AGOS - Irkalla Transcendence

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VÖ: 21.08.2015
Bandinfo: AGOS
Genre: Black / Death Metal
Label: Ewiges Eis Records
Lineup  |  Trackliste  |  Trivia

"Irkalla Transcendence" lässt sich nach Konsultation von Dr. Google locker-flockig mit Erhabenheit des (mesopotamischen) Totenreiches übersetzen. Der Bandnamen AGOS geht laut Promotext auf das antike Wort ΑΓΟΣ zurück, was so viel bedeutet wie Miasma (übler Dunst, Verunreinigung, Befleckung oder Ansteckung) oder eine Person, die von den Göttern verflucht wurde. "Verflucht" ist auf jeden Fall ein geeignetes Attribut für Black/Death Metal, wenn man einer bestimmten Gruppe von Personen, die ich nicht näher beschreiben will, glaubt. Aber ist der erste (mehr Death als Black Metal) Output der zwei Griechen auch erhaben, oder wird er gar dem Totenreich gerecht?

Die Fünf-Track-EP beginnt mit "Akkadian Cenotaph", einer Ode an die heiligen Gräber (Ehrenzeichen) der Toten von Akkad, einer Stadt des archaischen Mesopotamiens. Ode ist natürlich metaphorisch gemeint, immerhin wird sieben Minuten lang in bester (europäischer) Death Metal-Manier geprügelt, gerifft und gegrowlt. Weiter geht’s mit "Of Salt and Blood: The Rabisu’s Rebellion". Rabisu (der Aufpasser) ist ein Dämon der akkadischen Mythologie, der von der Unterweltsgöttin Ereschkigal als Torwächter eingesetzt wurde. Herrlich okkult, dieser Titel. Zu hören ist allerdings nur der bereits beim Opener beschriebene Mix aus Prügeln, Riffen und Growlen, von Orient oder Mesopotamien keine Spur. Beim Titelsong "Irkalla Transcendence" taucht dann aber zum ersten Mal so etwas wie eine exotisch-orientalische Klangfarbe auf – nämlich in Form eines wirklich cool klingenden Frauenchors. Mehr davon! Und ja, mehr davon gibt es sogleich bei "O Father Anu, Ruler of Constellations and Seas", dem Song mit dem höchsten Wiedererkennungswert. Er ist An(u), dem Ahnherrn aller Götter des sumerischen, akkadischen und babylonischen Pantheons gewidmet und demonstriert das Potential, dass die Jungs definitiv haben. Ob sich der Göttervater dadurch geschmeichelt fühlen würde? Wenn ja, wäre er sicher gut gelaunt und hätte nichts gegen die Vermählung (Hierogamie: Hochzeit zweier Götter) seines Sohnes Enlil mit Ninlil einzuwenden, um die es im Closer der EP geht: "Hierogamy: The Sacred Marriage of Enlil and Ninlil". Mutig, wer so einen Sound vor dem Traualtar abspielt, erinnert er doch eher an die eingangs besungenen Gräber, Toten, Mumien und was da sonst noch in irgendwelchen Wüsten herumsteht, bzw. -kriecht.
 

Captain’s Empfehlung:

Bei so viel okkultem Schnick-Schnack rechnet man (zumindest der Captain) mit entsprechend exotischem Sound, oder? Doch dass es um Gräber, Tote und längst in der Wüste versunkene Städte geht, lässt sich fast nur an den Lyrics, bzw. Songtiteln erkennen. Abwechslung: beinahe Fehlanzeige. Schade eigentlich, denn da wurde einiges an Potential verschenkt, denn schlecht ist "Irkalla Transcendence" beileibe nicht. Die EP wird dem Totenreich zwar teilweise gerecht, doch von Erhabenheit ist sie weit entfernt. Und noch eine Frage wäre zu klären: Was haben Griechen eigentlich mit Mesopotamien zu tun?

 



Bewertung: 3.0 / 5.0
Autor: Captain Critical (15.05.2016)

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