AND THEN SHE CAME - And Then She Came

Artikel-Bild
VÖ: 24.06.2016
Bandinfo: AND THEN SHE CAME
Genre: Electro Metal
Label: DME Music
Hören & Kaufen: Amazon | Ebay
Lineup  |  Trackliste

Und wieder eine neue Band am Parkett: AND THEN SHE CAME.

Wer kam? Sie? Wer ist sie? Meinen sie damit Ji-In Cho, die Sängerin, die plötzlich dazustieß und dem Sound mit ihrem teils runden, teils punkigen Gesang den letzten Schliff verpasste? Tja, sicher gibt es hier noch anderen Spielraum, aber den will ich jetzt nicht ausloten. Besser ein wenig Gehirnschmalz in die Entstehung der Band investieren.

AND THEN SHE CAME besteht aus ein paar Leuten, die sich von einer anderen Band kennen, nämlich KRYPTERIA. Als plötzlich dieser Auftrag für einen Soundtrack auf dem Tisch von Frank Stumvoll lag, machte er kein Soloprojekt daraus, sondern holte seine alten Freunde Olli Singer und S.C. Kuschnerus dazu. Neben dem Soundtrack entstanden viele eigene Songs und Ji-In Cho kam erneut als Sängerin ins Team. Die neue Band war somit geboren und bestand im Prinzip aus dem Großteil der alten KRYPTERIA, jedoch mit neuer Ausrichtung.

Waren KRYPTERIA im Genre Rock/Metal/Gothic angesiedelt, ist AND THEN SHE CAME eine ganz andere Mischung, nämlich viel Elektro, Programming, starke Bässe und abgehackte Riffs kombiniert mit Vocals, die sehr viele Stile abdecken. Die Dame kann richtig gut singen, aber auch ein wenig grölen, hat Rock genau so drauf wie Punk. Ji-In Cho ist keines dieser Püppchen in aufregenden Kleidchen, die ins Mikro säuselt und haucht, sondern sie singt kraftvoll und ausdrucksstark. Wenn dann noch Röhre Alissa White-Gluz von Arch Enemy dazustößt und mit ihren Growls einen Song wie „Five Billion Lies“ verschönert, weiß man, dass dieses Album eher knackig ist und nicht damenhaft zart.

Auf Deutsch versucht sich Ji-In Cho zu Beginn von „Public Enemy #1“. Mit diesem Sprechgesang erinnert sie mich an Nina Hagen. Damit nicht genug, es kommen noch mehr Fremdsprachen zum Zug bis dieser Song zu Ende ist. „Public Enemy #1“ rutscht zu viel ins Elektronische, als dass der Song beim Metal zu finden wäre. Gelegentlich eingestreute Industrial-Töne setzen einen Kontrast zu den rhythmischen, fast schon ein wenig pop-angehauchten melodischen Chorus-Refrains. Es gibt auch Stücke, wo der Fokus auf ihre Stimme gerichtet ist. „Why So Serious“ ist einer davon. Die Melodie ist sehr rund und wieder hie und da mit Pop versehen, obwohl einige Vocalparts ein liebäugeln mit französischen Chansons zeigen.

Nach diesem eher weicheren Song retour zu Industrial-Klängen. Die harten Riffs und Synthie-Einsätze kommen aus diesem Genre. Insofern überrascht der Zwischenteil mit Disco-Klängen ein wenig, oder auch nicht - wie die Takte, die wie ein Gebet klingen. Oder auch nicht. Und der Instrumental-Part. Oder auch nicht. Das abrupte Ende gibt den Weg frei für „Who’s Gonna Save You“, das wieder eine Mischung aus runden Chören, abgehackten Industrial-Tönen und Pop-Klängen ist. Irgendwie gefällt mir diese krasse Mischung, aber ich glaube, inzwischen bin ich schon für meinen schrägen und vielseitigen Geschmack bekannt und keinen wunderts, wenn das Kätzchen mal schnurrend im Körbchen liegt und im nächsten Moment wie vom wilden Affen (oder Terrier?) gebissen durchs Redaktions-Loft knallt, dass die Fetzen fliegen. Irgendwie ist die Musik zum Redaktions-Stubentiger passend, weil die Stücke von AND THEN SHE CAME genauso verschmuste Seiten haben wie Mietze und andererseits ordentlich die Krallen zeigen.

Retour von der Fauna unseres Lofts und der felinen Studie zum Studium des Albums „And Then She Came“. Erneut von Rhythmus- und Stilwechseln geprägt ist „Like A Hurricane“, mit Growls, die starke Akzente zu den softeren Melodien und Chören setzen. Die pushenden Drums und drängenden Riffs bei „Hellfire Halo“ ziehen den Anfang des Songs auf die Industrial-Metal Seite, die Vocals und Chöre Richtung Mainstream und die Zwischeneinlagen klingen nach Rock à la Lizzy Hale. (siehe unten befindliches Video)

Ganz soft können sie es aber auch: Piano und Ji-Ins ausdrucksstarke, emotionale Stimme geben „I Carry On“ einen tiefgründigen Touch sowie eine leichte Melancholie, die man umgehend mitfühlt.

Irgendwie eine Mischung aus Rock, Psychedelic, Indisch, Metal und… keine Ahnung was noch, aber da ist genug anderes dabei: „Find Another Way“. Trotz alldem ist die Nummer überzeugend, der Sound tiefgreifend und Ji-In Chos Gesang sehr passend.

„Where Do We Go From Here“ ist dynamischer und flotter. Ein rockiger Sound zieht sich durchs Stück und lässt einen permanent den Fuß mittappen. Bis zu der Stelle des Gitarrensolos. Das holt den Song in andere Sphären und verpasst ihm eine klassische Rock-Note.

Fazit: Wenn man dieses Album hört, bleibt sowieso kein Stein auf dem anderen und in den einzelnen Songs wird wild zwischen Stilen hin und her gesprungen und bunt und fröhlich durchgemischt, was die Musiklandschaft so zu bieten hat. Es gibt Wechsel von hart auf weich und schnell auf langsam. Mal Piano, dann Gitarre, dann Bass, dann Programming und natürlich vielfältigste Vocals und Backing Vocals. Einseitig orientiert sollte man beim Anhören dieses Albums nicht sein, weil man sich nämlich sonst nicht wieder findet.



Bewertung: 3.5 / 5.0
Autor: Lady Cat (05.07.2016)

ANZEIGE
ANZEIGE