TORTUGA - Pirate's Bride

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VÖ: 01.06.2015
Bandinfo: TORTUGA
Genre: Power Metal
Label: Eigenproduktion
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Lineup  |  Trackliste

Arrr! Ihr verdammten Landratten! Auf der Île de la Tortue (spanisch: Tortuga) haben die Piraten um Mary Read, Verzeihung, Captain Mary Read, ihr erstes Album auf Kiel gelegt. Einen illustren Haufen an Halsabschneidern hat die Oberpiratin zusammengetrommelt, so klingende Namen wie Sir Blackbeard, 3-Finger-Bill oder Woodleg Willy haben in der Crew angeheuert – oder wurden eventuell auch geschanghait, so genau weiß man das bei Piraten ja nie. Doch nun sehen wir einmal, ob wir es bei der nach dem berühmten Piratenstützpunkt benannten TORTUGA mit einer stolzen Fregatte oder doch einem Seelenverkäufer zu tun haben...

„Ready For Boarding“! Man setzt im selben Heimathafen, von dem aus Rock'n'Rolf mit seiner Fregatte RUNNING WILD in See sticht, die Segel in Richtung teutonischen Power Metals mit dezentem Folk-Einschlag, der gelegentlich auch ein wenig in den Folk-Bereich schielt. Enorm schräg wird „Black Jack“ besungen – vielleicht würde das Ganze mit einem grölenden Piratenchor besser wirken als mit der hier etwas dünn klingenden Stimme der Oberpiratin...? Mit „Beauty Is Her Middle Name“ hat man aber immerhin einen lässigen Ohrwurm am Start, der dazu verleitet, das Holzbein zum Tanz zu schwingen.

Auch „Land Ho“ segelt hart am Wind, geht längsseits und feuert eine Breitseite auf den Feind ab. Schleppendes, wenig spektakuläres „Silence Before The Storm“, bevor „The Captain's Crew“ die Entermesser herausholt und sich in bester Freibeutermanier anschickt, das bemitleidenswerte Handelsschiff zu kapern. Auf „Tortuga Island“ teilen die Halunken die Beute unter sich auf und feiern zu lässigen Flötenklängen der „Pirate's Bride“ orgiastische Gelage mit reichlich Rum, heißem Grog, ausgiebigen Keilereien und Dockschwalben zuhauf. Ein wahrer Sündenpfuhl tut sich auf, doch Captain Mary Read und ihre Crew haben verfluchtes Gold gestohlen... „Under The Curse“ sind sie nun gezwungen zu leben, so lange, bis sie alles gestohlene Gold zurück an seinen Platz gebracht haben, auf dass der Fluch gebrochen werden kann...

Ihr kennt das ja: Da segelt man fröhlich plündernd und mordend vor sich hin, und auf einmal erwischt man die falsche Truhe – und zack! Schon ist man verflucht. Zugegeben, verflucht klingen TORTUGA nun nicht, bleiben aber weitestgehend im Kielwasser von RUNNING WILD, mit stellenweise ordentlichem Ohrwurmfaktor, jedoch ohne sich musikalisch allzu sehr freispielen zu können. Zum einen würden die episch-knackigen Gitarrenläufe einfach eine druckvollere Produktion benötigen, um sich richtig entfalten zu können, zum anderen agieren die unaufdringlichen Vocals über weite Strecken irgendwie einsam in den mit guten Spannungsbögen ausgestatteten Titeln; man wartet ständig auf mächtige „Yo-Ho!“-Chöre, die aber leider nicht kommen. Gegenüber den musikalischen Schwächen präsentiert „Pirate's Bride“ aber hohen Unterhaltungsfaktor, sodass sich das Herz schnell für den Piratenhaufen aus dem Saarland erwärmen kann. Auf zur nächsten Kaperfahrt auf der TORTUGA!



Bewertung: 3.0 / 5.0
Autor: Anthalerero (02.12.2016)

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