FRAGORE - Asylum

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VÖ: 13.05.2016
Bandinfo: FRAGORE
Genre: Death / Thrash Metal
Label: Murdered Music
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Lineup  |  Trackliste  |  Credits

Neben den vielen Kuscheltagen, wo der Redaktions-Stubentiger Streicheleinheiten und melodisches Ohrengekraule bevorzugt, hat unser Kätzchen aber auch jene Tage, wo es die Krallen ausfährt und jeden anfaucht bzw. anspringt und wie besessen grölend und headbangend im Loft herumfetzt. Wir sind noch nicht ganz sicher, was die Auslöser dafür sind, aber anscheinend hat Mieze heute wieder so einen Tag, weil FRAGORE röhrt durch die Lautsprecher und Samtpfötchen wetzt die Krallen, dass fast jeder in Deckung geht oder einen Ausrede findet, das Redaktions-Loft zu verlassen.

Dabei ist das doch gar nicht so schlimm, liebe Loft-Mitbewohner. Tagein-tagaus Melodic Rock hält die stärkste Katze nicht aus. Gelegentlich braucht so ein Tierchen einfach was Hartes, um es wieder auf die richtige Spur zu setzen und zufrieden und ausgeglichen zu machen. Schließlich ist eine Katze ja auch nur ein besserer Mensch.

Das Album „Asylum“ von FRAGORE bietet sich auf jeden Fall an, den unterschiedlichen Stimmungen des Mini-Tigers gerecht zu werden, da hat Kätzchen schon ein recht gutes Händchen gezeigt, als es genau diese Scheibe in den Player warf.

Auf den ersten Blick liest man „Death/Thrash“, aber das ist nur ein kleiner Teil der musikalischen Klangwelt, die einem auf „Asylum“ entgegenströmt. Die Italiener haben sich wahrlich bemüht, diesen zwei traditionellen Richtungen einen modernen Anstrich zu verpassen, und so finden sich hier auch progressive Soli, doomige Riffs, unterschiedliche Gesangstechniken von Screams über Growling bis zu Clean-Vocals und hie und da auch harmonische Chorus-Parts und Chöre.

Nachdem elektronische Klänge das Album einleiten, zeigen bereits die ersten leicht düsteren und dann thrashig-harten Gitarrenklänge, wohin die Reise bei „Asylum“ gehen wird. Texte, die sich der düsteren Seiten der Menschheit annehmen, intensiver, tiefer, rauer Gesang, der sehr oft Richtung Growling abdriftet und ordentlich harte, heavy Riffs. Genau diese Mischung dominiert auch den ersten richtigen Song „Hidden Truth“. Das auflockernde Gitarrensolo zwischendurch bringt den Fokus auf die Qualität der Musiker und der hämmernde Rhythmus von Schlagzeug und Bass nehmen einen mit auf eine wild-düstere Reise, die mal doomig-langsam und dann wieder speedig ist. „Control Denied“ geht in ähnlicher Manier weiter, knackige Metalriffs verleiten zum Headbangen und so manche Vocal-Strecke entlockt einem selbst ein versuchtes Growling. Der mittendrin clean gesungene Part mit anschließendem Scream zeigt genauso die verschiedenen Gesichter der Band, wie die Tempo- und Melodiewechsel der Instrumentalisten.

„Molotov“ klingt lange Takte nach klassischen Metal, punktet dann doch wieder mit heftigen Riffs und liefert gesangstechnisch vor allem den Eindruck, dass der Sänger aus einer Gruft rausröhrt. Mit anderen Worten: typische Death-Metal-Vocals.

Die Songs sprechen auch in sich selbst von Vielfalt. Die Großteils recht langen Stücke bestehen zumeist aus einem „wilden“ Part, der extrem speedig/thrashig ist, einem Teil im Midtempo und hie und da einem ganz ruhigen Anfang, Zwischenteil oder Ende, was man eigentlich nicht erwarten würde. „Alone“ wird lange Zeit den Eindruck nicht los, mehr mit Doom zu tun zu haben, als mit Thrash, zeigt dann bei den Soli Metal-Tendenzen und schlussendlich ganz softe, weiche Gitarrenklänge, bevor nach einem Atemzug Verschnaufpause „Revenge“ mit Speed losfetzen darf. Ähnliche Abwechslung auch beim donnernden „Thor“ (THOR, wie Donnergott – nicht zu verwechseln mit TOR von der Fußball-EM.)

„Dies Irae“ mit dem gregorianischen Mönchschor am Beginn, bleibt richtig „ruhig“ (ich denke, ihr wisst, wie das bei so einer Band gemeint ist), und endet nach zahlreichen Riffs wieder mit Solo-Chor.

Manche Songs erinnern in ihren einprägsamen Riffs an Metal-Klassiker von METALLICA, wie zum Beispiel der Beginn vom recht melodischen „The Cell“. Nur die rauen, mehr gegrölten als gesungenen Lyric-Zeilen weisen eine andere Richtung. Würde man sich das ohne Gesang anhören, könnte man Songs wie diesen vom Tempo und der Eindringlichkeit der Rhythmen her stark in der Nähe der großen Metal-Bands anordnen. Einen ähnlich klassischen Sound, dessen Riffs voll einfahren, hat auch die Nummer „Made Of Steel“. Bis zum Ende hört man fasziniert zu, weil „Made Of Steel“ einen dieser interessanten Wechsel zu toller Solo-Gitarre mit ruhiger werdender Begleitung hat und aufgrund dessen einen perfekten Übergang zur nächsten Nummer liefert, die so langsam ist, dass man erneut an Doom denkt.

„Children Of The Sky“ ist ein von den Gitarren dominiertes Instrumentalstück, das einen nach der intensiven Kraft dieses Albums runter holt, einen Ausgleich schafft und zumindest unsere Redaktions-Mieze wieder in der Realität verankert.

Fazit unseres Kätzchens: Ein perfektes Teil, wenn man genug von Schmusesongs hat, weil es trotz Thrash- und Death-Härte und –Gegröle auch melodische Seiten zeigt und äußerst vielseitig klingt.



Bewertung: 4.0 / 5.0
Autor: Lady Cat (15.06.2016)

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