CROWN THE FALLEN - The Passing Of Greed

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VÖ: 22.01.2017
Bandinfo: CROWN THE FALLEN
Genre: Symphonic Black Metal
Label: Eigenproduktion
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Lineup  |  Trackliste

Selten, selten schlägt ein erstes Album einer einheimischen Band dermaßen beim Stormbringer-Schreiberling ein wie "The Passing Of Greed" von den Grazern von CROWN THE FALLEN.

Gut, man könnte sagen, dass es sich bei den sechs Musikern um keine Anfänger mehr handelt, aber reines musikalisches Handwerk macht noch lange  kein gutes Album.

Hier, bei "The Passing Of Greed" allerdings stimmt allerdings relativ zügig vieles. Als erstes fällt der ungemein klare, harte Sound auf. Es gibt tausend Bands, die seit Jahrzehnten quer durch die Welt tingeln und Album um Album veröffentlichen, es aber nicht schaffen, einen modernen, harten Sound so unaufdringlich auf das Medium der jeweiligen Wahl zu bannen, wie es die Grazer tun. Genau so muss moderner Symphonic (Black) Metal klingen. Keine voll aufgerissenen Regler und hochgezogene Masteringbandbreiten, sondern einfach nur absolut druckvoller, kristallklarer Metal. Und das auf einem ersten Release. "Chapeau!", meine Herren. Gut, Fenriz wird´s wahrscheinlich nicht gefallen, aber man kann es nicht jedem recht tun.

 

Was wären aber 50 Minuten lässiges Klangbild ohne die passenden Songs? Genau, nicht viel. Aber hier zeigen CROWN THE FALLEN, dass sie nicht nur gestandene Metaller sind, sondern auch ein wirkliches Gespür für starkes Songwriting haben. Es geht leider nicht immer ohne Vergleiche, für mich stehen die Grazer irgendwie im Schnittpunkt von DIMMU BORGIR'scher Breitwand, früher CHILDREN OF BODOM-Wildheit und der Opulenz von NIGHTWISH. Keine Angst, dunkles Volk, hier gibt es kein "Alpenglow", aber die symphonisch angesetzten Keyboardmelodien ähneln den Klassiklandschaften der Finnen/Holländer/Engländer. 

Ein edler Cuvée aus Death, Black, Thrash, Prog und Heavy Metal mit klassischen Einflüssen ist es laut Band geworden und dem kann man zustimmen. Ganz einfach als Metal soll es bezeichnet werden, ich lehne mich dennoch ein wenig Richtung Symphonic Black Metal. Das ist jetzt aber nur bedingt wichtig: was zählt, sind die neun Songs, die sich allesamt lyrisch um die Probleme und Schwierigkeiten des Einzelnen im gegenwärtigen politisch-wirtschaftlichen Gesellschaftskontext drehen. Gut, hier gilt es nachzufragen. Die Texte kommen jedenfalls mit sehr viel Pathos daher und sind zweisprachig gehalten, Deutsch und Englisch. 

 

Der ganz große Höhepunkt auf dem Album ist aber jedesmal erreicht, wenn der jeweilige Song in längere Instrumentalpassagen abdriftet. Man möge mich hier nicht missverstehen, der Gesang und die damit einhergehenden Strophen und Refrains sind einwandfrei und in ihrer beinahe schon schönen Aggression ganz groß, aber wenn die Band instrumental abfährt, werden alle Seile gekappt. Twin-Harmonie-Gitarren vom allerfeinsten, Soli (Gitarre und Keyboard) die keine selbstverliebte Malmsteen-Verbeugung sind, sondern richtig in´s Ohr gehen, das treibende, aber immer mit Details gespickte Drumming von der Slut (gibt es ein Instrument, das der Herr Trummer nicht spielen kann?) und ein anschiebender Bass locken dem Hörer laufend breites Lächeln in´s Gesicht. 

Bei diesen Ausflügen haben sich CROWN THE FALLEN ganz viele Gedanken gemacht und diese dann in einer Art und Weise auf das Band gebracht, wie es vielen etablierten Bands in ihrem ganzen Musikerleben nicht gelingt. Hört Euch "Black Hordes" an und ihr wisst, was ich meine. Hört Euch am besten natürlich alle Songs an...

CROWN THE FALLEN ist mit dem Erstling eine wahre Offenbarung gelungen. Eingängig, gscheit heavy, bis zum Anschlag kompetent und durchgehend mitreissend. Das Album läuft nun schon eine Weile bei mir und hört sich einfach nicht ab. Noch gebe ich keine Maximalpunkte, wer weiß, was die Herrschaften mit der nächsten Veröffentlichung noch aus dem Köcher ziehen. Zuzutrauen ist ihnen vieles wenn man das Debütrund als Maßstab sieht.

Hier haben wir es mit einer der besten einheimischen Veröffentlichungen seit langem zu tun und mit dieser Klasse kann man auch international im oberen Drittel mitspielen. Mir jedenfalls fiele jetzt auf die Schnelle kein, sagen wir mal, extremes Metal-Album, welches in den letzten paar Monaten erschienen ist, das ernsthaft CROWN THE FALLENs "The Passing Of Greed" hinter sich lassen kann. 

Zuviel Lokalpatriotismus? Sicher nicht. "The Passing Of Greed" ist ein brutal starkes Album einer ebenso starken Band geworden. Punkt.



Bewertung: 4.5 / 5.0
Autor: Christian Wiederwald (24.02.2017)

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