BEARTOOTH - Aggressive

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VÖ: 03.06.2016
Bandinfo: BEARTOOTH
Genre: Hardcore
Label: Red Bull Rec.
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Lineup  |  Trackliste

Die Senkrechtstarter aus Ohio rund um Ex ATTACK! ATTACK! Frontmann Caleb Shomo haben mich 2013 schon mit ihrer EP "Sick" neugierig gemacht. Songs wie "Go Be The Voice" gingen schon vor drei Jahren gut ins Ohr und ihr Debütalbum "Disgusting" hat mich dann 2014 völlig vom Hocker gehauen. Der Musikstil wirkte unverbraucht und Caleb schien, im Gegensatz zu seiner Zeit bei den meiner Meinung nach eher mittelmäßigen ATTACK! ATTACK!, endlich sein volles Potential entfalten zu können. Das habe anscheinend nicht nur ich so gesehen, "Disgustinghat den Jungs unter anderem auch einen festen Platz in der Warped-Tour sowie Gigs mit Genregrößen wie SLIPKNOT, BRING ME THE HORIZON oder OF MICE & MEN eingebracht. Natürlich war ich gespannt darauf, was man von BEARTOOTH noch hören würde, aber auch darauf, wie sich zukünftige Alben zu so einem Knallerrelease wie "Disgusting", das die Band regelrecht aus dem Morast der Mittelmäßigkeit in die internationale Anerkennung katapultiert hat, positionieren würden und könnten.

Oh, und wie sich "Aggressive" positionieren kann. In 90% der insgesamt 12 Tracks ist der Albumtitel Programm: BEARTOOTH machen musikalisch und auch lyrisch kurzen Prozess. Schon auf dem Albumcover sieht man Caleb Shomo mit blutverschmiertem Gesicht, halb Mensch, halb Wolf, der allein durch seinen Blick schon herausfordert: ‚Los, trau dich doch‘. Auch der gleichnamige Titeltrack an erster Stelle macht sofort klar in welche Richtung die nächsten rund 40 Minuten gehen. Harte Gitarren, harte Shouts, harte Message mit einer Portion Wahnsinn. Wie gewohnt rotzt Caleb die Texte nur so ins Mikro und wirkt dabei ganz authentisch, naja, aggressiv eben. Und ich rede hier nicht von einer schon fast sterilen Grundaggression, wie sie zum Beispiel im Deathmetal oder Metalcore üblich ist, ich meine richtigen Hass, der aus den Boxen auf den Hörer überspringt.

Inhaltlich dreht sich der ganze Longplayer um die Jugend von Caleb und seine Erfahrungen als Außenseiter, aber auch darum wie er mit eben diesem Dasein abgeschlossen hat. Dieser Verlauf scheint ganz chronologisch geordnet zu sein – das Album entwickelt sich von beispielsweise "Hated" ("Who knew you´d be hated for being who you are?") zu "How Ever You Want It Said" ("I´m sick of it, over it, however you want it said"). Ganz nettes Stilmittel eigentlich. Was das Songwriting angeht haben BEARTOOTH im Vergleich zu "Disgusting" noch eine ganze Schippe draufgelegt. Die Songs klingen nicht mehr so roh und aus dem Bauch heraus entstanden, sondern durchdachter und ausgefeilter. Das gilt sowohl für die melodischen als auch für die harten Parts. Wo zum Beispiel "I Have A Problem" vom vorherigen Release schon eine Brechstange war ist "Censored" eine Atombombe. In „ruhigeren“ Songs wie den eben schon erwähnten "Hated" oder "However You Want It Said" fühle ich mich immer wieder an die Genrelegenden A DAY TO REMEMBER erinnert, und ich muss sagen, dieser leichte Einfluss steht BEARTOOTH verdammt gut. Und nicht nur dieser! Das rockige "Rock Is Dead", das eher hardcorelastige "Always Dead" oder das punkige "Loser" fetzen dem Hörer mörderische Riffs um die Ohren, die auf jeden Fall erst einmal hängen bleiben, nicht zuletzt weil BEARTOOTH mit ihren Soundexperimenten mehr als erfolgreich sind.

Meine einzige Befürchtung war, dass Songs wie das wirklich unerträgliche "Sick And Disgusting" am Ende des letzten Albums zur Tradition werden würden. Auch hier wurde ich positiv überrascht: Zwar ist die Stimmung ähnlich wie beim Rausschmeißer des letzten Releases, aber musikalisch um so vieles besser umgesetzt. Im Gegensatz zu der wirklich kopfschmerzverursachenden Zumutung als Finale von "Disgusting" fügt sich "King Of Anything" hier gut in den Gesamtkontext ein und wirkt angebracht.

BEARTOOTHs Aufstieg hört und hört einfach nicht auf. "Aggressive" ist eine Abrechnung mit sich selbst und ein Versprechen auf mehr. Ich bin gehyped für was auch immer als nächstes kommt.

 



Bewertung: 5.0 / 5.0
Autor: Lucas Prieske (03.07.2016)

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