Solution .45 - Nightmares In The Waking State - Part II

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VÖ: 26.08.2016
Bandinfo: Solution.45
Genre: Melodic Death Metal
Label: AFM Records
Lineup  |  Trackliste

Kramen wir kurz in der jüngeren Vergangenheit des metallischen Zeitgeschehens und am besten dort, wo SOLUTION .45 letzten November mit "Nightmares In The Waking State: Part I" aufgehört haben: Mit einem großartigen Melo-Death-Album, das auch etwas weniger als ein Jährchen später immer noch unfassbar viel Spaß macht, konnte die Gruppierung um ex-SCAR SYMMETRY Vokalist und Mr. Polyvalenz schlechthin, Christian Älvestam, von sich überzeugen und schon "damals" war klar, dass alsbald auch der zweite Teil des Doppelalbum-Konzepts folgen soll. Und weil es sich hier nicht um eine gewisse finnische Formation namens WINTERSUN handelt, konnte man sich genau darauf auch verlassen und wird Ende August "Nightmares In The Waking State: Part II" in der Hand halten können. Die Frage ist nur: Will man das auch?

Ich muss leider schon zu Beginn die Spannung rausnehmen und ganz ehrlich sagen, dass ich nach einigen Durchgängen ziemlich ernüchtert bin. Grundsätzlich habe ich zwei Denkweisen zu diesem Werk entwickelt, die recht zügig erklärt sind: Entweder ist mir "Nightmares In The Waking State: Part II" zu progressiv oder es scheint tatsächlich eher eine Resterampe mit Überbleibseln der gesamten "Nightmares In The Waking State"-Recordingsession zu sein. Dabei fällt schon der Einstieg nach dem apokalyptischen Intro "Dim Are The Pathways", das wohl als Bindeglied zwischen den beiden Teilen agieren soll, verdammt schwer, weil "The Faint Pulse Of Light" im Gegensatz zum Opener des vorigen Ablegers nur sehr schwer in die Gänge kommt. Hier kann einzig das Solo, das in seiner Verspieltheit auch von SCAR SYMMETRY Mastermind Per Nilsson hätte stammen können, so richtig überzeugen. Ähnlich schwerfällig erklingt dann auch "Mind Mutation", das sich in seinem dissonanten Riffing verliert und spätestens nach dem eigentlich passablen Clean-Refrain zunehmends den Eindruck von Inspirationslosigkeit vermittelt.

Von dieser Ideenlosigkeit merkt man in "Built On Sand" wenig und dieser ist auch einer der Songs, der "Nightmares In The Waking State: Part II" nicht gänzlich im Regen stehen lässt. Die verspielte Leadgitarre, die vertrackten MESHUGGAH-Gedächtnisgitarren und Christian Älvestam mit gewohnt abwechslungsreicher wie überzeugender Darbietung zeigen, was SOLUTION .45 wirklich können. Gleichzeitig ist das aber auch ein weiterer Indikator dafür, dass es auch ein Album mit vielleicht 12 bis 13 Songs locker getan hätte. Klingt natürlich abgedroschen, aber weniger ist manchmal mehr.

Denn: "Nightmares In The Waking State: Part II" ist sicherlich kein schrecklicher Totalausfall, aber das Problem liegt schlicht darin begraben, dass sich viele Songs wie beispielsweise "Inescapable Dream", "Chain Connector" oder auch das abschließende "Heavy Lies The Crown" logischerweise an einem ähnlichen Muster wie das Material des ersten Teils laben, dabei aber bei weitem nicht dieses Ohrwurm-Potenzial ausbreiten können und dadurch schnell den gedanklichen Stempel "Hab' ich vor etwas weniger als einem Jahr schonmal um einiges besser gehört" aufgedrückt bekommen.

Mein Fazit konntet ihr also eigentlich schon weiter oben ablesen: Warum genau mussten es zwei Alben sein? Das wissen wohl nur SOLUTION .45 selbst und ich will den Burschen ja auch gar nichts diktieren. Trotzdem bleibe ich dabei (und da möchte ich der Band wirklich nicht zu nahe treten), dass der zweite Teil der "Nightmares In The Waking State"-Saga eher wie eine Restecompilation und nicht wie ein vollwertiger zweiter Part eines Doppelalbums erscheint. Kann man sich der Vollständigkeit halber natürlich ins Regal stellen, aber wer sich mit dem vollen Potenzial der Schweden vertraut machen möchte, greift ganz klar zum ersten Part und schenkt sich diesen hier einfach. Zeit ist kostbar.



Bewertung: 2.5 / 5.0
Autor: Pascal Staub (01.09.2016)

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