DEEP SUN - Race Against Time

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VÖ: 08.09.2016
Bandinfo: DEEP SUN
Genre: Symphonic Metal
Label: Eigenproduktion
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Lineup  |  Trackliste  |  Credits

Die zarten Anfänge von DEEP SUN liegen im Jahr 2005. Dann dauerte es ein paar Jährchen bis das Personen-Karussell endlich aufhörte sich zu drehen und die Schweizer Band so richtig in Fahrt kam, um 2013 ihr Debüt-Album aufzunehmen.

Das heutige „Race Against Time“ ist das zweite Werk und spiegelt die Hingabe der Musiker für große, symphonische Einsätze und klassischen Opern- bzw. Sopran-Gesang wider. Für letzteren ist Sängerin Debora Lavagnolo verantwortlich. Sie ist nicht nur optisch ein großer Pluspunkt für die Band, ihre ausgebildete Sopranstimme bestimmt das Klangbilder gewaltig.

Das Songwriting insgesamt entspricht dem, was man sich von einer Symphonic Metal-Band mit Frau am Mikro erwartet: knackige Riffs, jaulende Soli, sphärische Klänge am Keyboard oder den Mann am Piano, Orchester-Einsätze und natürlich zarten Gesang, der in andere Sphären abhebt.

Und schon das erste Stück, der Opener „Race Against Time“, liefert den Beweis: der Song ist ein kleines Sammelsurium an fetzigen Rock-Rhythmen, gelegentlich ein wenig seltsam anmutenden Keyboard-Klängen, melodisch-symphonischen Parts und fast schon düsteren Riffs. Der gesamte Song wird garniert von Deboras Sopran, die uns ihre normale Singstimme hören lässt, aber noch viel mehr die bei einer Sopranistin vorprogrammierten Höhenflüge.

Die symphonischen Klänge zu Beginn von "Riders Of Death" sind ruhig, werden aber schnell von heftigen Riffs begleitet und einem Hauch von Folk. Die Jungs liefern sich mit ihren dunklen, eindringlichen Backing-Vocals ein gesangliches Gegenspiel zu Debora.

„The Believer“ ist schön rhythmisch, melodisch und kratzt ganz stark an den Hits der großen Bands aus dem Symphonic Metal-Bereich. Das intensiv-dichte Gitarrenspiel und die treibenden Drums stehen im Gegensatz zu den verspielten Keyboard-Klängen und zeugen von einem gut gemachten Songwriting, das der Komposition vor allem aufgrund der Gegensätze Leben einhaucht.

Nachdenkliche Klaviertöne und Fokus auf Deboras Stimme am Start von „Good Old Times“. Dann hat man den Eindruck, die Band reißt das Ruder herum, kämpft um Lautstärke und fetzige Riffs, bis man sich bei einem gemeinsamen Sound wiederfindet, der gleichzeitig bombastisch wirkt und dem nicht mal das Keyboard etwas von seinem Drive nehmen kann, sondern eher noch ein Schäuferl nachlegt. Gleiches finden wir bei „Nostalgia“: Klavier und ruhige Singstimme zu Anfang (klingt fast wie ein Weihnachtslied) mit nachfolgender Entwicklung zu einer rockigen Arie.

„Dreaming Leprechaun" ist ein ausgewogener Mix aus knackigen Rock-Rhythmen mit viel Melodie, aber gleichzeitig einem gleichförmigen, dahingaloppierenden Rhythmus, um diesen Kobold zu besingen. Nicht uninteressant gemacht bzw. frage ich mich nach einer Weile, wie sich das ganze ohne Vocals anhören würde. Das hätte sicher auch einen gewissen Charme.

Flotter dann „Deep Sun“, mit Schwerpunkt auf Gitarren-Riffs, einem Anteil an Elektro-Beats, tollem Chorus und männlichen Akzenten bei den Backing-Vocals. Dazu ihr Auf-und-Ab als Begleitung zu den Riffs und man sieht sich eher bei Filmmusik angesiedelt als bei Metal.

„For Eternity“ ist eine schöne Kombination aus leicht trauriger Ballade und melodischen Riffs, die von Debora entsprechend mit zartem Gesang entschärft werden. Dazu ein Ende mit sopranigen Höhen und ratternden Drums - ein Gegensatz, der sich anzieht und gegenseitig beflügelt.

Mal was anderes probieren sie bei „Des Königs Krieger“. Der Song ist mit deutschem Text und zeigt Folk-Anleihen, die in einem Marsch-ähnlichen Rhythmus enden, der sogleich im Ohr hängen bleibt und einen in seine Bann zieht. Der deutsche Refrain tut natürlich das seine dazu. „Auf in den Kampf“ passt sehr gut mit diesem Marsch-Rhythmus zusammen und die Stimmung, die rüber kommt, zeugt von Aufbruch, Leid, Energie, Entschlossenheit und Trauer. Die Auf-und-Abs in den Vocals bringen viele Emotionen zum Ausdruck und machen dieses Stück zu einem der intensivsten des Albums mit großer Abwechslung beim Songwriting.

Kurz vor dem Ende hören wir mit "Dark Ravine" noch mal einen typischen Symphonic Metal-Song und lassen das Album mit „Whispering Screams" ausklingen, das erneut die ruhige Seite der Band zeigt. Pianoklänge und Sopran führen uns zu einem ruhigen Schlußpunkt, der von den Vocals bestimmt wird und als Arie endet.

Kann man DEEP SUN mit NIGHTWISH und ähnlichen Bands vergleichen? Gleichzeitig ja und nein. Einerseits ist natürlich immer der Vergleich da, sobald eine Frau mit Opernstimme an der Front steht und man sich im Genre „Symphonic Metal“ bewegt. Anderserseits bemüht sich natürlich jede Band in diesem Genre, nicht wie ein Abklatsch zu wirken, und so legen DEEP SUN Wert darauf, in den einzelnen Songs Abwechslung zu bieten und nicht nach Einheitsbrei zu klingen.



Bewertung: 3.5 / 5.0
Autor: Lady Cat (07.11.2016)

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