NERVOSA - Agony

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VÖ: 03.06.2016
Bandinfo: NERVOSA
Genre: Thrash Metal
Label: Napalm Records
Lineup  |  Trackliste

Hail To This All-Female Band!

So Metalheads, jetzt werft mal all eure Bedenken bezüglich reiner Frauen-Metalbands und Thrash-Metal über Bord. Gerade in der extremen Metalschiene haben es Frauen bekanntlich immer noch recht schwer. Viele geben All-Female Bands erst überhaupt keine Chance, und das nach Zeiten von HOLY MOSES und ARCH ENEMY. Doch das brasilianische Frauen-Trio von NERVOSA legt mit “Agony” eine sehr viel aggressivere und hungrigere Thrash-Metal Keule vor, als die diesjährigen Veröffentlichungen von DESTRUCTION und SUICIDAL ANGELS zusammen. Aggressiv runter gekotzte, sehr männlich klingende abgefuckte Vocals, Geshredder, was die Saiten nur so hergeben, und Nach-Vorne-Geknüppel, als gäbe es kein morgen machen aus „Agony“ eine der Thrash-Granaten des Jahres!

NERVOSA ist portugiesisch und bedeutet Zorn, und so knallt einem das brasilianische Trio gleich mit dem ersten Song „Arrogance“ die gesamte Frauenpower um die Ohren. Die Nummer zündet auf Anhieb und brettert in bester Manier nach vorne. Hier werden definitiv keine Gefangenen genommen und keine Zeit verplempert. Die zutiefst angepissten Vocals von Fernanda Lira sind punktgenaue emotionale Ausstöße aus aggressivster Tiefe. An den Geschwindigkeitsschrauben wird ebenso gedreht wie coole Grooves eingebracht werden. „Arrogance“ ist ein richtig starker Auftakt und gleichzeitig das Härteste, was dieses Jahr im Thrash-Sektor so rumspukt.

Dass NERVOSA so ziemlich viele männliche Combos in den Schatten stellen, dürfte jetzt so langsam durchsickern. Mit „Theory Of Conspiracy“ gibt es gleich Nachschlag auf die verdammte Rübe. Gar fragt man sich bisweilen bei der vertonten Härte, wer den Ladys eigentlich in die Suppe gespuckt hat. Die Screams sind mehr als mörderisch - vom unermüdlichen Geknüppel auf die Fellfetzen bzw. vom Shreddern erst gar nicht zu reden. Sehr hart gespielter, sich fast überschlagender Thrash. Verschnaufpause? Fehlanzeige! Das Geknüppel bei „Deception“ könnte glatt von einer ordentlichen Death-Metal Kapelle stammen, die anfänglichen Riffs haben leichten CANNIBAL CORPSE-Scharm und die schon oft erwähnten dahingekotzten Vocals sind eh mehr Black-Thrash als alles andere. Die Schwerpunkte extremer Musik sind auf den Black-Death-Thrash-Sektor gelegt. Die Abrissbirne schleudert unaufhaltsam weiter und die Growls zum Ende von „Deception“ sind... ja klar: einfach brutal!

Das vorab veröffentlichte „Intolerance Means War“ wartet mit ziemlich einprägsamen Hooklines auf und stampft und grooved als Black-Thrash-Panzer die letzten Überbleibsel Leben in Grund und Boden. So ungebändigt wie ein Arbeitnehmer, der bei seinen Vorgesetzten die verfickte Bude auseinander pflügt. Und als ob der Stuff bis jetzt noch nicht schnell genug herunter gekloppt wurde, wird auf „Guerra Santa“ (portugiesisch für Heiliger Krieg) nochmal der High-Speed-Modus aktiviert und die Geschwindigkeit weiter gesteigert. Dazu grooved die Nummer im Refrain so großartig durch die Lauschlappen, dass selbst die Landsleute von SEPULTURA und SOULFLY nicht schlecht staunen werden. Ein riesiger Gedanke geht jetzt in Richtung Live-Performance: man fragt sich, ob die Brasilianerinnen es wirklich schaffen, diese Intensität auch live umzusetzen?

Die Riff-Nummer „Failed System“ ist als klares Statement an das brasilianische System zu verstehen und liegt irgendwo zwischen DESTRUCTION und den SUICIDAL ANGELS. Die zweite Vorabveröffentlichung „Hostages“, zu dem auch ein kleines, unterhaltsames Video gedreht wurde, ist ein langsamer Stampfer – zumindest kurz. Dann bewegt sich die Nummer zwischen Mid-Tempo und gesteigertem Groove, der teilweise an SODOM erinnert. „Cyber War“ beginnt dann wiederum sehr basslastig, dann setzt stampfend das Schlagzeug ein, bevor die Nummer dann mit dem Einsatz der E-Gitarre aus allen Nähten platzt. Das Ding brettert hervorragend und dürfte live richtig gut rüberkommen. Eine Nummer, gemacht für die Interaktion mit dem Publikum. Ich höre schon jetzt das Publikumsklatschen mit dem Schlagzeug einhergehend. Dann wird „Cyber War“ kurz und knackig in MOTÖRHEAD-Manier runtergespielt. Good-Old-Lemmy hätte an diesen weiblichen Thrashern garantiert seinen Spaß gefunden!

Zu guter Letzt gibt es dann mit „Wayfarer“ nochmal abwechslungsreiche Kost im Buffet. „Wayfarer“ kommt als ruhige Rock-Nummer mit glasklaren Vocals daher, die sogar ganz, ganz, ganz entfernt an Janis erinnern. Sehr überraschend, doch ein sehr gelungener, abwechslungsreicher Titel, der NERVOSA von einer ganz anderen Seite zeigt. Irgendwann reicht dann aber jedes Geschnulze und die geladenen Wogen halten wieder Einzug.

Fazit:
Keine Hänger. Keine Längen. Eine großartige Produktion. Nicht minder als eine auf den Punkt genau abgestimmte Großtat. Volle Bude! Und das anscheinend mit Leichtigkeit. Hier knüppelt sich gerade Brasiliens neues Thrash-Monster in alle Höhen des Olymps. Einfach nur abgefuckt!
 

Lauschlappen-Orgasmusfaktor: „Intolerance Means War“.

 



Bewertung: 5.0 / 5.0
Autor: inhonorus (12.07.2016)

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