Motion-Verein THROES nicht wirklich eilig - ja, es würde auch gar nicht viel Sinn machen, mit diesen Songs bei heimischen Spartensendern vorstellig zu werden. Warum ich das schreibe? Ich weiß es nicht. Aber vielleicht, um allen, die nicht des Panzerkommandanten Laichsters stählernes Nervenkostüm besitzen, dieses doch recht düstere Kleinod mit etwas Augenzwinkern quasi durchs Hintertürchen näher zu bringen. Die Mucke, ohnehin abseits des Mainstreams, findet ihre Verbreitung bei den intensiven Live-Gigs des Trios (im Vorprogramm unter anderem von UFOMAMMUT oder CROWBAR) oder eben über Tonträger, wie den zweite Streich "Koro", der nun vor mir liegt, in seiner schönen blutroten Plastikhülle. Die hier angestreiften und teils auch vertieften Genres Sludge, Doom und Stoner sind mittlerweile etwa genauso dicht besiedelt wie eine Pinguin-Kolonie in der Antarktis, und im Negativ-Bewerb "tiefer - langsamer - asozialer" purzeln schon fast im Wochenrhythmus die Rekorde. Aber um Rekorde geht es hier nicht, genauso wenig wie um den besagten Welthit (...remember? Hintertür!). Im mittlerweile dichten heimischen Band-Wald ist dieser (trotz des kleinen Mankos von nur 28 Minuten Spielzeit als Longplayer konzipierte) Monolith der Wiener Bleifuss-Indianer jedenfalls ein Lichtblick.

Aber die Stücke der Reihe nach. "Zepsuta" ist - wie das Album übrigens insgesamt - relativ räudig, brachial, und kann mit einem kultigen Lava-Part aufwarten, der sogar Tony Iommi zumindest in perplexer Überraschtheit kurz innehalten ließe. "Crepusculo Decrepitude" (Gesundheit!), von dem es auch ein ebenso schnuckeliges wie verstörendes Video gibt, steigt da schon etwas mehr ins Gas, zumindest teilweise: mit seinen atonalen Riffs und Helmuts mahnendem Mantra-Gesang erinnert der Song mitunter ein wenig an VOIVOD. Das zu Beginn etwas unschuldig daherkommende "Horde Ov Hyenas" (ja, auch Sludge muss neuerdings voll trve sein!) lädt, wenn schon nicht zum Schunkeln, dann zumindest zum gepflegten Mähnen-Beuteln ein, während man hyänenartig schon fast den Text mitheulen kann. DOWN lassen mal eben grüßen, und EYEHATEGOD auch. "Planet Lobotomy", quasi eine Ode an die nicht vorhandene Schwarmintelligenz der Neuzeit-Gesellschaft - wie ich es zumindest verstanden habe - hat nach hinten raus einen feinen... nun, nennen wir es mal "Jam-Teil", der sich live wahrscheinlich durchaus ausbauen ließe und eventuell auch schon ließ, und ist ansonsten eh schon die schnellste Nummer am Start. Aber um Rekorde geht es hier ja nach wie vor nicht. Über allem thront das abschließende "Everything Is Hostile", das einen nicht nur durch ungekünstelte Zeitlupen-Akustik mit Ewigkeitsanspruch bedrückt, sondern am Ende auch noch mit einer mahnenden Posaune von Jericho das Ende der Welt zu verkünden scheint. Ach ja: ein wenig AHAB ist da mitunter auch schon mal raus zu hören, auch wenn THROES hier schon eine gesunde Portion Eigenständigkeit beweisen.

Klagend, fast schon in Agonie schreit Helmut Lechner seine apokalyptischen Verse heraus, irgendwann müssen es die Leute doch begreifen!? Manfred Konold am Schlagwerk und Stephan Leeb an Bass und Posaune zimmern einen sprengstoffsicheren Soundteppich, auf dem auch Laichsters Panzer ohne Mühe entlang rollen könnte. Man schließt die Augen und spürt kleine Viecher über seinen Körper kreuchen - sind es die Krebse, die auch über das CD-Cover spazieren? Sind es Hyänen, die uns nichts Gutes wollen? Sind es unsere Albträume, die uns, von THROES aus den Tiefen unserer Seele hervorgeholt, bis ans Lebensende verfolgen werden? Oder sind es die drei Protagonisten höchstselbst, die ihre Tentakel nach uns strecken, uns einlullen wollen in verstörenden Klangbildern, um uns dann, wenn unsere Seele dem schwarzen Abgrund ausgeliefert ist, lachend in den sich schließenden Erdspalt zu schubsen? Vielleicht werden wir es nie erfahren, kommen mit dem Genuss von "Koro" aber sicherlich ein gutes Stück voran auf unserer Reise in die versteckten Regionen unserer Emotion. Aber am besten, ihr macht euch selbst ein (Klang-)Bild!
 



Bewertung: 3.0 / 5.0
Autor: Mike Seidinger (24.02.2016)

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