KÄRBHOLZ - Überdosis Leben

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VÖ: 27.01.2017
Bandinfo: KÄRBHOLZ
Genre: Punk Rock
Label: Metalville Records
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Lineup  |  Trackliste

Man hat wohl einiges auf dem KÄRBHOLZ, wenn man sich eine „Überdosis Leben“ spritzt. Zugegeben, dieser Versuch eine möglichst schmissige Einleitung zu fabrizieren, ist ziemlich platt geraten, doch ein simples „KÄRBHOLZ haben mit „Überdosis Leben“ ein neues Album am Start“ zeugt wiederum nicht von viel Kreativität. Ihr seht, es ist ein ziemlicher Zwiespalt, wie man sein Review einleiten sollte. Ein Zwiespalt, der in dieser Form allerdings recht gut zur vorliegenden Publikation passt, da auf „Überdosis Leben“ ein starkes Pendeln zwischen Imagepflege (böse Zungen könnten es auch „Dienst nach Vorschrift“ nennen) und etwas bemüht wirkender Kreativität zu verorten ist.

Auch wenn der Originalitätsfaktor über weite Strecken nicht allzu hoch ist (ein allgemeines Genre-Phänomen im punkigen Deutschrock), so lässt man sich zumindest nicht in ONKELZ'sche oder FREI.WILD'sche Niederungen herunter. Wenngleich auch ein Titel wie „Kind aus Hinterwald“ bisweilen arg holprig wirkt, sodass es nicht einmal der frische Country-Touch mit Alexander Suck (VOGELFREY) an der Violine herausreißt. Textlich gewinnt man in diesem Song keinen Literaturwettbewerb; eine Ode an die Heimat ist zwar gut und schön, doch bei einer Einwohnerzahl von jenseits der 10.000 Leute kann man wohl kaum von „Hinterwald“ reden – höchstens aus der Sicht eines Großstadtkindes.

Nebst massig punkigen Ohrwürmern wie dem Opener „Ich hoffe du kannst mich Sehen“ oder „Schwerelosigkeit“ traut man sich auch über langsamere, melancholische Songs wie „In Flammen stehen“. Schöne Gitarrenharmonien in „Feuerräder“ stehen teilweise arg schiefem Gesang (wieder so ein Genre-Ding) gegenüber, welcher vor allem in „Nur wir Beide“ negativ auffällt. Ab und an lässt man schmissige Riffs mit einem leichten MOTÖRHEAD-Touch los („Da ist noch Leben drin“ und „Weck mich nicht auf“), dann fühlt man sich wieder, wie im Titeltrack „Überdosis Leben“, schwer an das Vorgängeralbum „Karma“ erinnert. In „Evolution Umsonst“ experimentieren KÄRBHOLZ ein wenig mit keuchenden Growls, was ihnen durchaus gut zu Gesicht steht, und bei „Perfekt Unperfekt“ kommt Frauengesang zum Zug, während der ur-punkige Song in den Strophen einen Indie-Touch aufweist.

Dass KÄRBHOLZ stehen geblieben wären, sich musikalisch nicht (weiter-)entwickeln würden, das kann man den vier Jungs absolut nicht vorwerfen. Allerdings versucht man teilweise mit allzu großer Vehemenz frischen Wind einzubringen, sodass gerade die interessanteren, aus dem Schema ausbrechenden Titel etwas gezwungen und verkrampft wirken. Im gewohnten Fahrwasser punkig orientierten Rocks fühlen sich KÄRBHOLZ aber wohl, und kredenzen so manchen erfreulich unplatitüdenhaft intonierten Titel, der das Zeug zum Ohrwurm hat. Wer sich nicht an ein paar schiefen Gesangstönen stört und seinen schmissigen Rock gerne mit deutschen Texten hört, der kann bei KÄRBHOLZ bedenkenlos zugreifen. Zweifelhafte Phrasen werden auf „Überdosis Leben“ nicht gedroschen, hier wird nur gut gerockt.



Bewertung: 3.0 / 5.0
Autor: Anthalerero (22.01.2017)

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