Candlemass - Death Thy Lover

Artikel-Bild
VÖ: 03.06.2016
Bandinfo: Candlemass
Genre: Doom Metal
Label: Napalm Records
Lineup  |  Trackliste

Mit "Psalms For The Dead" leitete Leif Edling 2012 den Studioabgesang der Epic-Doom-Legende ein. Es sollten keine Alben mehr aufgenommen werden, nur an der Live-Front wollten die Schweden weiter präsent sein. Wer die Band also inzwischen nicht auf den Bühnen erleben durfte, konnte sich studiomäßig zumindest mit dem starken AVATARIUM-Projekt befriedigen. Groß war indes die Aufregung, als die selbstgewählte Studioabstinenz zum 30jährigen Bandjubiläum - zumindest vorübergehend - Geschichte sein sollte. Zuallererst galt es die Frage zu klären, wer den Posten am Mikro übernehmen sollte. Auch wenn man natürlich wußte, dass dies Mats Levén (der mit Bandchef Leif Edling etwa auch schon bei ABSTRAKT ALGEBRA zusammengespielt hatte und auch live am Mikro stand) übernehmen würde, so durfte man die Epic Doom-Götter - zumindest insgeheim - dennoch um ein Wunder zum Jubiläum anflehen. Levén ist zwar ein toller Sänger, aber nicht ganz kompatibel mit allem Songmaterial der Doom-Götter (etwa beim zwiespältigen Live-Auftritt am Bang Your Head Festival 2013), wo der Hüne vor allem bei Messiah Marcolin -Stücken farb- und facettenlos blieb. Umso gespannter durfte man sein, wie sein Gesang im Kontext der neuen, unvorbelasteten Songs funktionieren würde.

Gleich eingangs stellt der Titeltrack klar, dass Großwesir Leif Edling wieder einmal nicht enttäuschen wird. Flott und mit poppigem Refrain ausgestattet darf den legendären Schweden einmal mehr ausgiebig gehuldigt werden. Sofort schießt einem allerdings das Zitat in den Kopf, mit dem Edling die Jubiläums-EP in gewagter Weise in die Nähe eines unumstößlichen Meilensteins der Metal-Geschichte rückte. "The new songs are more like the material on the Nightfall album than what we did on Psalms For the Dead" meinte der gute Meister und hat sich damit nicht nur aus dem Fenster gelehnt, sondern ist damit auch gleich mit rausgefallen. Mit Jahrhundertepen des 1987er-Drehers hat die EP nämlich recht wenig zu tun, bietet aber tolles Songmaterial im Stile der CANDLEMASS-Neuzeit, vor allem im Falle des Titeltracks spiegelt sich auch der AVATARIUM-Einfluß wider. "Sleeping Giant" rollt im Anschluß schwer daher und besticht neben dem einprägsamen Refrain mit den verinnerlichten, bandtypischen Gitarrenharmonien und -melodien. Auch "Sinister N Sweet" schlägt in die gleiche CANDLEMASS-Kerbe, erreicht aber nicht ganz die Klasse des vorgenannten Songs. Ein Zeitauffüller findet sich auch noch, um das Ganze auf akzeptable 26 Minuten zu hieven. Das Instrumental "The Goose" klingt irgendwie wie ein Potpourri aus Ideenfragmenten und ist im Gesamten kein Bringer.

Auch wenn die Band naturgemäß in ihrer eigenen Liga spielt, so muß dennoch gesagt werden, dass Levén trotz seiner Sangesqualitäten nicht die Magie, Präsenz und Prägnanz seiner Vorgänger Messiah Marcolin oder Rob Lowe zu versprühen bzw. deren Akzente zu setzen vermag. Leif Edling indes ist und bleibt noch immer ein Garant für Qualität. Fast alles, was seine Handschrift trägt, ist der epischen Metal- und Doom-Oberliga zuzurechnen. Allerdings ist diese EP trotz aller Güte eine etwas zwiespältige Sache. Zwei wahrlich gute, ein sehr guter Song, ein schwaches Albumcover, ein uninspiriertes Instrumental, sowie ein guter, aber dennoch im direkten Vorgängervergleich vor allem farb- und kantenloser, fast austauschbarer Sänger schmälern die Freude über neues Studiomaterial doch ein wenig. Auch wenn die Schweden musikalisch über jeden Zweifel erhaben sind und fast den gesamten Mitbewerb mit Links deklassieren, so haben wir es mit Mats Levén am Mikro doch nur mit der dritten CANDLEMASS-Garnitur zu tun. Dennoch macht die hier zur Schau gestellte Oberklasse Gusto auf mehr auf dem Hause Edling, der uns hoffentlich nicht allzu lange danach lechzen läßt...nicht auszudenken, wenn hier Messiah oder Rob am Mikro gezaubert hätten!



Ohne Bewertung
Autor: Thomas Patsch (30.05.2016)

ANZEIGE
ANZEIGE