Twisted Sister - Metal Meltdown - Featuring Twisted Sister Live at the Hard Rock Casino Las Vegas - A concert to Honor A. J. Pero

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VÖ: 05.08.2016
Bandinfo: Twisted Sister
Genre: Hard Rock
Label: Loud & Proud Rec.
Lineup  |  Trackliste

Eine der TOP-Bands aus den 80ern ist seit ein paar Jahren wieder voll aktiv. TWISTED SISTER werden häufig auf Festivals gesehen oder füllen die Hallen mit ihren ans neue Jahrtausend angepassten Shows. Im Publikum dabei vor allem die Älteren unter uns, die „old-school“ TWISTED SISTER-Fans sozusagen. Und genau diese Zielgruppe ist es, die nun freudig aufschreien wird, wenn sie hört, dass eine aktuelle Live-CD bzw. DVD der Band auf den Markt kommt.

Die Band hat nämlich das 90-minütige Konzert am 30. Mai 2015 im berühmten Hard Rock Casino in Las Vegas mitgeschnitten, mit zahlreichen TWISTED SISTER-Klassikern der vergangenen 40 Jahre. Die Show wurde A. J. Pero, dem kurz davor verstorbenen Schlagzeuger, gewidmet. Als Ersatz für ihn holte die Band Peros Freund Mike Portnoy (THE WINERY DOGS, DREAM THEATER, AVENGED SEVENFOLD) an die Schießbude, um das Andenken Peros zu würdigen.

Hier der Kommentar von Gitarrist JayJay French über die harte Entscheidung im Jahr 2015: „Am Ende haben wir das getan, was A. J. sicher gewollt hätte und Mike Portnoy hatte großen Anteil an der Entscheidung, sowohl auf emotionaler als auch auf künstlerischer Ebene. Mit dem vorliegenden Konzert gedenken wir A. J., der ja seit 1982 bei uns war. Wir werden ihn nie vergessen. Man kann sich vorstellen, wie emotional der Moment war, als wir an dem Abend sein Drumsolo auf die Bühnenrückseite projizierten. Ich war seit unserer Reunion zu NY Steel im Jahre 2001 (Anm. - die Band veranstaltete ein Charity-Konzert, bei dem die Band den Opfern des 09/11-Angriffs gedachte und für die Familien der Opfer Geld sammelte) nicht mehr so massiv den Tränen nah.“

Wenn man in das Live-Album reinhört, weiß man, was der Antrieb der Band auch nach so einem Schicksalsschlag ist: purer Rock'n'Roll. Die Jungs haben 40 Jahre Bühne am Buckel, fahren aber los wie die Metal-Schweine, absolut dreckig und erdig und mit der ihnen eigenen Power. Typische Aussage dafür: "Let’s kick some asssssss!!!! – We are Twisted Fucking Sisterrrrrr!!!!"

Geile Einleitung, oder? Ich bin überzeugt, der TWISTED SISTER-Fan kann hier sofort in der richtigen Stimmlage mitröhren, Dees Einleitung ist seit Jahrzehnten bekannt! Und dann wird auch nicht mit langen Einleitungen rumgefackelt, das Set fetzt gleich los mit „What You Don’t Know“, wo sich heavy Riffs und dröhnende Drums mit Dee Sniders Gesang gleichzeitig die Ehre geben - wobei ich die Bezeichnung „Gesang“ unter Anführungszeichen setze, weil bei Song Nummer eins klingt er überwiegend nach heiserem Metal-Geschrei.

Dröhnende Gitarren und bekannte Riffs läuten „The Kids Are Back“ ein. Soundtechnisch klingt es besser als der Opener, es scheint so, als wäre der Sound nun besser eingestellt worden – oder man hat den Opener absichtlich rauer gelassen, um das Original-Live-Feeling einzufangen. Getrieben von wummernden Bässen und treibenden Riffs stimmt die ganze Band mit dem Publikum den Chorus an, bei dem Dee viel besser zu hören ist als zuvor. Bei seinem Enthusiasmus, den man bei diesem Song raushört, kann man sich bildlich die tobende Fanmenge vorstellen. Die flotten, gefinkelten Riffs von „Stay Hungry“ reißen dann die letzte Schnarchnase vom Hocker. Dazu drischt Mike am Schlagzeug auf sein Arbeitsgerät ein, dass man befürchtet, es fliege in Fetzen davon.

Auch bei „The Beast“ überzeugen die Schwestern auf voller Länge. Sie sind kein bisschen leise geworden. Das „Twisted Fucking Sister“ kommt standardmäßig bzw. regelmäßig über Dees Lippen und dann setzen die nach Marsch klingenden Rhythmen ein, die „The Beast“ bestimmen. Die tieferen Vocals klingen durchdringlich und intensiv und werden von dröhnenden Riffs und Bässen begleitet bzw. von sehr tiefen Backing-Chören unterstützt

"To all the assholes in the world – this one’s called „Shoot Em Down“ – herrlich knackiger Metal mit typischen TWISTED SISTER-Soli und dröhnendem Bass/Drum-Sound.  Wenn Dee “Shooooot eeeeeemmm doooooowwwwnnnn!” schreit, kann man sich bildlich vorstellen, wie er die Knarre im Anschlag hat. Herrlich. Ich hatte TWISTED SISTER nie so richtig als Outlaw Band im Kopf, aber das klingt voll danach. Das anschließend folgende und heiser angestimmte „You Can’t Stop Rock’n’Roll“ ist gleichfalls ein Fetzer. Röhrende Bässe, fliegende Finger beim Solo, eingängige Riffs und absolut einladender Headbang-Rhythmus. Der Song ist natürlich Marke „Metal Hymne“, ganz klar, und wird von den Fans auch entsprechend honoriert.

