Midnight Eternal - Midnight Eternal

Artikel-Bild
VÖ: 29.04.2016
Bandinfo: MIDNIGHT ETERNAL
Genre: Symphonic Metal
Label: Inner Wound Recordings
Hören & Kaufen: Amazon | Ebay
Lineup  |  Trackliste  |  Credits

Mal gucken, was im Werbetext von MIDNIGHT ETERNAL steht:

“Für Fans von DELAIN, NIGHTWISH und KAMELOT” – aha, also Sachen, die ich eigentlich gerne mag.

„Ihr Sound zeigt großes Gespür für Melodie – eine Synthese von Melodie und Power, schmetternden Gitarrensoli, Double-Bass und mehrstimmige Vocals, angeführt von der schönen und emotionellen Stimme von Raine Hilai”.


Na, dann horchen wir doch mal rein, ob die New Yorker um Lady Raine Hilai halten, was sie versprechen.

Die ersten Takte beim Opener „‘Till The Bitter End“ klingen schon ganz gut. Raines Gesang ist mädchenhaft hoch und zart, eher mehr Richtung Kirchenchor-Engelchen als Opernsängerin. Sie hat nicht das Volumen, eine Opernarie zu schmettern, wie es viele Kolleginnen in dieser Branche tun. Vielmehr versucht die Band, Raines zartes Stimmchen mit den Melodien zu harmonieren und die Vocals neben gut eingebauten Backing-Chören und feinen Gitarrenriffs und teilweise großen orchestralen Anordnungen erstrahlen zu lassen. Das gelingt teilweise, aber wenn die Lady ein wenig mehr Power in der Stimme hätte, würde es sich besser anhören.

Fetzige Rhythmen umgesetzt mit Keyboard und Gitarren starten „Repentance“. Huch. Der Gesang. Sie ist in hoher Tonlage unterwegs. Nicht unbedingt der Geschmack aller Ohren.

Die Tempowechsel der Musiker heben den Song vom Durchschnittsbrei ab, aber ihr Gesang ist in meinen Augen gelegentlich fraglich, vor allem, wenn sie recht hoch singt. In normaler Tonlage bzw. zusammen mit ihren Gesangspartnern ist es ganz ok. Daneben gibt es natürlich die typischen kunstvollen Gitarrensoli und rasend schnelles Spiel von Bass und Schlagzeug um den Metal nicht zu kurz kommen zu lassen.

Mehr Betonung auf „Symphonic“ beim dritten Stück „Signs Of Fire“. Viel Keyboard und orchestrale Sequenzen unterstützen Raines Gesang, der hier fast mehr an eine Popsängerin erinnert als an eine Metalsängerin. Das Stück ist aber gut geschrieben, hat einen schön eingängigen Rhythmus und gute Gesangsstellen – vor allem, weil sich diese im Normalbereich bewegen. Vor allem der Refrain sowie die Parts, wo sie zu dritt singen, klingen ausgezeichnet und man bekommt Lust, mitzumachen.

Erneut ein kunstvoller Gitarren-Einstieg, dann dunkle Töne und fast Growls, bevor ihre Glockenstimme dazukommt. Ein treibender Rhythmus bestimmt „Shadow Falls“. Die Drums dreschen förmlich rein, die Melodie pusht, der Song hat Speed und Kraft – sie versucht mit dieser Geschwindigkeit mitzukommen und hebt teilweise stimmlich ab. Das kommt mal gut, mal fraglich – nämlich dann, wenn sie vocalmäßig nachhetzt. Als Gegenpart zum Growling passt es, aber insgesamt macht mich ihr Gesang aufgrund dieser Geschwindigkeit richtig nervös. Für mich ist etwas zu viel Speed und zu viel Druck und zu viel Quietsch dahinter.

Zum Glück beginnt das nächste Stück „The Lantern“ gemäßigter, die Anfangs-Chöre und das Keyboard klingen ein wenig nach Epic Metal. Dazu sie in gesanglicher Kombination mit ihren Gitarristen - das klingt gleich viel besser als zuvor. Ein luftiger, zarter Song, wo Raines Stimme aufgrund der leichteren Melodie viel besser zur Geltung kommt und der Mann-Frau-Gegensatz in den Vocals passt. Wirklich rund gemacht im Endeffekt, vor allem die akustisch anmutenden Gitarrenstellen sowie die orchestralen Arrangements gefallen mir gut.

„Believe In Forever“ gleitet nach den einleitenden Keyboardklängen rasch ab in Schnelligkeit und fast schon möchte ich sagen „Dahinhudelei“. Jungs und Mädel, nehmt doch ein bisschen den Fuß vom Gas. Etwas weniger Geschwindigkeit würde den Songs in meinen Augen gut tun und vor allem der Sängerin. Wenn sie so dahin hetzt, fängt sie zu quietschen an, klingt wie ein Püppchen, und das klingt einfach nicht gut.

