Anthrax - For All Kings

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VÖ: 26.02.2016
Bandinfo: ANTHRAX
Genre: Thrash Metal
Label: Nuclear Blast GmbH
Lineup  |  Trackliste

Wenn der Bart langsam grau wird und dir die Ideen und Haare endgültig ausgehen, dann solltest du langsam in Studiopension gehen!“, so mein heißer Tipp für die Crossover-Thrash-Schwimmhosen-Vorreiter ANTHRAX – come on Scott, das kannst du echt besser! „This Will Be Our Hardest And Fastest Release!“, brüllte Belladonna in Munich, wo der Milzbrand als Support der übermächtigen SLAYER, die mit „Repentless“ (zum Review – Opa hatte seine Freude, als er noch unter uns weilte) gezeigt haben, dass man auch im fortgeschrittenen Alter noch Ärsche treten kann – das Einzige was ANTHRAX mit „For All Kings“ treten, ist die Herzen der alteingesessenen Fans. Vorbei die Zeiten als mit einer „Fistful Of Metal“ Kiefer gebrochen wurden – der Punch regierte und man nicht anders konnte, als im Moshpit Knochen zu brechen. Immer schön freundlich versteht sich – „Good Friendly Violent Fun“, auch wenn das die Kollegen von EXODUS predigten, so war doch „State Of Euphoria“ die wohl letzte Großtat dieses Viertels der „Big Four“ (Übrigens gehören METALLICA durch OVERKILL ersetzt!). Die für blaublütige Langhaare angepriesene Langrille kann man wohl getrost als das „Lulu“ der New-Yorker bezeichnen, eine Aneinanderreihung von einschläfernden Nummern, denen es nicht an Tonqualität oder Aufnahmetechnik fehlt, jedoch an jeglicher Substanz und Innovationswillen, für welchen man ANTHRAX liebte – wenn man genau hinhört, merkt man wie Scott Ian bei der dröflzigsten Wiederholung seiner Standardriffs einschläft, während Belladonna schlafwandelnd über die Bühne schlurft – wo ist sie hin, die Aggressivität des Wardance? Verschwunden in monotonem Geriffe und drucklosem Drumsound, ohne den geringsten Anflug eines Höhepunktes, oder eines Wow-Effektes und dabei hatte man sich mit „Worship Music“ (zum Review – Opa fand das super und der Enkel auch) noch verheißungsvoll und zeitgerecht für die Zukunft präsentiert. Belladonna ist wohl immer noch in Form, zumindest im Studio – Live schaut das ja bekanntlich anders aus – retten kann die Stimme des indianischen Halbitalieners (oder italienischer Halbindianer - whatever) das verkorkste „For All Kings“ leider auch nicht mehr. 

„Armed And Dangerous“ ist hier höchstens  der Moment, wenn man die Platte auspackt und sich vor Schreck schon bei „You Gotta Believe“ an seiner eigenen Zunge verschluckt, weil diese, anstatt freudig zu schnalzen, ermüdet und so in den Rachen rutscht und zur Asphyxie führt. Das „Madhouse“ wurde ruhig gestellt, die Psychiater hatten augenscheinlich endlich Erfolg, sämtlicher Wahnsinn ist verschwunden und der Angepasstheit gewichen. Erschreckenderweise zeigen sich Songs wie „Breathing Lightning“ oder „Evil Blood Eagle Wings“ als radiotaugliches Midtempo-Geklimper, das heute keinen Mainstream-Humanoiden erschreckt oder gar einen Beschwerdebrief an die Radiostation verfassen lassen würde – ANTHRAX haben sich selbst zu einer Poprockband degradiert, die sämtliche Anflüge eines „Antisocial“-Styles gegen biederes Auftreten getauscht haben. Zurück in München, bei der letzten SLAYER-Tour, hat das Thrash-Geschoß noch einen Abriss geliefert, gemischt aus alten unsterblichen Klassikern und zeitgemäßem Geballer des Letztlings „Worship Music“ – die Stimmung kochte über – bis zu dem Punkt, als „For All Kings“ der Weltöffentlichkeit präsentiert wurde...kein Moshpit mehr, anerkennendes Kopfnicken, der Beginn der Demontage, die sich mit vorliegender Polyvinylchloridscheibe in traurige Gewissheit wandelt. Wir sind im Status der plätschernden Porno-Lounge-Music angekommen, Fahrstuhlmusik im gediegenen Fünf-Sterne-Hotel, oder um unseren Promominister White Eminem zu zitieren: „Selbst ich mit einer verstimmten Oboe und analer Ebola bring die ÄnsrÄx zum Zerbersten. Unpackbar schwach!“ (Gebt dem Mann endlich den Literatur-Nobelpreis für seine Sprüche!). ANTHRAX deswegen ihren Status abzusprechen wäre trotzdem dahingehend unfair, als dass sich die Band über Jahre als eine der stilbildensten der gesamten Metalszene etablierte hat und diesen Status auch immer wieder untermauerte – Scheuklappen hatten ANTHRAX noch nie auf ihrem musikalischen Schaffen geduldet, was immer die große Stärke der NY-Thrasher ausmachte - man erinnert sich an das PUBLIC-ENEMY-Intermezzo… Bring the noise, bitch! Bei „For All Kings“ hätte man sich aber dennoch der alten Stärken besinnen sollen… Caught In A Mosh – Sleeping!



Bewertung: 2.0 / 5.0
Autor: Laichster (26.02.2016)

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