LETZTE INSTANZ - Liebe im Krieg

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VÖ: 12.08.2016
Bandinfo: LETZTE INSTANZ
Genre: Folk Rock
Label: AFM Records
Lineup  |  Trackliste

Vor dem Rezensieren sollte man normalerweise komplett unvorbereitet an ein Album herantreten. Denn nur dann kann man losgelöst von jeglicher Erwartungshaltung an die Sache herangehen und eine neutrale Analyse wagen. Im Falle von "Liebe im Krieg" war es jetzt leider so, dass schon einige Reviews das Licht der Welt erblickt hatten, bevor der Rezensent die Zeit fand, sich selbst der Scheibe zu widmen. Die Texte der Mitbewerber bewirkten jetzt allerdings eine negative Erwartungshaltung. Da heißt es, LETZTE INSTANZ klängen plötzlich nach UNHEILIG und würden sich von ihrem geprägten Klangbild in Richtung Kommerzialisierung und Airplay entfernen. Wie gut, dass der Verfasser die Chance hatte, vor dem Hören des Albums diese Meinungen zu erfahren und sich sozusagen auf das Schlimmste gefasst zu machen. So kann man nämlich eigentlich nur positiv überrascht werden. "Liebe im Krieg" ist demnach auch bis auf wenige Ausnahmen kein Versuch, die Nachfolge des Grafen anzutreten, sondern ein grundsolides, im besten Sinne bandtypisches Album geworden.
Auch im Factsheet wird auf die neue Pop-Rock-Komponente hingewiesen. Umso mehr darf man sich freuen, dass das Eröffnungstrio aus dem Titelstück, "Tränen aus Stein" und "Steh auf!" doch recht zackig daherkommt und eben keine Verweichlichung zeigt. Im Gegenteil, gerade die letzten beiden Stücke gehen gut nach vorne, leben von metallischen Riffs und wunderbaren Refrains, die im Kopf bleiben ohne sich anzubiedern. Die etwas später folgenden "Das Gerücht" und "Blutmond" fügen dem ganzen noch eine schöne NDH-Komponente Marke OOMPH! hinzu und machen einfach Spaß. Soweit, so zufrieden darf man sein.
 
Doch natürlich schreiben Kollegen und Label nicht ohne Grund, dass es den ein oder anderen Pop-Einfluss zu hören gibt. Damit sind in erster Linie die Stücke "Wir sind eins" und das abschließende "Weite Welt" gemeint, die tatsächlich nicht nur nach dem Grafen klingen, sondern ganz laut UNHEILIG schreien. Muss tatsächlich nicht sein. Zwar reden wir hier von gänzlich anderer lyrischer Finesse, jedoch kopiert man musikalisch eins zu eins, ohne irgendetwas neues hinzuzufügen. Wir reden hier aber von zwei Stücken, die ein ganzes Album nicht kaputtmachen können. Der Mittelteil ist mit "Tageslicht" und "Weiß wie der Schnee" zwar generell etwas ruhig geraten, allerdings handelt es sich bei beiden um absolute Genrestücke mit durchdachten Texten, liebevollen Arrangements und tollen Melodien, die immer noch zu vielschichtig sind, um es ins Radio zu schaffen. Bei "Reise" scheint etwas mehr Melodie durch als bei den anderen Stücken, erweckt aber mehr Assoziation in Richtung MONO INC. denn in Richtung Herrn Von Und Zu. Damit überwiegen im Schnitt die positiven Momente, und auch wenn "Liebe im Krieg" nicht zu den Meisterwerken der Bandgeschichte gehören wird, so kann man dennoch eine gelungene Dark Rock-Platte für den atmospährischen Frühherbst attestieren.
 

Fazit: Auch wenn zwei Stücke bei UNHEILIG geklaut sind, so darf man trotzdem immer noch von einem guten und stimmigen INSTANZ-Album sprechen, welches nach all der Vorwarnung überraschend gut nach vorne geht.



Bewertung: 3.5 / 5.0
Autor: Christian Wilsberg (20.09.2016)

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