Der Titeltrack „Midnight Eternal“ kratzt auch an der „Zu-Schnell-Kurve“, schafft es aber knapp, auf der richtigen Seite zu bleiben. Hier haben sie den feinen Unterschied zwischen zu viel Speed und Quietsch und angenehmen Symphonic Metal Sound verstanden und klingen trotz gelegentlicher – aber passender - Ausrutscher in hohe Tonlagen im Endeffekt gut. Weiters beweist sich natürlich die Band bei diesem Song, das heißt ihr musikalisches Können kommt wieder mal stark zur Geltung.

Gemütlichere Töne, schönes Keyboard und eingängiger Sound bei „When Love And Faith Collide“. Wiederum ein Duett, wo sich die männliche und weibliche Stimme gut ergänzen und harmonisch umeinander winden, das Beste voneinander herausholen und somit den Song zu einer runden Sache machen. Wobei bei diesem Stück auch der hohe Instrumentalanteil hervorzuheben ist, der einige Stückerl spielt. Vor allem die Gitarrensoli und –riffs sind nicht von schlechten Eltern und die gesamte Rhythmusmaschinerie im Background ist nicht zu verachten. Höhepunkte dieses Stückes liefern die beiden Gesangspartner vor allem gegen Ende, wo sie sich zu einem intensiven Duett hochschrauben.

Gitarre und Keyboard stimmen ein auf „Like an Eternity“. Die melodische Reise geht von hart bis zart, von gemächlich über sphärisch zu wild, sobald das Growling im Hintergrund startet. Dauert aber nicht lange, bis wieder die leicht nervige Frauenstimme das wilde Tierchen abwürgt und dann doch ohne allzu großem Gequietsche weiter macht. Sie hat wirklich lange Strecken, wo sie gut singt und dann die, wo es wieder zu viel wird. Hier bringt sie den Refrain und die tieferen Stellen ganz gut an den Mann und die Frau, aber dann haben wir erneut das Speed-Problem. Nur weil die Gitarren glühende Riffs anbringen, müssen doch nicht die Stimmbänder glühen. Insgesamt ein ausgezeichnetes Songwriting, teilweise äußerst melodische Takte und natürlich ein sehr gutes Spiel aller Musiker.

Eine sehr bekannt klingende Keyboard-Melodie, die zu rhythmischen Tönen wechselt stimmt ein auf „Silene“. Raine schafft es diesmal, wieder auf der „guten“ Seite zu bleiben und mich nicht zu verstören. Gut so. „Silence“ ist ein schöner Song mit ausgefeiltem Songwriting, wo die Band wieder viel Kreativität und Hirnschmalz in den Aufbau und Ablauf sowie das Ausfeilen der musikalischen Höhepunkte gesteckt hat.

Rein instrumentell zeigt sich „Pilgrim And The Last Voyage“, nur eine Mini-Chor-Einlage, sonst keine Vocals. Richtig angenehm für die Ohren, bevor es mit intensiveren Tönen, bombastischem Sound, größerem Chor und natürlich Raine am Mikro weitergeht. Die letzte Nummer „First Time Thrill“ ist noch mal ganz große Musik mit akzeptablen Gesang. Die eingängige Melodie und das wohlüberlegte Songwriting gefallen, auch die weichen Refrain-Stellen, wo der Gesang so richtig schön wird. Teilweise im Duett, teilweise alleine, teilweise mit Chor, sieht und natürlich hört man das Potenzial, das in dieser jungen US-Band steckt.

MIDNIGHT ETERNAL sind auf jeden Fall ein musikalischer Leckerbissen und zählen zum oberen Drittel der neuen Symphonic Bands, die in den letzten Monaten bzw. Jahren auf uns losgelassen wurden. Wenn sie es auch noch schaffen, ihrer Sängerin beizubringen weniger zu hetzen und ein bisschen tiefer zu singen, dann haben die wirklich Potenzial. Derzeit stört sie mit ihrer vocalistischen Hetze und gelegentlichen Quietsch-Stimme (gelbes Gummienten-Quietsch) so manchen guten Song. Weniger wäre hier wirklich mehr. Insofern auch kein NIGHTWISH oder KAMELOT-Niveau.
Hoffen wir, dass es beim nächsten Mal tiefer wird - stimmlich gesehen natürlich.

 



Bewertung: 3.5 / 5.0
Autor: Lady Cat (29.05.2016)

ANZEIGE
ANZEIGE