THE NEAL MORSE BAND - The Similitude of a Dream

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VÖ: 11.11.2016
Bandinfo: THE NEAL MORSE BAND
Genre: Progressive Rock
Label: Radiant Records
Lineup  |  Trackliste

Die von Klangmagier Neal Morse neu formierte THE NEAL MORSE BAND hat mich bereits 2015 mit ihrem Debüt „The Grand Experiment“ verzaubert. Altmeister Morse funktioniert scheinbar im Kontext einer regulären Band am besten, denn ein dermaßen starkes Album hat der Musiker meiner Meinung nach seit seiner Zeit bei SPOCK’S BEARD nicht veröffentlicht. Da man den Vorgänger qualitativ kaum übertreffen konnte, musste quantitativ aufgerüstet werden.

„The Similitude“ of a Dream ist folgerichtig ein Doppelkonzeptalbum, das sich thematisch an John Bunyan’s „The Pilgrim’s Process“, ein Buch über die spirituelle Reise eines Mannes, orientiert. Angesichts der Lebensgeschichte von Neal Morse und seiner tiefen Verwurzelung im christlichen Glauben finden sich in den Texten möglicherweise zusätzlich autobiografische Elemente, deren Deutung aber nicht Inhalt dieser Rezension ist.

Konzentriert man sich auf die Musik, stellt man fest, dass die Band sich von den oberflächlich betrachtet sehr eingängigen Stücken des vorangegangenen Werkes verabschiedet hat. Nach dem eröffnenden „Long Day“ folgt mit „Overtüre“ direkt ein komplexer Proghammer, der in knapp sechs Minuten mehr musikalische Ideen enthält als manch vollwertiges Album. Schwindelerregend komplex und auf einem spieltechnisch über alle Zweifel erhabenen Niveau performt die Gruppe vollkommen entfesselt, doch stets schlüssig und nachvollziehbar. Neal Morse verstand es seit jeher wie kein anderer, höchst komplexe Arrangements mit eingängigen Melodien zu verweben und so den Hörer sofort zu fesseln, das Interesse aber auch langfristig binden zu können. Ein weiteres gutes Beispiel ist das verträumt beginnende „Makes No Sense To Me“, das sich über einen hymnischen Mittelpart in ein ausuferndes Solo ergießt, um letztlich nahtlos in das ruppige „Draw The Line“ überzugehen. Einzelne Highlights herauszupicken würde diesem Meisterwerk, in dem ein Höhepunkt den nächsten jagt, nicht gerecht, diese musikalische Achterbahnfahrt muss am Stück konsumiert werden.

Opulent und dekadent mit einer an Verschwendung grenzenden Anzahl musikalischer Geniestreiche agieren THE NEAL MORSE BAND auf dem Zenit ihres musikalischen Schaffens. Schlicht das beste progressive Konzeptalbum seit DREAM THEATER’s „Scenes from a Memory“ und SPOCK’s BEARD’s „Snow“ – gewaltig.



Bewertung: 5.0 / 5.0
Autor: Michael Walzl (12.11.2016)

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