DARK FOREST - Beyond The Veil

Artikel-Bild
VÖ: 26.08.2016
Bandinfo: DARK FOREST
Genre: Heavy Metal
Label: Cruz Del Sur
Hören & Kaufen: Amazon | Webshop
Lineup  |  Trackliste  |  Credits

England’s finest HM band returns with its best album ever!

Bescheiden und nachgerade untertreibend wird das neue Album der Black Country-Metaller von DARK FOREST von der PR-Hütte angepriesen. Ob die Birminghammer (yeah!) nun tatsächlich die besten Metaller aus Ingerland sind liegt im Kleinohr des Behörers, aber die schlanken 70 Minuten (inkl. zweier kurzer und einem längern Instrumental) sind auf jeden Fall ganz vorne anzusiedeln.

Womit fangen wir an? Der Sound ist herrlich organisch, natürlich. Breitwandig, ohne tausend Spuren zu benötigen und, so blöd das auch klingen mag, richtig angenehm für die Ohren eines Reviewers der tagtäglich von Plastikproduktionen gepeinigt und von Brutal-was-weiß-ich Geklöppel gefoltert wird [...rotiert denn immer noch die neue BABYMETAL im Schacht? d.Korr.]. 
Was ich nicht so ganz nachvollziehen kann, sind die andauernden SKYCLAD-Vergleiche. Ja, es gibt sicherlich genügend Folkelemente auf "Beyond The Veil", aber das Album ist zuallererst Metal. Dann Metal, wenn SKYCLAD Folk waren. Heavy Metal, der auch in den Achtzigern funktioniert hätte. Der aber auch ein wenig Moderne mitbringt. Das soll heißen, dass im Soundbild jedes Instrument, jede Stimme (Josh Winnard ist in Zeiten, in denen Bruce seinen 30. Jahrestag des gepressten Krächzens feiert einfach nur fantastisch). Hier ist nichts dumpf, hier scheppert nichts. Die Drums klingen wie eben Drums klingen sollen. Bei solchen Produktionen stellt sich bei mir immer ein Maximum an Freude ein. Es geht ja doch noch!

Als Referenz sind natürlich IRON MAIDEN als Erste anzuführen, es galoppiert sehr oft und mit sehr viel Nachdruck. Die Songs sind allerdings dann doch auch noch mit einem Mehr an Ideen zugange als die Rollator-Gang aus Ostlondon. 

Und hier liegt wahrscheinlich auch das große Problem. 70 Minuten durchdachtes Songwriting, großartige Melodien, ein ebenso großartiger Sänger und eine durchgehend ansprechende, folk-inspirierte (inspiriert ist hier das wichtige Wort, erwartet keine metsaufenden Trolle, sondern - ja - Folkmelodien) Spannungsbögen werden wohl viele überfordern. Vorab sei gesagt, ich bin wohl einer der größten IRON MAIDEN-Fans der Südweststeiermark (Hammergag!) [Birminghammergag! d.Korr.], aber die Band ist seit Jahren tot, wird jedoch von der sogenannten Fachpresse schonungslos abgefeiert, egal, welche Probeaufnahmen sie auch als progressivstes Werk ihrer Karriere aus dem Trödelfundus in den spärlichen Sonnenschein Hackney´s karren. Auch bei uns wurde das Letztwerk der Londoner mit einer sensationellen Ignoranz überbewertet die ihresgleichen sucht.

Wohin will ich mit meinen Ausführungen?

IRON MAIDEN werden nach wie vor als die benchmarksetzende Band angesehen, die sie aber seit Ende der 80er nicht mehr sind. Allein, wenn es in einem der "großen Magazine" steht, glaubt es jeder, haut einen halben Monatslohn für CD, Eintritt und T-Shirt raus, und dann fehlt leider das Bare für wirklich lässige Bands wie DARK FOREST. 

70 Minuten sind möglicherweise ein bisschen lang, man hätte hier und da ein wenig kürzend eingreifen können. Meine ich, man kann es allerdings auch von der anderen Seite her sehen und sich an den ewig währenden Melodiebögen erfreuen. Im Endeffekt passt das Album so wie es ist. Ob das jetzt alles authentisch mittelalterlich ist oder nicht, spielt keine Rolle. Ob die Folklore im Kontext dieses Heavy Metal-Albums eine Rolle spielt ist ebenso unwichtig, weil es einfach ein wirklich starkes Heavy Metal-Album der alten Schule geworden ist. Englisch. Also nicht mit dem, durchaus reizvollen, Ami-Kauzfaktor, sondern mit geradlinigen Hooks, einigen Power Metal-Einstreuern aber immer solide metallisch.

Das Album ist auf durchgehend hohem Niveau, Hits kann ich keine ausmachen, aber (!) das ist auch nicht der Sinn des Albums. Selbiges will als in sich geschlosssenes Ganzes gesehen werden. Wer Zeit und Lust aufbringt und ein wirklich starkes und nicht künstlich auf stark geschriebenes Album hören will, wird nicht umhin kommen, sich ein wenig mit DARK FOREST und "Beyond The Veil" auseinanderzusetzen. Man wünscht sich, dass Qualität dann doch über Resteverwertung obsiegt. Ich wünsche es den Knaben von DARK FOREST!



Bewertung: 4.0 / 5.0
Autor: Christian Wiederwald (07.09.2016)

ANZEIGE
ANZEIGE