Und nun bekommen wir so richtig die absoluten Hits und Klassiker serviert: „I Believe In Rock And Roll“ every day… Tja, dagegen kann man als Metaller und Rock-Fan überhaupt nichts sagen. Das findet auch das Publikum, die Leute werden von Dee Snider zu einem Singduell angefeuert und grölen mit, was das Zeug hält.

„Under The Blade“, der Titeltrack vom ersten Album, wird mit „Fist to the Air!“ eingeleitet. Wütende Soli, aggressive Vocals und Drums – die Altherrenband ist kein bisschen leise geworden in den letzten Jahrzehnten.

„I’m Me“, ein seltener gespieltes Stück vom ersten Hit-Album, das sie in UK hatten, wird voller Begeisterung willkommen geheißen. Beim Refrain kann ich mir gut vorstellen, wie die Halle tobt, springt und natürlich lauthals mitsingt. Bei so eingängigen Lyrics kann man ja gar nicht anders.

Mit „We’re Not Gonna Take It“ folgt die nächste Hymne. Dazu brauche ich wirklich nichts mehr sagen: Begeisterungsstürme ohne Ende sind aus dem Publikum zu hören. Ein Song, der vielen der damaligen Generation und auch der heutigen aus dem Herzen spricht. Er hat kein bisschen an Energie oder Bedeutung verloren.

„The Fire Still Burns“…. „Dedicated to the spirits of the kind of people that make bands like us – bands like AC/DC, KISS, JUDAS PRIEST etc". Viele der alten Haudegen, die inzwischen 40 Jahre oder mehr auf der Bühne stehen, werden angesprochen, nach dem Motto: „Wir gehören nicht zum alten Eisen und haben noch immer das Feuer in uns brennen“.

Nach dem Feuer wird es ruhiger. Eine ziemlich bluesige Gitarre und ein gefühlvolles Solo eröffnen „The Price". Dee widmet diesen Song an diesem Abend A.J. Der Text passt leider wirklich nur allzu gut zu der Situation. Leider habe ich das Video nicht, trotzdem kann man sich sehr gut vorstellen, welche Stimmung in der Halle herrschen muss, wenn alle die Feuerzeuge zücken, die Lichter ausgehen und ein Lichtermeer an A.J. Pero gedenkt. Bisher standen TWISTED SISTER für mich nicht für so viel Stimmung, aber Dee Snider schafft es, diesen Song als Würdigung, Ehrung und Gedenklied zu bringen. Vielen Dank, Dee. Das gelingt dir wirklich und man hört deine Überzeugung aus tiefstem Herzen.

Doomige Riffs und ein tief dröhnender Bass stimmen ein auf „Burn In Hell“. Dazu diabolische Vocals, die schaurig klingen und beim „Down, Down, Down“ noch tiefer gehen, als man ihm zutrauen würde, wo Dee doch eher für hohe Töne und Rock-Gekreische steht. Für das lange Schlagzeug-Solo in der Mitte des Songs wurde A.J. Pero eingeblendet. Ein letztes großes Erinnern an den TWISTED SISTER-Schlagzeuger und entsprechend wird diese Einblendung auch von den Fans gewürdigt. Nach dem Solo widmet ihm Dee eine Ansprache, das „A.J. Pero Tribute“. Dee begründet darin unter anderem, warum die Band gleich nach seinem Tod weiter gespielt hat und warum sie auch die Tour nicht unterbrochen haben. Nein – das verrate ich hier nicht, das ist auf dem Album nachzuhören.

Passend zur Begründung, warum sie trotz des traurigen Verlustes weiter spielten, der nächste Song: „I Wanna Rock“. Wiederum ein Klassiker, den man nicht erklären muss. Es genügt zu sagen, dass er so rüber kommt, wie man ihn seit Jahrzehnten kennt. Dazu noch Dees lange Abhandlung über "Fuck or Rock" oder ist es doch "Fuck and Rock"? Klassiker!

Nach diesen vielen Stücken erwarten uns nun noch "Come Out And Play" und "S.M.F." Ersteres entwickelt sich zu einem Hau-Rein, Drisch-Drauf und Röhr-Los Song - wie gehabt. Und die letzte Nummer "S.M.F." ist dem Publikum gewidmet. TWISTED SISTER ziehen noch mal alle Register, um die Fans zu beglücken und haben sich dann den Abgang nach dieser schweißtreibenden Show redlich verdient.

Fazit: Grundsätzlich bin ich von diesem Live-Album sehr begeistert, auch vom Konzept, das dahinter steht. Nur ist für meine Ohren die Live-Qualität nicht unbedingt das Gelbe vom Ei. Da habe ich schon bessere Sachen gehört. Ergibt leider einen Punkt Abzug.



Bewertung: 4.0 / 5.0
Autor: Lady Cat (12.08.2016)

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