YOSSI SASSI BAND - Roots And Roads

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VÖ: 25.05.2016
Bandinfo: YOSSI SASSI BAND
Genre: Oriental Metal
Label: Eigenproduktion
Lineup  |  Trackliste

Wenn sich Musiker customized Sachen anlächeln, sind sie mir meistens schon einmal suspekt. Im positiven Sinne. Denen schaue ich dann etwas genauer auf die Finger. Um ihrer Virtuosität Ausdruck zu verleihen und der Spielfreude und den Ideen gerecht zu werden, können Musiker ganz schön kreativ werden. Im Fall von ORPHANED LAND-Klampfer Yossi Sassi sprechen wir allerdings nicht von einer Saite mehr oder ein paar Frets weniger. Er verband direkt zwei Instrumente miteinander – ineinander. Seine Bouzukitara vereint den traditionellen Klang der Bouzuki und die griffigen Vorzüge der E-Gitarre. Inklusive aller Variationen und Spielereien dazwischen. Und damit macht er traditionell angehauchten Rock, wird als Pionier des orientalen Rocks bezeichnet (auch wenn mir persönlich solche Bezeichnungen teils etwas schwer im Magen liegen). Eines ist allerdings klar: Das, was er an musikalischer Innovation geschaffen hat, ist durchaus bemerkenswert und ein Vorreiter in Sachen Kreativität und Können ist er allemal.

Sein drittes Album „Roots and Roads“ schlägt keine neuen Kerben, vertieft die alten aber. Yossi Sassi führt seinen Weg fort. War das erste Solo-Album „Melting Clocks“ noch sehr E-Gitarren-lastig, wurden die traditionelleren Klänge auf „Desert Butterfly“ schon häufiger. Das aktuelle Album besinnt sich nun noch stärker auf die mannigfaltigen Möglichkeiten der Bouzukitara, akustische Klänge finden mehr Raum, zeitgleich wird das ganze Album von eingängigen Melodien und ziemlich oft von einem ordentlichen Groove begleitet, wovon man sich unter anderem bei „Palm Dance“ überzeugen kann. Zumeist verlässt sich der künstlerische Mastermind Yossi Sassi auf instrumentale Stärke. Vocals sind eher rar gestreut und wenn, dann von sehr ausgewählten Stimmen dargeboten. So leiht (zu meiner großen Freude) bei „The Religion of Music“ MYRATH-Vocalist Zaher Zorgati seine Stimme für einen kraftvollen Rock-Song. Traditionell gehaltene und fließende Stücke wie „Mr. NoSoul“ kann man zwischen blues-rockigen Tracks wie „Madame TwoSouls“ oder vielschichtigen Kompositionen wie „Root Out“ wiederfinden, während „Winter“ schon ethno-jazzige Züge aufbietet. 

Eine einzelne Genre-Bezeichnung würde gar nicht ausreichen, um zu beschreiben, was Yossi Sassi mit „Roots and Roads“ geschaffen hat. Auf diesem Album kehrt er seine musikalische Seele nach außen und lässt alle daran teilhaben. Genre-Grenzen sind vergessen, alles, was noch klingt, ist die pure Freude an der Musik. Zwölf starke Songs präsentieren eine selten dagewesene Vielschichtigkeit, die nicht nur aus dem Vermengen von Tradition und Moderne entstammt, sondern auch aus der gelebten Spielfreude. Ein starkes Album!



Bewertung: 4.5 / 5.0
Autor: Lisi Ruetz (28.10.2016)

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