BABYMETAL - Metal Resistance

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VÖ: 01.04.2016
Bandinfo: BABYMETAL
Genre: Metal
Label: earMusic
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Lineup  |  Trackliste

Auch wenn das Redaktionskätzchen zumeist ein eigenwilliges Tierchen ist, ihren persönlichen Stil hat und nichts davon hält sich unter ein falsches Deckmäntelchen zu begeben, gibt es Situationen in denen sich Lady Cat anpasst. So wie heute, wo sie sich in eine Maneki Neko verwandelt, um euch originell auf das bevorstehende Review einzustimmen.

Was? "Maneki Neko" -  noch nie gehört? Okay, ich gebs zu, ich kannte das Wort bis heute auch nicht. Aber das Bild dazu kennen viele: Es handelt sich nämlich um die japanische Winke-Katze, die Glück bringen und Aufmerksamkeit wecken soll. Wobei BABYMETAL das eigentlich gar nicht nötig haben, nicht mal mehr in unseren Breiten. Der Grund bei uns ist jedoch ein anderer als in Japan. Dort sind sie Superstars, hier eine polarisierende Girl-Teenie-Group mit Metal-Attitüde, die die Lager spaltet wie keine andere Band.

Und sobald man im Zusammenhang mit ihnen das Wort "Metal" in den Mund nimmt, muss man schon die gespitzten Katzenohren wieder einrollen, weil die Aufschreie (vor allem der holden Metal-Männlichkeit) so laut sind, dass es einen förmlich aus dem Loft haut. Und weil unser Redaktionsloft vor allem von Wesen der Gattung "Mann" bevölkert ist, ist das Geschrei auch wirklich sehr laut. Aber anstatt der anwesenden "Mann"-schaft Ruhe zu gönnen, ist das Katzentier heute besonders bösartig und wirft "Metal Resistance" auf den Plattenteller, um einerseits im sicheren Katzenkörbchen unterm Tisch diesen schrägen Tönen zu lauschen und andererseits festzustellen, ob sich seit dem letzten Album etwa Singstil oder Musikstil verändert haben - und vor allem, um auf diese Weise aus der Schußlinie der Kollegen zu kommen.

Die erste Nummer heißt auch gleich mal "Metal Resistance" und beginnt mit wildgewordenen Gitarren und brachialem Schlagzeug. Neugierig geworden aufgrund dieser harten Gangart, lässt sich der Terrier wieder blicken, der schon längere Zeit nicht mehr in der Nähe des Katzenkörbchens zu sichten gewesen war. Liegt wohl an dem soften Zeug, was sich Kätzchen sonst reinzieht. Heute gab es aber bewundernde Blicke vom Hundi Richtung Katzi, die soviel sagen wie: "Wow, heut ziehst du dir aber nen anständigen Krawall rein." Kätzchen nickt nicht zustimmend, sondern beobachtet vielmehr gespannt wie die weitere Reaktion vom Redaktions-Terrier sein wird. Sie hat eine Vermutung. Jup. Trifft zu. Daher auf Maneki Neko machen - "winke-winke", lieber Terrier. Armer Kerl. Der liegt jetzt im letzten Winkel des Lofts und hat beide Pfoten auf den Ohren, um die zwölf neuen Songs nicht mitzubekommen.

Tja, diese Reaktion versteht Cat nicht so recht. So schlecht ist der Opener nun auch wieder nicht. Die Mädels haben sich doch entwickelt, das hört man ganz eindeutig. Der Gesang ist reifer und nicht mehr so kreischig-aggressiv wie beim letzten Mal. Auch die Dancefloor-Beats fehlen. Oder? Ein Blick Richtung Aquarium und den Neuzugang im Loft - einen japanischen Koi - bringt aber auch keine Bestätigung. Fischi steht in der Mitte seiner kleinen Wasserwelt und macht nur Blub-Blub. Naja, vielleicht bringt ihn der nächste Song ein wenig zum Flossenwackeln.

Bei "Karate" hört man noch deutlicher als beim Opener, dass die Mädels inzwischen mehr singen und weniger kreischen. Dafür entpuppt sich der Refrain für unsere Ohren zum Schmunzeln: 'Soy, Soy, Soyasauce'. Unser Stubentiger schüttelt ungläubig den Kopf. Hört sie das nun wirklich, oder hat sie was in den Ohren? (Soyasauce zum Beispiel) Ein Blick zu Karpfi zeigt, dass er vorübergehend in den Wasserpflanzen Zuflucht gesucht hat. Armer Kerl, hat wohl Angst heute noch mit Sojasauce mariniert zu werden. (Anm. d. Lekt: Ich hab Hunger.)

