JINJER - King of Everything

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VÖ: 29.07.2016
Bandinfo: JINJER
Genre: Deathcore
Label: Napalm Records
Lineup  |  Trackliste

Das „bestgehütetste Geheimnis der Ukraine” sind JINJER wohl schon lang nicht mehr, zwei gute Alben und beherzte Live-Auftritte haben Frontfrau Tatiana Shmailyuk und ihren drei Mitstreitern schon einen Deal mit Napalm Records eingebracht.

Wie gut dann das neue Album „King Of Everything“ ist, ist dann aber doch eine leichte Überraschung. Fernab von jedem Hype und dem Bonus einer feschen Frontdame knallen uns JINJER eine knackige Metalcore-Djent-Death-Mischung vor den Latz, dass sich die Rübe nur so schüttelt.

Die Instrumentalfraktion verwurstet alles, was in den letzten Jahren erfolgreich und sexy war, seien es schnelle melodische Metalcore-Gitarrenläufe, hypernervöse Breaks, fette Grooves oder progressive Spielereien. Technisch haben es die Jungs alle drauf, Sonderlob gibt’s für Zeugler Dmitriy Kim, der mit abwechslungsreichem Spiel nicht nur die Rhythmusseite bedient, sondern den Songs selbst auch seinen Stempel aufdrückt.

Und über Allem regiert die zierliche Tatiana, die vom Schmusekatzen-Gesang bis zum Tiger-Grollen so ziemlich alles drauf hat. Wohltuend ist hier auch, dass es sich bei den Gesangsparts tatsächlich auch um Gesang handelt und nicht um das weinerliche Gejaule, das manche junge Bands heutzutage mit Gesang verwechseln. Nach bekanntem Core-Standard wechseln sich auf „King Of Everything“ Death Metal-Growls bei den harten Passagen, mit cleanem Gesang bei den melodiösen Teilen ab – nichts Neues, aber gut gemacht.

Beim eher ruhigen Intro (passenderweise „Prologue“ benannt) und beim swingenden (ja, richtig gelesen!) Outro („Beggar’s Dance“) zeigt sich schon, dass die Sängerin eine tolle Stimme hat, bei den restlichen Songs beweist sie dann, wie variabel sie ist. Damit rücken sich JINJER in die Nähe der Modern-Death-Female-Fronted Vorreiter THE AGONIST, was sowohl musikalisch als auch gesanglich ein guter Vergleich ist.

Die Songs sind qualitativ durchwegs hochwertig, einen Tick stechen dann noch die groove-betonten Songs heraus, „Words Of Wisdom“ oder „Just Another“ wären da zu nennen, genauso wie „Under The Dome“, das eine Dampfwalzenwucht entwickelt, die man sonst von LAMB OF GOD kennt. Aber auch das straighte „Captain Clock“, das progressiv-abwechslungsreiche „I Speak Astronomy“ oder das intensive „Sit Stay Roll Over” können überzeugen.

Alles gut also? Naja, fast – es fehlen noch die letzten Prozentpunkte an Songwriting-Klasse, um in der absoluten Oberliga anzukommen, und auch beim Sound wäre noch ein Stückchen weniger Knall und ein bisschen mehr Bandbreite drin.

Abgesehen von diesen kleinen Schwächen zeigen JINJER bei „King Of Everything“, wie moderner Death Metal heutzutage gemacht gehört – knackig, mit viel Power, viel technischem Können und viel Emotion.



Bewertung: 4.0 / 5.0
Autor: Luka (25.07.2016)

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