WOLFHEART feat. THE MALAVITA ANTISOCIAL CLUB - Morphean Empires

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VÖ: 20.05.2016
Bandinfo: WOLFHEART feat. THE MALAVITA ANTISOCIAL CLUB
Genre: Melodic Death Metal
Label: Wolfblood Production
Lineup  |  Trackliste

Wolfgang Süssenbeck ist in der österreichischen Metalszene kein Unbekanner. Bands wie DARKSIDE und DEMOLITION waren nie große Megaseller, dafür aber Urgesteine des österreichischen Metals. Nun versucht sich der Wolf an einem neuen Werk mit seinem Projekt WOLFHEART FEAT. THE MALAVITA ANTISOCIAL CLUB. Kein ganz eingängiger Name für eine Band, wie ich meine. Aber bereits der Name unterstreicht die Tatsache, dass es bei “Morphean Empires“ nicht in erster Linie um Verkaufszahlen geht. Süssenbeck selbst betonte im Interview mit Stormbringer, dass er ein Album machen wollte, dass er selbst gerne hören würde. Und diese Aussage unterschreicht die Authentizität des Ganzen. Denn “Morphean Empires“ lässt sich nicht leicht kategorisieren. Die ein oder andere Plattenfirma würde der Band wohl ans Herz legen, sich leichter in eine Kategorie pressen zu lassen. Schließlich ist es in diesem Fall besonders schwierig, dem Hörer mit wenigen Worten klar zu machen, welche Zielgruppe dieses Werk ansprechen soll. Doch zum Glück unterliegt man den Zwängen des Business nur bedingt, denn man ist Teil von “Wolfblood“, dem Label von – Überraschung – Wolfgang Süssenbeck.

Auch wenn das Dargebotene kaum in wenige Worte zu fassen ist, so lässt sich “Morphean Empires“ dennoch beschreiben. Denn was man hier hört ist keine Quantenphysik, sondern ehrlicher Metal. Oftmals progressiv im eigentlichen Sinne, glänzt man nicht mit kopflastigen Strukturen, sondern mit einem songdienlichen Ansatz. Denn auch wenn man im weitesten Sinne Melodic Death Metal zu hören bekommt, regieren hier klar strukturierte Songs, die beweisen, dass Refrains auch im Death Metal ihre Chance bekommen können. Doch halt, ein Schritt zurück: Ist es noch Death Metal, wenn man Violinen, Pianos, Klargesänge und sogar italienischen Folk inkludiert? Süssenbeck wird’s egal sein, wie man die Musik kategorisiert. Und jeder potenzielle Hörer, dem dies ebenfalls irrelevant erscheint, sollte nun nicht aufhören zu lesen.


Um die Vielseitigkeit des Werkes zu veranschaulichen, habe ich drei „Songs“ ausgesucht, die ich gerne hervorheben möchte:

"Song For Lara Ana“: Die Violine und das Piano eröffnen diesen Song. Spätestens der Einsatz von deutschen Vocals deutet auf eine Abweichung von der Norm hin. Irgendwo zwischen RAMMSTEIN-Balladen und Melodic Death ordnet sich dieser exotische, bisweilen etwas kauzige Song ein. Trotz der speziellen Ausrichtung ist dieser Track dennoch zu keinem Zeitpunkt peinlich.

“Souls In The Void“: Schwer, düster, beinahe im Doom beheimatet, frisst sich der Track in die Gehörgänge. Teilweise mit tiefen Growls versehen, nimmt der Song zwischenzeitlich Fahrt auf und ist zu jenem Zeitpunkt genau das, was man sich als geneigter Freund der düsteren Musik erwartet. In eine ähnliche Kerbe schlagen das modern klingende “Plutonian Democracy“, das mit einigen Wendungen versehene “God Delusion“ oder das düstere “Unsung Heroes“ mit seinen abgehackten Riffs.

Was noch hervorzuheben wäre, sind die Songs auf der zweiten Disc, die unter dem Namen “The Parthenopean Shores“ subsumiert werden. In 27 Minuten wird man auf eine Reise mitgenommen, auf der die besondere Beziehung von Mastermind Wolfgang zu seiner zweiten Heimat Neapel thematisiert wird. Diese Reise führt einen durch grundverschiedene Passagen, die zumeist weniger düster klingen als die Teile der ersten CD. Songs wie “Eruption“ sind lebendig und sogar vorsichtig optimistisch, ohne die eigenen Wurzeln ad absurdum zu führen.

Es lässt sich feststellen, dass “Morphean Empires“ ein äußerst gehaltvolles Werk geworden ist. Hier werden keine „höher, schneller, weiter“-Rekorde gebrochen. Es wird auch keine kopflastige „Musik für Musiker“ dargeboten. Und dennoch braucht man etwas Geduld, um die Chose nachvollziehen zu können. Doch dann werden Musikfreunde ohne Scheuklappendenken auf ihre Kosten kommen, denn der Hörgenuss zahlt sich aus. Und wenn man das Dargebotene doch mit wenigen Worten beschreiben müsste, dann würde ich folgende Schlagworte ins Rennen werfen: Kritisch, düster, abwechslungsreich, nachdenklich, authentisch.

All diese Eigenschaften spreche ich den momentanen österreichischen Exportschlagern im Musikbusiness ab. Für mich sind das ganz, ganz starke 4 Punkte. In diesem Sinne: Kauft “Morphean Empires“ und unterstützt Musik, wie sie heute auch noch sein kann und soll.



Bewertung: 4.0 / 5.0
Autor: El Greco (26.09.2016)

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