Also weiter und genau Zuhören, was uns bei Nummer drei, "Awadama Fever", erwartet. Okay. Lärm. Puuuhhh. Dieser Sound-Salat ist eigentlich nicht so das Optimum für feine Katzen-Ohren. Es klingt nämlich fast so, als würden die Mädels gegen die Instrumente ansingen - also Gut gegen Böse oder süß gegen brutal. Und irgendwie gewinnt man den Eindruck, dass sich die Mädels auf die böse Seite ziehen lassen. Obwohl die Musik gegen Ende friedlicher wird, hinterlässt diese Nummer ein Fragezeichen. In welche Richtung wollen die nun eigentlich? Kopieren die 50% der gängigen Musikstile in einen einzigen Song? Also ich weiß nicht, ob der europäische Fan ein Konglomerat aus Death, Power, Symphonic, Industrial, Pop und was weiß ich noch was, akzeptiert.

"Yava!" ist der nächste Versuch melodisch gegen die Metal-Band anzukämpfen und diesmal ist der altbewährte Pop-Einfluß wieder vorhanden. Zwischendurch verwandelt sich diese Nummer einhundertprozentig in etwas, das man auch auf dem Dancefloor hören könnte. Eine krasse Kombi halt und somit genau das, wofür die Mädels stehen, seitdem ihr letztes Album in unseren Breiten bekannt wurde. Karpfilein zuckt sogar im Rhythmus mit den Flossen, weil nicht mal er sich zurückhalten kann. Perfekt, denkt Kätzchen, wenn das Fischi so gut drauf ist, dann geben wir uns "Amore", vielleicht mag er ja mit mir tanzen. Oje, „Amore“ ist leider nicht ganz das, was man unter diesem Titel erwartet. Es ist melodischer und mit weniger Krach behaftet als andere Songs, aber meilenweit entfernt vom tanzbaren Schmusesong. Nichts wird’s also aus dem Tango mit Karpfi-Koi.

Weiter zu "Meta Taro". Was machen die Mädels jetzt? Das klingt ja fast wie Marschmusik. Eine sehr eigenwillige Kreation, wirklich, denn zwischendurch gibt es sogar dudelsackartige Geräusche die an Folk erinnern. Sehr gewöhnungsbedürftig. Das Katzentier blickt sich um: Terrier ist vollends verschwunden. Karpfi-Koi macht wie üblich runde Augen und große Blubberblasen, aber ansonsten ist ihm weiter nichts anzumerken. Gut - solange er nicht kieloben schwimmt, kann die Musik nicht so schlimm sein. Schließlich ist er Japaner und BABYMETAL wohl nichts Neues für seine Ohren. (Haben Koi Ohren?) (Anm. d. Lekt: Ja, haben sie. Allerdings liegen die Ohren innerhalb des Kopfes, als kleine, flüssigkeitsgefüllte Röhrchen hinter dem Auge. Die Funktionsweise ist dabei ähnlich wie bei den Ohren der Landwirbeltiere. Da sich der Schall unter Wasser viermal schneller ausbreitet und Fische überdies mit dem Seitenlinienorgan über ein weiteres Sinnesorgan verfügen mit dem sie Schallwellen spüren können, sollte man NICHT an die Scheiben des Aquariums klopfen. Das fühlt sich für den Fisch nämlich so ähnlich an, als ob unsereins direkt neben einer Bassbox stehen würde. Gell, liebes Kätzchen?) Die noch anwesenden Herren aus der Redaktionsmannschaft hingegen haben sich inzwischen, in Ermangelung an ausreichend Ohropax, Tampons in die Gehörgänge gezwängt. Na, da wird Frauchen sauer werden, wenn ihre Vorräte zweckentfremdet und aufgebraucht wurden.

“From Dusk Till Dawn” liefert ein wenig Entspannung und klingt zunächst mal runder und nach Musik, und nicht so sehr nach Lärm. Die anfänglich poppigen Klänge, leichten Gesänge und Chor-Passagen, die sich in die Gehörgänge unserer Mietze schmeicheln, produzieren ein wohliges Schnurren. Die hie und da die angenehme Melodie unterbrechenden härteren Takte sind nicht wirklich abwegig und in Summe ist das ein Song, bei dem man echt nicht weglaufen braucht. A propos "Die Flucht ergreifen": Ist eigentlich noch jemand im Loft außer Kitty-Cat und Karpfi-Koi? - Schaut nicht so aus. Tja, vielleicht besser so, denn bei den harten und schrägen Klängen von „GJ!“, hätte sich gewiss der eine oder andere Ton durch die Tamponopax in die Gehörgänge geschlichen. Dabei ist das Lied nicht schlecht, sondern einfach nur genauso neben der Spur und abgefahren wie die meisten anderen.

