AYNSLEY LISTER - Eyes Wide Open

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VÖ: 07.10.2016
Bandinfo: AYNSLEY LISTER
Genre: Blues Rock
Label: Straight Talkin' Records
Lineup  |  Trackliste

Bluesfans erleben momentan eine Art Boom. „Nachwuchs“-Künstler wie Joe Bonamassa schaffen es tatsächlich die Fussstapfen ihrer Idole zu füllen und spielen ausverkaufte Konzerte in immer größeren Hallen. Der Brite Aynsley Lister, der 2007 als einziger nicht-Amerikaner in Classic Rock’s Top 10 zeitgenössischer Blues-Musiker genannt wurde, steht dem amerikanischem Posterboy des aktuellen Blues in Nichts nach. Im Gegenteil, wem die Überpräsenz Bonamassas und dessen Mainstreamentertainment US-amerikanischer Schule gegen den Strich geht, findet bei AYNSLEY LISTER die bewusste Reduktion auf die Musik.


Lister’s achtes Studioalbum beweist einmal mehr, wieso der Gitarrist bei den British Blues Awards zu den Stammgästen gehört. Eine seiner größten Stärken ist die unglaubliche Musikalität mit der Lister seine Kompositionen bis zur Perfektion veredelt. Trotz seiner schier unglaublichen Spieltechnik steht niemals der Gitarrist Aynsley Lister, sondern immer der jeweilige Song im Vordergrund. Ich bin ein großer Fan der jungen Blues Garde von Jared James Nichols, über Kenny Wayne Shepherd, bis Philip Sayce, aber niemand schafft des dermaßen grandiose Stücke zu komponieren, ohne sich selbst in den Vordergrund zu hieven. Lister stellt sein eigenes Ego in den Dienst der Sache und versteht es genau, wann er als Gitarrist einen Schritt zurück machen muss, brennt, wenn es der Song verlangt, aber auch ein spieltechnisches Feuerwerk ab. Hat mich anfangs der etwas zu saubere Gesang gestört, wurde ich zunehmend eines Besseren belehrt. Hört man „Eyes Wide Open“ mit Kopfhörern oder einer guten Anlage, kommt ein dermaßen naturbelassenes Klangbild zum Vorschein, dass man sich in einem Raum mit der Band wähnt. Gottseidank wurde hier nichts im Nachhinein glattgebügelt, durch die kleinen tonalen Feinheiten entwickelt das Werk den Charme eines künftigen Klassikers. Ein Highlight herauszupicken würde dem Album nicht gerecht, eine kleine Besonderheit ist das 7-minütige „Il Grande Mafioso“, in welchem Lister seine Vorliebe für Gangster-Filme verarbeitet.


Für beinharte Metallfans mit Sicherheit zu soft, für Bluejeans aber essenziell und unverzichtbar. Freunde härtere Klänge sollten aber ein Ohr riskieren und in die etwas härteren Tracks „All Your Love“ oder „Time“ reinhören.



Bewertung: 4.5 / 5.0
Autor: Michael Walzl (03.11.2016)

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