HEISSKALT - Vom Wissen Und Wollen

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VÖ: 10.06.2016
Bandinfo: HEISSKALT
Genre: Rock
Label: Department Musik
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Lineup  |  Trackliste  |  Credits

Gut, ob es denn unbedingt vonnöten ist, hier groß über eine eher populärmusikalische Veröffentlichung zu schreiben, darüber lässt sich wohl trefflich streiten, aber abseits der wild radiotauglichen Elemente bieten die Stuttgarter von HEISSKALT auf jeden Fall so etwas ähnliches wie Post-Rock. Und Melodien können sie auch schreiben. 

Deshalb ein kurzes Review zum neuen Album "Vom Wissen Und Wollen".

Jung sind sie noch, die Knaben und schritten wohl auch deswegen erst 2013 zum Release ihres dann erfolgreichen Debüts “Vom Stehen und Fallen”. 

Gut zwei Jahre später erscheint am 10. Juni der Nachfolger “Vom Wissen und Wollen”, in seiner Verzweiflung souverän und eine Platte, die „hoffentlich mehr Fragen aufwirft, als sie beantwortet“, sagt Sänger Mathias Bloech.

Naja so polemisch manifest sehe ich das dann doch nicht, dafür sind die Texte dann wohl ein wenig zu sehr SPEX, abgebrochenes Soziologiestudium oder Bachelor in Germanistik. 

Das Texten in deutscher Sprache ist in der Rockmusik immer wieder ein Problem. 

Tumb Deutsch oder Fischer-Kitsch, bittere Metaphern oder doch gelungener Lindemann. Im konkreten Fall sitzen wir hier ein wenig zwischen allen Stühlen. Man spürt, dass die Jungs einiges an Verve und Anstrengung in die verbale Begleitung ihrer Lieder gesteckt haben, aber wenn ich "ich zertanze meine Schmerzen" oder "Ob ich Angst hab? Natürlich hab ich Angst, wir alle haben Angst. Die Angst beherrscht uns, und wenn du keine Angst hast, siehst du nicht genau genug hin" lesen und hören muss/darf, dann stehe ich an einer Abzweigung und muss wählen, ob ich diesen lyrischen Weg weitergehe oder mich allein auf die musikalische Ebene begebe. 

Denn diese ist durchaus gelungen. Souverän flächiger Post-Rock, wenn eingesetzt, der den geneigten Hörer immer wieder leicht in die Ferne abdriften lässt . Es werden keine Härterekorde anvisiert, aber HEISSKALT sind gut in dem, was sie machen. Verbitterte Alleszerjammerer mögen sie als härtere Sportfreunde bezeichnen, aber das ist, obschon man stimmlich eine Nähe orten kann, falsch. Dafür sind sie zu sehr Musiker mit einem ausgeprägten Gespür für Melodien. 

Selbige mögen dem Afficionado harter Musik nicht räudig genug sein, aber man kann, ach was: man soll es nicht jedem recht machen. 

Promotechnisch wird hier von einem "unbequemen und durchweg kompromisslosem Album" Album gesprochen, man bemüht sich, einen Kontext zu "Brachialität" herzustellen. Das ist selbstredend ähnlich weit vom Sein entfernt wie der Autor von rhythmischem Ausdruckstanz, aber das Album ist zu präsent, zu manifest, um als schnödes Rock/Rap/Deutsch-Tralala-Album abgetan zu werden.

Wacken wird es wohl nicht werden, aber ich gehe keck davon aus, dass die Jungs mit dem Album einen großen Schritt nach vorne tun werden.

 



Bewertung: 3.0 / 5.0
Autor: Christian Wiederwald (13.06.2016)

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