SLEEP OF MONSTERS - II: Poison Garden

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VÖ: 03.06.2016
Bandinfo: SLEEP OF MONSTERS
Genre: Rock
Label: Svart Records
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Lineup  |  Trackliste

Ihr 2013 erschienener Erstling "Produces Reason" war bei vielen ein Geheimtipp. Wohl inspiriert von den kühlen finnischen Tagen und langen Nächten ist der Sound von SLEEP OF MONSTERS (SOM) eher melancholisch-düster, mit einer gewissen Magie, die vor allem in der Stimme von Sänger Ike Vil lebt, der man sich nicht entziehen kann.

Auf den Spuren von Finnlands Hitgiganten HIM oder auch den alten SISTERS OF MERCY entstand das neue Werk „Posion Garden“. Tiefschürfende Lyrics, die sich um Mythen drehen, voller Okkultismus stecken und insofern die dunklen Seiten entdecken und wecken, werden von Mr. Vils melancholisch-melodischen Stimme herausgearbeitet. Die „Hexchen“ unterstützen ihn dabei mehr oder weniger kräftig, sowohl in der Form von Chören, als auch als Duett-Partnerinnen, um den Songs eine zarte Note zu geben, die durch das Dunkel der „Vergifteten Gärten“ schwebt, und sie gar nicht so giftig erscheinen lässt, wie Name und Lyrics klingen.

Vieles lebt bei SOM von den Gegensätzen, von der gleichzeitigen Dunkelheit, Melancholie und Zartheit bei Text, Melodie und Gesang, von der einfachen Schönheit der Riffs und Instrumentaleinsätze, und natürlich den leicht und sinnlich darüber schwebenden „Furien“-Chören, wie die drei Mädels seitens der Band liebevoll bezeichnet werden.

Schon die Einstiegsnummer „Poison King“ zeigt düstere Härte im Text und eine zarte, getragene Art aufgrund der leicht schaurigen Melodie und den gehauchten lieblichen Chören. Die samtig-sentimentale und ein wenig düster angehauchte Stimme von Sänger Vil klingt nach HIMs Ville Valo, aber das ist eigentlich genau das, worauf viele Fans stehen. Die melodisch-melancholischen Riffs sind einprägsam, der Sound gelegentlich orientalisch und die Damen, die für die Chor-Einlagen zuständig sind äußerst passend eingesetzt. Ihre unterstreichenden „Huuuuuuuu“ und „Haaaaaaa“-Seufzer und –Haucher sind mal wie Engelsgesang und erinnern im nächsten Moment an Gespenster oder Vampir-Ladys – es lebe die Vielfalt.

Die leicht dissonanten Klänge von „Golden Bough“, sowie die ELVIS-Gitarren und teilweise sogar der ELVIS-Tonfall lassen diesen Song älter klingen als er ist. Ein Hauch von SISTERS OF MERCY ist hier auch dabei. Das Duett von Vil und einer seiner Furien ist harmonisch und schön. Die orchestralen Parts mit Violinen, die zwischen den Vocal-Passagen eingesetzt werden, erzeugen einen weichen Sound, der von den vielen „Lalala“-Einlagen noch verstärkt wird.

Nach diesem verschmusten Song ist der heavy Gitarrenstart von „The Art Of Passau“ direkt überraschend. Das Stück entwickelt sich zu einer rockigen Nummer, wo Power aus dem Lautsprecher dröhnt, und Ike mit vollem Einsatz Höhen und Tiefen angeht, die zur rockig-melodischen Grundstimmung passen.

„Babes In The Abyss“ besticht erneut durch seine melodiöse, ruhige Leidenschaft bzw. die dezent düstere Grundstimmung erzeugt durch Bass und die etwas tiefer gestimmten Instrumente. Ein gemütliches Stück, dass jetzt nicht unbedingt gleich ein „Aaaahhh“ und „Ooooohhh“ erzeugt, bei dem jedoch die Kraft in der Ruhe liegt. Lustig finde ich die kleine eingestreute deutsche Textzeile eines Kinderreimes „… wir sitzen unterm Hollerbusch und machen alle husch, husch, husch…“ Das hat schon RAMMSTEIN-Tendenzen und man fragt sich, ob die Band nicht auch ein ganzes Lied auf Deutsch singen könnte. Vor allem wär dann interessant zu wissen, wo die Reise hingeht. Richtung Industrial oder bleibt man doch beim leicht gothic/dramatiklastigen Stil?

Die drei Furien dürfen wieder vollen Background-Einsatz bringen bei „Beyond The Fields We Know“. Ihre weichen Stimmen schlingen sich liebevoll um die tiefen, ausdrucksstarken Vocals von Ike. Kontrast dazu bietet die düstere, moll-angelehnte Harmonie des Songs mit zurückhaltendem Drum-Rhythmus und wirkungsvoll tragenden Riffs. Der Frauenchor klingt immer mehr nach Kirchenchor und gibt dem Song mit weiterem Fortschritt einen Push in Richtung großes, episches Werk mit beinahe Movie-Charakter.

 

“The Devil And All His Works” zeigt eine breitentaugliche Pop-Tendenz in Melodie und Gesang, nur nicht beim Text. Ein Song, der leicht und easy drüber gestreut wird. Das nachfolgende Stück „Our Dark Mother“ ist traurig und düster. Es startet mit Betonung auf den Vocals und wird danach dezent rhythmisch-rockig. Der Refrain ist sehr eingängig und die Backing-Einsätze der Hexchen weich-melodiös wie immer. Gegen Ende des Songs ein Hinarbeiten zum gemeinsamen gesanglichen Höhepunkt, der schließlich in schrillen Instrumentalklängen aushallt.

 

Die auf Posaune gestimmten Keyboardklänge und die getragen-verhaltene Melodie klingen nach Friedhof, Tod und Untergang. „Foreign Armies East“ ist ein langsamer Song, der zwischendurch mit akustischen Gitarrenklängen bereichert wird und mit Einfachheit zu punkten versucht.

Der letzte Song „Land Of Nod“ ist nochmal ein Anwerfen der intensiveren Gesangstechnik sowohl bei Ike als auch den Furien. Wiederum mit leicht orientalischen Gitarrenklängen und viel Keyboard versehen, ist dieser Song ein würdiger Abschluss des Albums.

 

Der „Poison Garden“ lässt mich ein wenig unschlüssig zurück. Nach einem sehr guten Einstieg in das Album mit den ersten Songs, lässt die Qualität zwischendurch nach, wird durchschnittlich bzw. auch poplastig und erfährt erst wieder zum Abschluss eine Steigerung. Ein Album für ruhigere Gemüter, die gerne Musik mit ein wenig Wehmut und schmeichelweichen Melodien hören. Für den Fan von intensiven, härteren Klängen nicht gut geeignet, außer als Wiegenlied.



Bewertung: 3.5 / 5.0
Autor: Lady Cat (02.06.2016)

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