TREES OF ETERNITY - Hour Of The Nightingale

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VÖ: 11.11.2016
Bandinfo: TREES OF ETERNITY
Genre: Doom Metal
Label: Svart Records
Lineup  |  Trackliste  |  Credits

Es war einer dieser Schockzustände, die Metalfans in den letzten Jahren immer häufiger ereilt haben: Aleah, geboren Aleah Liane Stanbridge, ist im vergangenen April im Alter von nur 39 Jahren an Krebs verstorben. Die musikalische Hinterlassenschaft? TREES OF ETERNITY, ein Projekt, das die südafrikanische Singer-Songwriterin im Jahre 2009 zusammen mit SWALLOW THE SUN Gitarrist Juha Raivio und einem eher ruhigen Akustik-Konzept gegründet hat. Später sollten dann noch die Norrman-Brüder von OCTOBER TIDE und Kai Hahto von WINTERSUN folgen, wodurch dann auch der kalte, atmosphärische Doom Metal immer mehr in den Vordergrund rückte und schlussendlich das 2013-Demo "Black Ocean" hervorbrachte.

Darauf folgten dann drei Jahre Arbeit am Debütalbum "Hour Of The Nightingale", die dann dieses Jahr im April, also kurz vor der Fertigstellung des Werks, durch den Todesfall erschüttert wurden. Da Aleah Stanbridge all ihre Vocalparts allerdings noch vor ihrem Tod aufnehmen konnte, hat man sich dazu entschlossen, die komplette Ausarbeitung fertigzustellen und es via Svart Records als wohlige Erinnerung an diese großartige Sängerin zu veröffentlichen. Das Coverartwork wurde übrigens von Fursy Teyssier in enger Zusammenarbeit mit der Band gefertigt und ist ein mehr als nur würdiger Tribut. Nun ist aber die Frage, wie man sich an ein solches Album überhaupt tasten soll?

Grundsätzlich, also aufgrund der Stilistik und deren Ausführung, erinnern TREES OF ETERNITY sehr stark an die schwedischen Kollegen von DRACONIAN (weil Aleah auch stimmlich ihrer Kollegin und Freundin Heike Langhans ähnelt) bzw. sind aufgrund der besonders bedrückenden Inszenierung des Doom Metals auch mit einigen Hauptbands der Protagonisten vergleichbar. Und so unwohl ich mich auch dabei fühle, daran rumzumosern (und mal wieder den Buhmann zu mimen), ist mein Problem mit "Hour Of The Nightingale" ein gänzlich anderes und viel schwerwiegenderes: Es ist einfach eindimensional, sodass sich bereits nach "My Requiem" und "Eye Of Night" die Frage aufdrängt, ob es sich hier um einen Longtrack handelt. Das wäre wohl auch nicht weiter tragisch, würde diese Komplikation nicht das komplette Werk durchsetzen. Gerade bei den hochklassigen Kollaborationen mit Mick Moss (ANTIMATTER) in "Condemned To Silence" und Nick Holmes (PARADISE LOST) in "Gallows Bird" spürt man nämlich, wie gut dem Album im Gesamtverbund ein Pendant zu Aleah getan hätte - also unabhängig davon, ob man ihr nun, wie von vielen Vertretern dieser Stilrichtung gewohnt, Growls oder eben Klargesang zur Seite gestellt hätte. Die Südafrikanerin ist ohne jeden Zweifel eine überaus begnadete Sängerin (das zweifelsfrei vorhandene Repertoire wurde dennoch nicht ausgenutzt), kann aber das - zugegebenermaßen auch zumeist eintönige - Songwriting nicht von alleine tragen.

So vergibt "Hour Of The Nightingale" die Chance, trotz vieler eigentlich richtig guter Songs, seinem immensen Potenzial zu einem Genrehighlight gerecht zu werden. Atmosphärisch ziehen TREES OF ETERNITY hier einen imposanten, düsteren Schleier auf, der sich zu keinem Zeitpunkt lichtet, spätestens ab dem fünften oder sechsten Song aber schlichtweg nicht mehr fesseln kann. Wobei man hierzu und in Bezug auf obige Argumentation fairerweise anmerken muss, dass DRACONIAN auch nicht die abwechslungsreichsten Komponisten ihres Fachs sind. Nur bewirkt der dortige Kontrast beider Vokalisten wahre Wunder und verleiht den Kollegen zusätzliche Intensität und vereinzelte Variationen, die man auf dem hiesigen Debüt leider desöfteren vermisst.

Ungeachtet all dessen möchte ich an dieser Stelle ein kleines Nachwort anbringen und noch einmal expliziert anmerken, dass der Metal eine herausragende Sängerin verloren hat. Verloren an eine fatale Krankheit, die leider auch weiterhin in vielen Fällen unbesiegbar sein kann, der man gleichzeitig aber auch den bestmöglichen Kampf abringen sollte, den man zu bieten hat. Möge sie in Frieden ruhen und ihr musikalisches Erbe niemals verhallen...



Bewertung: 3.0 / 5.0
Autor: Pascal Staub (09.11.2016)

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