Bloß weil BABYMETAL dem Geschmack eines anderen Erdteils entsprechen und sich nicht an westlicher Klarheit orientieren, darf man sie nicht umgehend als schlecht abstempeln. "Anders sein und nicht der Norm entsprechen” ist keine Rechtfertigung dafür, dieses ungewöhnliche Album zu verurteilen. Auch wenn sich Songs wie das folgende „Sis. Anger“ und die übernächsten „Tales Of The Destinies“ wiederum kreischig und als Kampf Vocals gegen Instrumente für die inzwischen schon etwas gequälten Katzenohren anhören, ist das kein No-Go. Vor allem, da unsere Cat zwischendurch wieder mit schönen orchestralen Songs bei Laune gehalten wird. „No Rain, No Rainbow“ bringt Piano und Streicher aufs Parkett und wäre richtig nett zum Kuscheln. Weil sonst keiner da ist, hüpft Katzilein aus dem Körbchen und schleicht zum Aquarium. Karpfi-Koi ist auch so alleine. Vielleicht… eine Katzenpfote probiert das Wasser. Yäck! Na, doch nichts mit Kuscheln. Das Wasser ist eindeutig zu nass, Karpfi wohl zu glatt und glitschig (Kätzchen steht schließlich auf langes, streichelweiches Fell) und überhaupt – Fische sind zum Fressen da und nicht zum Kuscheln.

Aber wir haben es fast geschafft. „The One“ zeigt noch einmal sehr positive Auswirkungen auf das Gehabe unserer Samtpfote. Erneutes wohliges Schnurren und Gurren, weil „The One“ eigentlich ein ganz schöner Song ist, der jedem gefallen kann, der zumindest ein bisschen open-minded ist, was Multi-Kulti-Musik betrifft. Das Arrangement ist nicht so durcheinander, wir haben keinen Stil-Wirrwarr, kein Gebrüll, kein Gekreische und keinen Lärm. Einfach schön und nett gesungen und auch mit gutem Songwriting, sodass man sich das Ende gern ein zweites Mal anhört.

Ja, genau – richtig gehört. Das ENDE.

Es kehrt also wieder Ruhe im Loft ein. Beziehungsweise war es eigentlich sehr ruhig im Loft, während unsere Katzendame ihre Kommentare zu „Metal Resistance“ verfasst hat. Lag wohl daran, dass alle geflüchtet waren. Aber die werden bald wiederkommen, wenn sie keine BABYMETAL-Geräusche mehr hören. Bis dahin jedoch... Kätzchen ist verspielt wie immer und braucht jemand, also ab zum Aquarium. Maneki Neko! Winke-winke Karpfi. Magst du mit mir spielen? – "Blub, blub"

Moral von der Geschicht:
Frauchen kommt nach Hause und ist entsetzt über die Stille im Loft. Aber dank ihrer Neunschwänzigen kommen alle wieder äußerst rasch retour ins gemütliche Stübchen. Frauchen krault Kätzchen zwischen den Ohren: „Warst du auch brav, während ich weg war?“
„Miauuuu, jau. Auuuuu.“
„Braves Kätzchen. Ich sehe, Karpfi lebt noch und mein kleiner Wuffi hat auch keinen einzigen Kratzer. Nur ein wenig verstört ist er. Liegt an deinem Musikgeschmack, nicht wahr?“
„Mau.“
„Ja, kann ich teilweise verstehen. Diese japanische Lärm-Quietsch-Maschine ist auch nicht immer mein Ding. Aber weißt du was, Madame Cat? Sie wär meins, wenn statt der Girls im rosa Tütü ein paar knackige Jungs in engen Lederhosen da oben auf der Bühne stehen würden.“

"Blub. Blub. Blub. Blub. Blub. Blub."
(Übersetzung: Ladies, ihr hab keeeeeeine Ahnung was geil ist. BABYMETAL sind Girls! Aus Japan! Meiner Heimat! Ich will mehr!)
(Anm. d. Lekt: Was auch immer für Substanzen ihr euch im Westen der Republik reinzieht, bringt doch mal ein Bißchen was davon ins Loft mit. Und setzt den Koi zurück in euren Gartenteich!)

Doch damit nicht genug, hat sich die Redaktion doch auch im Kollektiv über das asiatische Hupfdohlen-Phänomen hergemacht...das Ergebnis lest ihr in unserem ausführlichen BABYMETAL-GANGBANG!




Bewertung: 3.5 / 5.0
Autor: Lady Cat (28.03.2016)

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