Ignis Fatuu - Meisterstich

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VÖ: 08.07.2016
Bandinfo: Ignis Fatuu
Genre: Mittelalter Rock
Label: Trollzorn / SMP Records
Lineup  |  Trackliste

Zugegeben: Die Aussicht auf ein neues IGNIS FATUU Album nach dem durchwachsenen "Unendlich viele Wege" inklusive peinlichem Wolfsgeheule aus dem Jahre 2014 hat beim Verfasser dieser Zeilen nicht gerade Jubelstürme ausgelöst. Trotzdem war eine durchaus spürbare Grundneugier auf das neue Werk "Meisterstich" vorhanden, denn gute Ansätze und ein Händchen für zündende Hooks kann man der Nürnberger Truppe nicht absprechen. Und siehe da: "Meisterstich" ist zwar noch kein Meisterwerk, aber dennoch ein auf fast ganzer länge spaßiges Stück Mittelalter- (Pardon, Renaissance-) Rock geworden.

Renaissance ist das Stichwort, basieren doch alle Stücke auf einem Stich von Alfred Dürer und bekommen so einen historisch zeitalterlichen Kontext verpasst. Damit gibt man dem gesamten Album nicht direkt ein Konzept, aber doch einen durchgängigen roten Faden, was sich in erster Linie in den Lyrics von Nicht-Mehr-Ganz-Neu Fronter P.G. bemerkbar macht. Oft erinnern seine Strophen nicht an klassichen Versaufbau eines Rocksongs, sondern an Reden von Schaustellern und Marktschreiern aus Rennaisancezeiten. Dies setzt Stücke wie "Die wunderbare Sau von Landser" in ein szenisches und atmosphärisches Licht - eben passend zu den Gemälden. Ein netter Kontrast zu den etwas eingefahrenen Songstrukturen der Mitstreiter.

Musikalisch schlägt man trotz des historischen Korsetts nach wie vor in die gleiche Kerbe wie zuvor. Da gibt es keine Renaissance, sondern ganz normalen Mittelalterrock, so wie man ihn kennt. Ältere SALTATIO MORTIS treffen wahlweise auf FEUERSCHWANZ ("Rhinoceros") oder SCHANDMAUL ("Melancolia"). Dabei sind einige Treffer im Repertoire gelandet. Der Opener "Die vier Reiter der Apokalypse" dürfte künftig in keinem Live-Set der Nürnberger mehr fehlen, aber auch musikalisch anspruchsvolleres wie das nach vorne preschende "Nemesis" oder der melodischen Überkracher "Adam & Eva" (abzüglich des unnötigen Soundeffektes am Ende) überzeugen. Dazu gibt es einfachere, aber trotzdem effektive, tanzbare Nummern wie das stampfige "Satyr und Nymphe", das Groovemonster "Ritter, Tot und Teufel" sowie den penetranten Ohrwurm "Der Liebestraum des Doktors". Lediglich das "Rhinoceros" geht nach bereits einmaligem Hören so sehr auf die Nerven, dass der Finger direkt zur Skiptaste zuckt.

Fazit: "Meisterstich" ist ein überraschend flottes, nach vorne gehendes Mittelalter-Rock/Metal-Album fast ganz ohne Peinlichkeiten geworden, welches perfekt im Double Feature mit dem momentanen Primus "Quid Pro Quo" von IN EXTREMO funktionieren würde. Dem eigenen Ansatz, unter dem Banner Renaissance-Rock neue musikalische Wege zu gehen, wird man leider nicht gerecht.



Bewertung: 3.5 / 5.0
Autor: Christian Wilsberg (09.07.2016)

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