Paul Gilbert - I Can Destroy

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VÖ: 27.05.2016
Bandinfo: PAUL GILBERT
Genre: Hard Rock
Label: earMusic
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Lineup  |  Trackliste

Zuletzt gab es von PAUL GILBERT ein beinahe reinrassiges Instrumental-Album, diesmal hat er zusätzlich sehr gute Sänger um sich geschart. Von der ersten Nummer weg überzeugt Paul mit ausgezeichnetem Songwriting und Gitarrenspiel. Die Band, die er für dieses Album zusammengestellt hat, hat auch einiges drauf und unterstützt seinen Rock/Blues-Stil perfekt. Die Vocals passen, der Bass kommt fett und gelegentlich recht dominant durch, was ja bei Blues-Songs recht passend sein kann. Ein ordentliches Schlagzeug ist natürlich ebenfalls vorhanden und in Summe macht das Ganze das neue Album zu einem Leckerbissen, den man sich gerne anhört.

 

Beim ersten Titel bzw. den Lyriclines „Everybody Use Your Goddamn Turn Signal“ ist mir gleich einmal das Grinsen ausgekommen. „Verwendet den gottverdammten Blinker!“ – Ja, das wird eine neue Autofahrer-Hymne und mein wichtigster Song im Auto. Wie oft hab ich mich schon deswegen aufgeregt, dass ich an einer Kreuzung stehe, ein Schleicher daherkommt und dann in die Straße gegenüber einbiegt – ich hätte längst weg sein können, wenn der… Also wie gesagt, ein fröhliches Grinsen, weil ich nicht die einzige bin die das aufregt und nun sogar ein Lied darüber geschrieben wurde.

Das Thema als bluesigen Rock rüberzubringen finde ich cool, weil es beim oberflächlichen Hinhören nach etwas anderem klingt, und einen erst der Ausruf wegen des Blinkers aufhorchen lässt.

 

Der Titeltrack „I Can Destroy“ ist eine flotte Rock-Nummer, die melodisch ins Ohr geht, einen guten Rhythmus und vor allem eingängige Choruslines hat. Auffällig das Gitarren-Solo in der Mitte. Die Stimmungswechsel bzw. Rhythmuswechsel lassen den Song leben und erfrischen ihn sehr. Gleiches gilt für „Knocking On A Locked Door“, wo er an der falschen Tür klopft, als er zu seinem Mädel will.

 

Bluesig und leicht funkig-jazzig ist „One Woman Too Many“. Die Nummer ist zeitlos, das könnte schon vor 50 Jahren geschrieben worden sein, und hätte heute genauso seine Berechtigung mit den flinken Soli, dem lässig-flotten Rhythmus und der diesmal eher souligen Stimme. Der verzerrte, groovig-langsame Rhythmus von „Woman Stop“ klingt ein wenig lasziv. Die Chorus-Einlagen sind weich und runden ab, das Solo schräg und ein bisschen kantig, in Summe eine interessante Mischung, wo ich noch nicht recht weiß, wie und wo ich diese einordnen soll.

 

Ein absolut überzeugendes und tanzbares Rock’n’Roll Stück ist „Gonna Make You Love Me“. Ein herrlicher Rhythmus, der in die Beine fährt, dazu klasse Vocals, die man mitsummt und -singt, weil die Zeilen so easy kommen, und ein Refrain, der auf der Stelle eingängig ist. Natürlich sind Instrumental-Parts dabei, wie ein Schlagzeug-Solo oder das unabwendbare Gitarren-Solo, wo man eigentlich nicht tanzen kann, aber ich glaube nicht, dass das der Hauptzweck für das Schreiben dieses Songs war.

 

„I’m Not The One (Who Want’s To Be With You)“ beginnt zuerst als Singstück, wird dann extrem flott (beim Spiel und beim Singen), sodass man beim Solo richtig die Finger über die Saiten glühen sieht. Mittendrin erfolgt erneut ein Wechsel auf langsam und einen bluesigen Rhythmus und in dieser Tonart endet schließlich auch der Song, bzw. leitet der ruhigere Ton über zu dem ebenfalls gemäßigten, nach Country-Blues klingenden „Blues Just Saving My Life“. Ein herrlich bluesiges Stück mit leidenschaftlichem Blues-Gesang, der die Verzweiflung und Emotionen rüberbringt, von denen der Text handelt (jeder versucht ihn zu killen… aber Blues rettet sein Leben), dazu noch die jaulende Blues-Gitarre beim Solo – absolut perfekt, Blues in Reinkultur, wie man ihn sich vorstellt. (Anm. d. Lekt: Wirklich sehr bluesig!)

 

Nach diesem leidenden Stück wird es einerseits wieder rockiger mit „Make It“, das einen leichten, locker-flockigen Sommer-Rhythmus dahinterstehen hat und andererseits verschmust, mit der akustischen Nummer „Love We Had“. Das klingt nach alten MR BIG Hits und vielen anderen Kuschelrock-Kandidaten aus den 80ern. Sehr schön gesungen, vor allem der Chor ist voller Herzschmerz und trauriger Süße. Dazu die gemütliche und leichte Untermalung mit einfacheren Gitarren-Akkorden und man hat einen Soft-Rock-Hit, der einer breiten Masse aus dem Herzen spricht.

 

Das nachfolgende „I Will Be Remembered“ wird von einem Rhythmus bestimmt, der in die Beine fährt und einer Melodie die man so schnell nicht aus dem Ohr bekommt. Sowohl die Gitarren-Soli, als auch die bei dieser Nummer dünn gesäten Vocals/Chorus-Stellen lassen einen Mitschunkeln und Mitsingen und somit entwickelt sich der Song rasch zu einem Lieblingsstück auf dem Album, weil er so leicht und easy im Abgang ist. Danach wird intensiverer Blues aufgelegt, „Adventure And Trouble“ ist leidenschaftlich leidend im Sound und den Vocals. Die Piano-Unterstützung zum Rock’n’Roll-Schwenk – wieder mal so circa ab der Mitte des Songs – lässt zuerst aufhorchen und erzeugt dann in der akustischen Kombination mit dem Gitarren-Solo einen Wow-Effekt, der lange anhält. Da kann man nur sagen, dass das Songwriting 1A ist und Paul ein Meister seines Faches, der es echt versteht in einem Song Spannung aufzubauen, für Überraschung zu sorgen und einen mit staunendem Gesichtsausdruck zurückzulassen.

 

Zum Abschluss gibt es noch die Bonus-Nummer „Great White Buffalo“, die ein bisschen was von allem hat: Rock, Rock’n’Roll, Blues, Country. Nicht unbedingt das absolute Highlight jetzt zum Ausstieg, aber eine Nummer, die nochmal Überblick über das Können der Band gibt. Da aber so viele andere ausgezeichnete Nummern auf dem Album sind, kann man rasch über dieses nicht so mitreißende Stück hinwegsehen und sagen, dass man ein Album in der Hand hat, das es Wert ist, es immer wieder anzuhören.

 



Bewertung: 4.5 / 5.0
Autor: Lady Cat (28.05.2016)

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